Versorgung mit Kupfer trotz hoher Nachfrage gesichert

Kupfer ist ein begehrter Technologiewerkstoff und kommt in zahlreichen Produkten zum Einsatz. Um die Versorgung trotz steigender Nachfrage sicherzustellen, stehen nachhaltige Lieferketten im Fokus. Gefordert wird jetzt außerdem ein Sicherungssystem für eine verantwortungsvolle Kupferproduktion.
Foto: Esther Zillner

Die wachsende Verwendung einer Vielzahl verschiedener Metalle in innovativen Technologien führt zu einer zunehmenden Abhängigkeit in der Rohstoffversorgung. Umgekehrt können Versorgungsengpässe signifikante Auswirkungen auf einzelne Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige haben. Auch für Kupfer wird der Abbau geologisch und geografisch immer schwieriger, wenn auch die globale Verfügbarkeit aufgrund der vorhandenen Ressourcen und Reserven langfristig gesichert ist. Gleichzeitig werden durch die internationalen Verordnungen zur Einhaltung von Lieferketten sogenannter „Konfliktrohstoffe“ wie dem US-amerikanischen Dodd-Frank Act oder der ab 2021 gültigen entsprechenden EU-Verordnung verbindliche Sorgfaltspflichten bezüglich der Lieferketten definiert, die viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellen.

Auch wenn Kupfer nicht zu der Gruppe der Konfliktrohstoffe zählt, ist die Kupferindustrie daran interessiert, den Beitrag der Branche zur nachhaltigen Entwicklung aufzuzeigen. Die Mitglieder der International Copper Association (ICA) haben deshalb ein neues Programm eingeführt: Die sogenannte „Copper Mark“ soll als Sicherungssystem für eine verantwortungsvolle Kupferproduktion sorgen. Ziel ist es, den Beitrag der Branche zur nachhaltigen Entwicklung zu verbessern, indem sie die Leistungen von Kupferminen und Kupferproduzenten überprüfbar macht.

Inspiriert von den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) verfolgt die „Copper Mark“ nach Angaben des Deutschen Kupferinstituts einen umfassenden Nachhaltigkeitsansatz und beinhaltet eine glaubwürdige Überprüfung der Praktiken an Kupferproduktionsstandorten, einschließlich Bergwerken, Hütten und Raffinerien. Im Gegensatz zu vielen bestehenden Initiativen, die einem Standard-Audit-Zertifizierungsmodell folgen, basiere das Programm auf der Erleichterung des Informationsflusses auf Standortebene, auf Risikomanagementpraktiken und auf der öffentlichen Berichterstattung über die positiven Auswirkungen vor Ort. Die freiwillige Initiative soll bereits im ersten Quartal 2020 von einer unabhängigen Stelle beaufsichtigt werden, die von einem Multi-Stakeholder-Gremium geleitet wird. In Deutschland hat sich die kupferverarbeitende Industrie zudem ebenfalls schon seit Jahren in ihren einzelnen Unternehmensrichtlinien klar für die Verantwortung in der Lieferkette und nachhaltiges wirtschaftliches Handeln ausgesprochen.

Nachhaltige Rohstoffsicherung muss gewährleistet sein
„Die Firmen stehen bei der praktischen Umsetzung internationaler Leitlinien und Gesetze auf den globalen Rohstoffmärkten häufig vor großen Herausforderungen. Deshalb sind internationale Initiativen bei der Etablierung verantwortungsvoller Lieferketten wichtig, ebenso wie eine Unterstützung durch Informationen zu Lieferketten und Produktionsbedingungen, um die bestehenden Management- und Berichtspflichten effektiv umzusetzen“, sagt Dr. Gudrun Franken von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).

Als wichtigster Rohstofflieferant steht die internationale Bergbauindustrie auch weiterhin hohen Herausforderungen gegenüber. Der teilweise limitierte Zugang zu neuen Explorationsgebieten in politisch instabilen Regionen, die Berücksichtigung notwendiger Umweltauflagen und sozialer Aspekte als auch die oft fehlende Akzeptanz für die Rohstoffgewinnung in den Industrienationen erschweren den Explorationsfortschritt vor allem für Rohstoffe, die für Hochtechnologieanwendungen benötigt werden.

„Kritische Rohstoffe“ (Critical Raw Materials, CRM), erläutert Dr. Franken, „sind diejenigen Rohstoffe, die für die europäische Wirtschaft wirtschaftlich und strategisch wichtig sind, deren Versorgung jedoch einem erhöhten Risiko unterliegt. Diese Materialien werden in den Bereichen neuer Technologien (zum Beispiel im Bereich erneuerbarer Energien und Elektromobilität), Unterhaltungselektronik, Gesundheitswesen, Stahlerzeugung, Verteidigung, Weltraumforschung und Luftfahrt eingesetzt und sind nicht nur für Schlüsselbranchen und künftige Anwendungen ‚kritisch‘, sondern auch für das nachhaltige Funktionieren der europäischen Wirtschaft. Sie haben ein hohes Versorgungsrisiko aufgrund der sehr hohen Importabhängigkeit und der hohen Konzentration der Produzenten in bestimmten Ländern“, so die Expertin.

