Abfallentsorger: Pfand und Mehrwegquote politischer Schnellschuss

Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) warnt eindringlich vor einem politischen Schnellschuss, wenn es um die Frage des Plastikmülls geht.
Illustration: E. Zillner

„Schnelle, einfache Lösungen sind nicht immer die besten, nur weil sie medial leicht zu erklären sind“, so Gaby Jüly, Präsidentin des VOEB. Die Wirtschaft habe ein umfassendes Konzept zur Kreislaufwirtschaft erstellt, das nächste Woche präsentiert wird und im Gegensatz zu politischen Schnellschüssen an allen Punkten des Wertstoffkreislaufs ansetzt. Das sei echte Kreislaufwirtschaft, die alle Beteiligte einbindet und die Erreichung aller EU-Recyclingquoten garantiert. Denn Getränkeverpackungen machren mit nur sieben Prozent nur ein Bruchteil der gesamten Plastikabfälle aus und würden bereits in den meisten Bundesländern zu mehr als 80% bzw. 90% gesammelt. Und zum Thema Littering halte das deutsche Umweltbundesamt in einer Studie fest, dass das achtlose Wegwerfen von Müll in die Umgebung seit der Einführung des Pfands auf Plastikflaschen sogar zugenommen hat.

„Auch wenn die mediale NGO-PR Einwegpfand und Mehrwegquoten als quasi beschlossene Sache feiert: Nix ist fix. Die Politik muss die Wirtschaft und ihre Argumente einbinden. Wir sprechen hier von 900.000 t Abfall jährlich! Es geht nicht nur um kleine Puzzlesteine, es geht nicht nur um grünes Flickwerk, es geht ums große Ganze. Und gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise mit massiven Arbeitsplatzverlusten kann sich Österreich keine überteuerten Teillösungen, die mit der Wirtschaft nicht abgestimmt sind, leisten“, betont Jüly.

Die Entscheidung über die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Österreich sei von enormer ökologischer und ökonomischer Tragweite. Sie beeinflusse die abfallwirtschaftlichen Strukturen von Produktion über Handel bis hin zu Sammlung und Verwertung. Hier brauche es ein umfassendes Gesamtkonzept, das alle Punkte der Wertschöpfungskette umfasst, und Produzenten, Handel, Gewerbe und Konsumenten gleichermaßen berücksichtigt. „Schließlich muss die Industrie entsprechend planen und investieren, um die politischen Vorgaben auch technisch und logistisch erfüllen zu können. Wir können die Debatte über Plastikabfälle nicht auf dem Rücken der Konsumenten und der Getränkeindustrie austragen. Wir müssen bis 2025 von derzeit 75.000 Tonnen Kunststoff-Recycling auf 150.000 Tonnen kommen. Das gelingt, indem wir in modernste Anlagen investieren, um dann das Recycling zu optimieren, aber auch, indem jeder Einzelne von uns Plastikabfall konsequent getrennt sammelt. Dafür braucht es langfristig stabile Rahmenbedingungen – und eine breite Akzeptanz“, hält Jüly abschließend fest.

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