Digitaler Zwilling zur Inspektion von Abwasseranlagen

Das August-Wilhelm-Scheer-Institut und der Entsorgungsverband Saar arbeiten nach eigenen Angaben an einer neuen Lösung für schnellere und wirtschaftlichere Inspektionen von Abwasseranlagen.
Bild: EVS

Zum Einsatz komme ein digitales Abbild der Anlage und Virtual Reality. Dadurch könne die bisher noch aufwändige Wartung und Kontrolle kostengünstig, schnell und CO2-reduzierend durchgeführt werden. Das Pilotprojekt an einer Anlage des EVS für das Recycling von Klärschlamm zeige vielversprechende Potentiale virtueller Inspektionen.

Die saarländische Infrastruktur zur Abwasserentsorgung und -aufbereitung besteht aus rund 140 Kläranlagen. Die stark verzweigte Struktur müsse für einen ordnungsgemäßen Betrieb regelmäßig inspiziert und gewartet werden. Aktuell seien Mitarbeiter des Betriebes für die Kontrolle der Kanäle, Pumpwerke, Regenwasserbehandlungsanlagen etc. oft stundenlang unterwegs. Einfacher werde die Inspektion mit Hilfe eines digitalen Abbilds der realen Anlage – dem sogenannten „Digitalen Zwilling“. Dabei übermittelten Sensoren und Kameras in der Anlage über eine Cloud Informationen online an das digitale Abbild. Auf diese Weise entstehe der Digitale Zwilling, der alle nötigen Informationen für den Wartungstechniker visualisiert. Der Betriebszustand der Anlage könne damit ortsunabhängig und zu jeder Zeit überwacht und der Wartungsbedarf ermittelt werden.

Im Pilotprojekt sei zu diesem Zweck in einer Klärschlamm-Mineralisierungsanlage auf der Kläranlage des EVS in Homburg eine 360°-Kamera vom August-Wilhelm Scheer Institut installiert worden. Eine Verknüpfung mit den Betriebsdaten der Anlage ermögliche künftig eine einfache und komfortable Zustandsanzeige und -beurteilung. Sobald Informationen der Anlage von einem EVS-Mitarbeiter angefordert werden, sende die Kamera einen hochauflösenden Videostream der realen Anlage. Über eine Virtual Reality-Brille könne der Mitarbeiter in einem 360°-Livebild eine Darstellung der Anlage und deren Betriebsdaten sowie weitere Informationen wie Stammdaten, technische Zeichnungen oder Bedienungs- und Wartungshinweise betrachten.

„Mit der VR-Brille hat man das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Um den Zustand der Maschine beurteilen zu können, muss man somit nicht extra zu den unterschiedlichen Anlagen fahren, die häufig sehr weit auseinanderliegen“, so EVS-Geschäftsführer Georg Jungmann „Das ist nicht nur wirtschaftlich günstig und spart enorm Zeit, sondern es reduziert auch CO2.“, so das Fazit von EVS-Geschäftsführer Michael Philippi.

Bisher sei das Konzept des „Digitalen Zwillings“ vor allem für Großunternehmen interessant gewesen. Dieses Leuchtturmprojekt zeige, welches Potential ein Digitaler Zwilling auch für kleine und mittlere Unternehmen haben kann. Geschäftsführer des Forschungsinstituts Dr. Dirk Werth sieht darin große Chancen: „Die im Pilotprojekt entwickelte Lösung wird zukünftig dem Mittelstand zur Verfügung stehen. Digitale Zwillinge und Virtual Reality werden zusammen ein mächtiges Werkzeug, um das Potential eigener Anlagedaten zu heben, Inspektionen substanziell zu vereinfachen und einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Wirtschaften zu leisten.“

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