Studie: Mikroplastik überall in der Umwelt nachweisbar

Laut einer neuen Studie des österreichischen Umweltbundesamtes ist Mikroplastik mittlerweile in allen Bereichen unserer Umwelt vorhanden.
Thorben Wengert, pixelio.de
Thorben Wengert, pixelio.de

Mikroplastik gelange auf verschiedenen Wegen in die Umwelt: Werde es Produkten wie Kosmetika, Reinigungsmitteln oder Farben direkt zugesetzt, gelange es häufig mit dem Spülwasser in die Kanalisation. In der Menge weitaus bedeutsamer seien Mikroplastikpartikel, die durch Abrieb oder Zerfall entstehen, etwa durch Reifenabrieb, der mit rund 6.800 Tonnen jährlich die größte Quelle für Mikroplastik darstelle. Es folgten Emissionen bei der Abfallentsorgung, Faserabrieb bei der Textilwäsche, Abrieb von Farben (Straßenmarkierung, Fassaden), Verwehungen von Kunstrasenplätzen und Freisetzung auf Baustellen. Die am häufigsten nachgewiesenen Kunststoffarten könnten mit der globalen Kunststoffproduktion in Verbindung gebracht werden.

Bisherige Untersuchungen von Trinkwasser zeigten, dass Leitungswasser aus Grund- und Oberflächenwasser nicht bzw. nur gering belastet ist. Abgefülltes Trinkwasser hingegen weise tendenziell mehr Mikroplastik auf. PET (Polyethylenterephthalat) sei dabei die häufigste nachgewiesene Kunststoffart gewesen, was auf den Abrieb von Verpackungsmaterial zurückzuführen sei. Auch Plastikmaterial, dass bei Trinkwasseraufbereitung bzw. Transport eingesetzt wird, trage zur Verunreinigung bei.
Betroffen vom Mikroplastik-Eintrag sei auch das Abwasser. Dieses stelle insofern ein Problem dar, da durch das Waschen synthetischer Kleidung, falsch entsorgter Hygieneprodukte oder industrieller Einleiter große Mengen an Mikroplastik in das Abwasser gelangten. Kläranlagen würden zwar dafür sorgen, dass ein Großteil der Mikroplastikbelastung entfernt wird, dennoch lande ein Teil davon wieder in der Umwelt.
Die Mengen an Mikroplastik in den einzelnen Studien schwankten teilweise stark, was unter anderem auf unterschiedliche Probenahme- und Analysemethoden zurückzuführen sei.

Internationale Daten zeigten, dass auch der Boden bereits von Mikroplastikeintrag betroffen ist. Der Einsatz von Kunststofffolien oder Betriebsmitteln aus Kunststoffen sowie Klärschlamm, Kompost oder Gärrückstände spielten hier eine zentrale Rolle. In Österreich gebe es dazu bisher nur eine Studie aus Vorarlberg: In mehreren landwirtschaftlichen Flächen im Rheintal hätten Experen des Umweltinstituts Land Vorarlberg Plastikteile im Boden gefunden.

Vor allem Klärschlamm seieine bedeutende Eintragungsquelle von Mikroplastik in den Boden. In Untersuchungen fanden Experten eine Mikroplastik-Konzentration von 1.500 – 170.000 Partikel pro Kilogramm Trockengewicht Klärschlamm. Die Kunststoffarten Polyester, PET, PE (Polyethylen) und PA (Polyamide) seien dabei am häufigsten nachgewiesen worden. Da Klärschlamm häufig in der Landwirtschaft als Düngemittel und im Landschaftsbau verwendet werde, gelangten Kunststoffe auf diesem Weg in den Boden.

Reifenabrieb als größte Quelle für Mikroplastik

Eine weitere Quelle für Mikroplastik in der Umwelt sei der Abrieb von Reifen. Eine Umweltbundesamt-Studie aus 2015 habe den Reifenabrieb für Österreichs Straßen auf 6.766 Tonnen pro Jahr geschätzt. Im gesamten EU-Verkehr entstünden Schätzungen zufolge jährlich mehr als 500.000 Tonnen Mikroplastik durch Reifenabrieb. Im Vergleich dazu würden in der EU jährlich rund 50.000 Tonnen Mikroplastik als bewusster Produktzusatz verwendet. Die Qualität von Reifen und Straßen, der Verkehrsfluss oder das Gewicht von Fahrzeugen beeinflussten die Menge an freigesetztem Abrieb.

Erste Nachweise von Mikroplastik in der Luft

Trotz geringer Datenlage hätten Studien Mikroplastik in der Luft in städtischen und auch in abgelegenen Bergregionen feststellen können. Durch ihre geringe Größe und Dichte werde Mikroplastik über weite Strecken transportiert und somit auch in abgelegene Gebiete getragen. So habe eine kürzlich erschienene Studie Mikroplastik sowohl in Schnee aus Europa als auch der Arktis nachgewiesen.

Für den Menschen relevant und potentiell gesundheitsgefährdend seien Partikelgrößen kleiner als zehn Mikrometer, da diese Barrieren im menschlichen Körper überwinden können (z.B. Haut, Organe) und sie Menschen über die Atmung aufnehmen können. Zehn Mikrometer entsprechen etwa dem Durchmesser von Bakterien.

Mikroplastik im Menschen

In einer Pilotstudie von Umweltbundesamt und Medizinischer Universität Wien sei 2018 Mikroplastik im menschlichen Stuhl entdeckt worden – bei allen der acht internationalen TeilnehmerInnen. Diese hätten in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen konsumiert, die Mehrzahl von ihnen habe Fisch bzw. Meeresfrüchte verzehrt. Das Mikroplastik in Lebensmitteln wie Fisch, Meeresfrüchte oder Salz vorhanden sei, zeigten weitere Studien der Bestandsaufnahme. Die Menge und Zusammensetzung von Mikroplastik in Lebensmitteln sei derzeit jedoch noch unklar.

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