Dazu Michael Sander, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts: „Die geopolitischen Risiken des Kupfermarktes sind insgesamt zwar als unkritisch bis mäßig kritisch zu bewerten, so die Rohstoffrisikobewertung Kupfer der Deutschen Rohstoffagentur aus dem Jahre 2013, und auch die Europäische Kommission zählt Kupfer laut ihrer aktuellen Liste nicht zu den kritischen Rohstoffen. Dennoch ist Kupfer als wichtiger Hochleistungswerkstoff mit einzigartigen Eigenschaften zumindest indirekt betroffen, denn Kupfer und seine Legierungen sind in modernen Technologien ein unverzichtbarer Werkstoff. Und unsere Industrie muss natürlich sicher sein, den Zugang zu den benötigten Rohstoffen langfristig zu gewährleisten. Allein 2017 wurden 1,2 Millionen Tonnen Kupfererze und -konzentrate nach Deutschland importiert.“

Der wichtigste Verwendungszweck von Kupfer ist in Deutschland laut Kupferinstitut der Einsatz in der Kabel- und Elektroindustrie mit 57 Prozent des Gesamtvolumens. In der Baubranche werden demnach 15 Prozent des Kupfers benötigt, die Automobilindustrie setzt neun Prozent und die Maschinenbaubranche acht Prozent ein. Fünf Prozent des Verbrauchs gehe in den Handel, der Rest entfalle auf sonstige Industriezweige. Technologien wie die Elektromobilität erhöhten den Bedarf sogar noch weiter, wobei die weltweite Kupfernachfrage schon seit Jahren kontinuierlich ansteige (2011: circa 20 Millionen Tonnen; 2018 über 24 Millionen Tonnen). In Europa beliefe sich die Kupferproduktion auf etwa 3,6 Millionen Tonnen im Jahr 2017. In Deutschland wurden demnach in demselben Jahr über 730.000 Tonnen Kupfer produziert.

Urban Mining als Rohstoffquelle
Für Deutschland und Europa bedeutet diese Entwicklung, dass die Rohstoffversorgung in Zukunft nicht alleine durch Importe gewährleistet werden kann, sondern dass auch die Steigerung der Ressourceneffizienz an Bedeutung gewinnt. Dr. Ladji Tikana, verantwortlich für Ökobilanzen beim Deutschen Kupferinstitut: „Im Rahmen unserer Life-Cycle-Arbeiten bewerten wir natürlich die Auswirkungen der Ressourcengewinnung und -nutzung. In einem Konsortium mit verschiedenen Industriepartnern und der TU Berlin haben wir sogar eine Methode zur ganzheitlichen Bewertung von Ressourceneffizienz unter Berücksichtigung sozioökonomischer Rohstoffverfügbarkeit erarbeitet, die nun dazu dient, die Ressourceneffizienz von Produkten, Prozessen und Dienstleistungen zu optimieren.“ Nicht zuletzt aufgrund der hohen Nachfrage komme dem Recycling eine immer wichtigere Rolle in der Versorgung der Industrie mit Rohstoffen zu. Zunehmendes Recycling leiste in Europa einen deutlichen Beitrag zur Verbesserung des Rohstoffangebots, denn der Bedarf an technologierelevanten Metallen wie Kupfer werde bis 2035 weiter zunehmen, wie die Deutsche Rohstoffagentur in der Studie „Rohstoffe für die Zukunftstechnologie“ aufzeigt.

„Leider müssen wir immer wieder erfahren, dass Kupfer für viele Anwender fälschlicherweise als mengenmäßig begrenzter Rohstoff angesehen wird, der für Produkte irgendwann nicht mehr zur Verfügung steht“, so Kupferinstituts-Geschäftsführer Sander. Er sagt weiter: „Im Zeitraum 2007 bis 2017 wurden 192 Millionen Tonnen Kupfer abgebaut. Im gleichen Zeitraum sind die Reserven jedoch um 300 Millionen Tonnen gewachsen. Dies spiegelt die zusätzlichen Explorationen wider sowie die technischen Fortschritte und die sich entwickelnde Wirtschaft des Bergbaus. Laut aktueller Zahlen reichen die Reserven für rund 43 Jahre und die Ressourcen für fast 190 Jahre – Werte, die seit Jahrzehnten auf immer gleichem Niveau bleiben.“ 80 Prozent des jemals erzeugten Kupfers seien heute noch in der Nutzung. Nicht die vorhandenen Mengen seien also das Problem, sondern der Zugang dazu.

„Daneben wird fast 50 Prozent des europäischen Kupferbedarfs derzeit durch Recyclingmaterial, also durch sogenannte sekundäre Rohstoffe, gedeckt – und das ganz ohne Qualitätsverlust,“ ergänzt Dr. Tikana. Das habe auch Vorteile für die Umwelt: „Neben der Abfallreduzierung und dem Schutz knapper Ressourcen verbraucht die Rückgewinnung von Kupfer aus gängigen Anwendungen wie Motoren, Transformatoren und Kabeln, bei denen es sich um das Hauptmaterial handelt, bis zu 85 Prozent weniger Energie als in der Primärproduktion.“ Für 2016 schätzt die International Copper Study Group (ICSG), dass inzwischen 29 Prozent des weltweiten Kupferverbrauchs aus recyceltem Kupfer stammen.

Für die Zukunft gilt es aus Sicht des Kupferinstituts also weiterhin, dass Kupfer aufgrund der definierten Reserven und Ressourcen sowie seiner unendlichen Wiederverwertbarkeit unkritisch verfügbar ist. Die Kupferindustrie habe sich aufgrund von Selbstverpflichtungen zudem der Nachhaltigkeit und Liefertransparenz verpflichtet; Argumente, die – neben der großen Bedeutung des Rohstoffs als Technologiemetall – für einen uneingeschränkten Einsatz von Kupfer und Kupferlegierungen sprächen.

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