Sozialwirtschaftliche Kleidersammlung muss gestärkt werden

Wenn man ein Kleidungsstück in einen Textilcontainer wirft, wünschen sich die Spender in der Regel, dass es wiederverwendet wird und außerdem einen sozialen Zweck erfüllt.
Foto: Fritz Zühlke; pixelio.de

Um sichtbar zu machen, welche Container und Abgabestellen beide Anforderungen erfüllen, hat RepaNet, unterstützt von Initiatorpartner Tchibo, Anfang September die Website sachspenden.at ins Leben gerufen.

„Unsere 17 textilsammelnden Mitglieder schaffen es, 10,5% der gesammelten Kleidung im Inland in ihren Re-Use-Shops zu verkaufen – 2019 waren das fast 1.600 Tonnen. Mit Inlands-Re-Use erwirtschaften sie 61% der Erlöse im Textilbereich – und diese werden, nach Abzug der eigenen Kosten, zur Gänze für soziale Projekte eingesetzt.“ erläutert Matthias Neitsch, Geschäftsführer von RepaNet, den ökologischen und sozialen Mehrwert der sachspenden.at-Betriebe. Ganze 40% der Second-Hand-Kleidung aus österreichischen Sammlungen wurden von RepaNet-Mitgliedern bearbeitet. Die Rolle der Sozialwirtschaft als Expertin für fairen Textil-Re-Use muss deshalb vermehrt anerkannt und ihre Arbeit gefördert werden. Besonders angesichts aktuell steigender Textilsammelmengen: 2019 wurden von den RepaNet-Mitgliedern 15.176 Tonnen Textilien gesammelt – das sind 6% mehr als im Vorjahr, was die neu veröffentlichte Re-Use-Markterhebung von RepaNet zeigt.

Status quo: steigende Sammelmengen vs. sinkende Anzahl geförderter Arbeitsplätze

Diese Mengen zu bewältigen ist für die Betriebe eine wachsende Herausforderung, denn die Anzahl der finanzierten Transitarbeitsplätze ist in den letzten Jahren gesunken, Schulungs- und Weiterbildungserfordernisse der Transitmitarbeiter*innen wiederum sind stark im Steigen begriffen. Insgesamt hatten RepaNet-Mitglieder 2019 1.500 Kreislaufwirtschaftsarbeitsplätze für am Arbeitsmarkt Benachteiligte zur Verfügung, u.a. in Textilsammlung, -sortierung und -verkauf – deutlich weniger als zuvor. Mag. Martin Zwicker, Geschäftsführer der Volkshilfe Arbeitswelt GmbH in Oberösterreich, analysiert: „Im aktuellen Regierungsprogramm sind die Forcierung der Kreislaufwirtschaft und die Förderung sozialökonomischer Betriebe in diesem Bereich explizit erwähnt. Im Zuge der Corona-Arbeitsstiftung wollen nun einzelne AMS-Landesgeschäftsstellen einen Kreislaufwirtschaftsschwerpunkt setzen. Das ist ein wichtiger Schritt, doch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze durch bundesweit geregelte Unterstützung aus Mitteln der Umweltressorts würde hier langfristig viel Druck aus dem System nehmen, Arbeitsbedingungen verbessern und damit Wiederverwendungsmengen erhöhen.“

Perspektive: getrennte Sammlungen für Re-Use und Recycling

Um die wichtige Leistung der RepaNet-Mitglieder langfristig sicherzustellen, ist neben mehr und dauerhaft geförderten Arbeitsplätzen im Überschneidungsbereich von Kreislaufwirtschaft und Sozialwirtschaft eine qualitative Verbesserung der eingehenden Sammelware wünschenswert. Dies könnte durch eine eigene Sammlung für Re-Use erreicht werden, wie Neitsch erklärt: „Die ab 2025 EU-weit verpflichtende flächendeckende Textilsammlung bietet die Chance eines Upgrades auf ein zweigleisiges Sammelsystem: hochwertige Ware kommt in die Re-Use-Sammlung und bleibt für den sozialen Zweck reserviert, nicht mehr tragbare Ware fürs Recycling kommt in den Recycling-Container. Das schafft mehr Klarheit für Konsument*innen und geht das doppelte Problem der sinkenden Qualität der Sammelware und der aktuell 70.000 Tonnen Textilien pro Jahr im Restmüll an. RepaNet setzt sich dafür ein, dass die Rolle der sozialwirtschaftlichen Sammler, die seit jeher auf Re-Use mit möglichst langsamen Kreisläufen spezialisiert sind und gleichzeitig einen erheblichen sozialen Mehrwert schaffen, hier vermehrt gestärkt wird. Denn sie legen den Fokus auf Wiederverwendung, die den Produktwert erhält, und schaffen gleichzeitig dringend benötigte Arbeit für besonders krisenbetroffene arbeitslose Menschen. Anstatt alleine in Faserrecycling zu investieren, ist es von höchster Relevanz, echte Kreislaufwirtschaft entsprechend der Europäischen Abfallhierarchie und somit wirksamen Klimaschutz umzusetzen.“

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