Altpapiertag in Zeiten der Altpapierkrise

Der diesjährige Altpapiertag des bvse findet am 19. März in Düsseldorf statt. Der Verband nennt erhebliche Herausforderungen für die Branche als zentrales Thema. Weltweit gebe es seit kurzem ein massives Überangebot im Markt.
(Quelle: Pixelio, Joujou)

Für das zentrale Altpapier-Marktpanel des bvse-Altpapiertags konnten Experten gewonnen werden, die über das Geschehen in maßgeblichen Regionen der Welt sprechen werden. So erläutert Craig Robinson die Marktentwicklung in der Volksrepublik China. Liana Bratasida beleuchtet die Situation in Indonesien sowie in Südost-Asien. Kelly McNamara widmet sich den Auswirkungen und Vorhaben in den USA und Ulrich Leberle gibt einen Überblick über die Marktlage und ihre Perspektiven aus Sicht der europäischen Papierindustrie. In die sich anschließende moderierte Diskussionsrunde wird sich außerdem der deutsche Altpapierexperte Andreas Otto einbringen.

Dass es eine Menge zu besprechen gibt, liegt aus Sicht des bvse auf der Hand. Weltweit gebe es seit kurzem ein massives Überangebot an Altpapier im Markt. Grund hierfür sei zuvorderst, dass die Politik der Volksrepublik China zum einen die Lizenzen für die Altpapiereinfuhr mengenmäßig extrem beschnitten hat. Zum anderen wurde gleichzeitig der Qualitätsmaßstab an von China importiertes Altpapier drastisch erhöht, was einen Export dorthin erheblich erschwert. Im Ergebnis müssen Millionen Tonnen an Altpapier, die zuvor von China absorbiert wurden, neue Abnehmer finden, so der Verband.

In der Folge fielen die Erlöse für Altpapier seit 2018 demnach stark. Die Altpapierentsorgungsbranche befindet sich mitten in einer tiefgehenden Altpapierkrise. Die Unternehmen müssen sich in dieser durchaus existenzbedrohenden Situation behaupten und von daher ist ein kluges Miteinander aller an der Papierkette Beteiligten unabdingbar. Jeder muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Altpapier ist nach wie vor ein werthaltiger Sekundärrohstoff, dessen Verwendung CO2 und Energie einspart und Ressourcen schont. Altpapier ist im Prinzip ein Musterbeispiel für gelungene, praktizierte Kreislaufwirtschaft.

Die Altpapierentsorgungswirtschaft und die Papierindustrie forderten daher aus gutem Grund bereits vor zwei Jahren in einer gemeinsamen Pressemitteilung, die in Deutschland seit Jahren geltenden hohen Anforderungen an Sekundärrohstoffe nicht durch die Einfuhr und den Einsatz unsauberen Altpapiers aufzuweichen. Es gelte vielmehr dafür Sorge zu tragen, dass in Europa gleichwertig hohe Standards bei der Getrenntsammlung und Aufbereitung von Altpapier kurzfristig umgesetzt werden.

Gerade auch mit Blick auf die seit kurzem in Europa weiter gestiegenen Qualitätsanforderungen der Papierfabriken ist es unerlässlich, dass die bewährte getrennte Erfassung von Altpapier aufrechterhalten wird. Das sollten die an der Papierkette Beteiligten nicht aus dem Auge verlieren.

Die Sammel-, Logistik- und Aufbereitungskosten übersteigen mittlerweile den abgestürzten Erlös für das Altpapier. Diese Entwicklung hat massive Auswirkungen: Um sich über Wasser halten zu können, müssen die Altpapierentsorger ihre Gewerbekunden – Industrie, Handwerk und Handel – überzeugen, die Gefäßgestellung, die Logistik, Aufbereitung und Konditionierung des Altpapiers, ja letztlich damit auch die stoffliche Verwertung von Altpapier zu bezuschussen. Dies lässt sich nur mit erheblichem Aufklärungsaufwand umsetzen und gelingt zudem nicht immer.

Neben dem Marktaspekt bietet der 23. Internationale Altpapiertag dem Besucher auch weitere Themen, die für das Tagesgeschäft der Altpapierentsorger von Bedeutung sind.

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