Basischemikalien aus Kohlendioxid herstellen

Wissenschaftler der ETH Zürich und des Ölkonzerns Total haben einen neuen Katalysator entwickelt, mit dem Methanol aus Kohlendioxid und Wasserstoff hergestellt werden kann. Für die Technologie sehen sie realistische Marktchancen.
(Quelle: Pixabay, Ralf Vetterle)

Wissenschaftler der ETH Zürich haben zusammen mit dem französischen Mineralölunternehmen Total eine neue Technologie entwickelt, mit der man Methanol effizient direkt aus CO2 und Wasserstoff herstellen kann. Methanol gilt als Grundchemikalie. Es ist möglich, daraus Treibstoffe und eine große Bandbreite an chemischen Produktion herzustellen, darunter auch solche, die heute auf fossilen Rohstoffen basieren. Zudem hat Methanol das Potenzial, selbst als Treibstoff zu dienen, zum Beispiel in Methanol-Brennstoffzellen.

Nanotechnologie im Einsatz

Kern des neuen Ansatzes ist ein chemischer Katalysator auf der Basis von Indiumoxid, den das Team unter der Leitung von Javier Pérez-Ramírez, Professor für Katalyse-Engineering an der ETH Zürich, entwickelt hat. Dass sich Indiumoxid eignet, um die entsprechende chemische Reaktion zu katalysieren, hat das Team bereits vor wenigen Jahren experimentell zeigen können. Vielversprechend sei schon damals gewesen, dass bei Verwendung dieses Katalysators praktisch nur Methanol und, mit Ausnahme von Wasser, fast keine Nebenprodukte entstehen. Zudem habe sich der Katalysator als sehr stabil erwiesen. Allerdings war Indiumoxid als Katalysator nicht ausreichend aktiv. Das heißt, es werden davon große Mengen gebraucht, weshalb sich damit keine wirtschaftlich rentable Anlage betreiben lässt.

Den Wissenschaftlern ist es nun nach Angaben der Hochschule gelungen, die Aktivität des Katalysators markant zu erhöhen, ohne dessen Selektivität und Stabilität zu beeinträchtigen. Sie versetzten dazu das Indiumoxid mit einer geringen Menge Palladium. „Genauer gesagt führen wir einzelne Palladium-Atome ins Kristallgitter des Indiumoxids ein, welche weitere Palladium-Atome an dessen Oberfläche verankern und damit Cluster bilden, welche wichtig sind für die Leistung des Katalysators“, so Cecilia Mondelli, Wissenschaftlerin in Pérez-Ramírez’ Gruppe. Man könne somit von Nanotechnologie sprechen, ergänzt sie. Die Arbeit zeige beispielhaft, dass die chemische Katalyse durch theoretische Überlegungen und den Einsatz von moderner Analytik eine Nanotechnologie geworden sei.

Geschlossener Kohlenstoffkreislauf

„Heute wird Methanol industriell ausschließlich aus fossilen Energiequellen gewonnen, mit einem entsprechend hohen CO2-Fußabdruck“, sagt der ETH-Professor. „Mit unserer Technik benutzen wir CO2 zur Herstellung von Methanol.“ Dieses CO2 kann aus der Luft gewonnen werden oder – was einfacher und effizienter ist – aus der Abluft von Verbrennungskraftwerken. Auch wenn aus dem Methanol Treibstoffe synthetisiert werden, die man später verbrennt, wird das CO2 rezykliert und der Kohlenstoffkreislauf damit geschlossen.

Zur Herstellung des zweiten Ausgangsstoffes, Wasserstoff, wird Elektrizität benötigt. Stamme diese aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne oder Wasserkraft, ließen sich damit nachhaltiges Methanol und somit nachhaltige Chemikalien und Flüssigtreibstoffe herstellen, wie die Wissenschaftler betonen.

Gegenüber anderen Ansätzen, die derzeit verfolgt werden, um nachhaltige Treibstoffe herzustellen, habe diese Methode den großen Vorteil, dass sie nahe an der Marktreife sei, so Pérez-Ramírez. Die ETH Zürich und Total haben die Technologie gemeinsam zum Patent angemeldet. Total plant, die Methode hochzuskalieren und sie möglicherweise in den kommenden Jahren in einer Demonstrationsanlage umzusetzen.

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