Aus Plastik wird kein Kompost

AWM will Münchner Bioabfälle mit Qualitätskontrolleuren verbessern, damit die Qualität des Kompostes, der daraus hergestellt wird, weiterhin hoch bleibt und auch in Zukunft für den Ökolandbau geeignet ist.
Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

„Aus den Münchner Bioabfällen produzieren wir in unserer Vergärungsanlage zunächst Biogas, das verstromt wird“, erklärt Michaela Jüngling, stellvertretende Zweite Werkleiterin des AWM. Damit könnten jedes Jahr bis zu 1.500 Münchner Haushalte mit sauberem Biostrom versorgt werden. Aber damit ist die Wiederverwertung der Bioabfälle noch nicht zu Ende: „Die Gärreste, die aus der Vergärungsanlage herauskommen, werden verrottet und so entsteht daraus wertvoller Kompost“, sagt Jüngling. Dieser Kompost ist zum großen Teil für den Biolandbau geeignet. Zum Teil wird er direkt vermarktet, zum Teil mit anderen Bestandteilen zu Münchner Blumenerde veredelt. „Diese Münchner Blumenerde können alle Münchnerinnen und Münchner auf vielen Wertstoffhöfen, in unserer Halle 2 oder auch direkt hier am Erdenwerk kaufen“, sagt Jüngling. Somit schließt sich der komplette Bio-Kreislauf: Aus Abfall wird wieder ein Produkt.

Hohe Qualitätsstandards als Ziel

„Es ist unser Ziel, weiterhin hohe Qualitätsstandards für unseren Kompost und unsere Erden sicher zu stellen“, betont Jüngling. Dafür sei es notwendig, dass in den Bioabfällen möglichst keine oder nur sehr wenige Störstoffe enthalten seien. „Dies ist aber leider nicht der Fall“, beklagt Jüngling. Man beobachte seit einiger Zeit eine Zunahme insbesondere an Plastik und Kunststoffen in den Münchner Bioabfällen. „Das möchten wir verbessern, um die Umwelt nicht zu belasten“, sagt Jüngling.

Beutel und Tütchen aus so genannten Bio-Kunststoffen seien dabei keine Option: Diese Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zersetzen sich viel zu langsam, so dass sich am Ende der Rottezeit im Kompost noch Kunststoffreste befinden, heißt es weiter. Und die seien auch noch sehr schwer zu entfernen, weil sie sich ja zum Teil schon zersetzt hätten. „Diese Kunststoffreste möchte niemand in seinem Kompost oder in seiner Blumenerde haben“, weiß Jüngling. Außerdem würden auch biologisch abbaubare Werkstoffe endliche Ressourcen verbrauchen, sodass am Ende der ökologische Fußabdruck gar nicht so günstig sei. Und schließlich gebe es viele Fabrikate, die nur anteilig Bio-Grundstoffe einsetzen, um unter anderem die Reißfestigkeit zu gewährleisten.

Maßnahmen für bessere Trennung von Bioabfällen

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München betreibt seit einigen Jahren gezielte Aufklärung der Münchner Bevölkerung. 2015 startete in einem Pilotgebiet in München-Neuhausen eine intensive Informationskampagne mit Plakaten, Flyern und Beratungen zum Thema Bioabfall, wie man ihn korrekt sammelt und was der AWM daraus macht. In diesem Gebiet konnte dadurch die Sammelmenge an Bioabfällen verdoppelt werden.

In den Folgejahren dehnte der AWM deshalb seine Informationskampagnen auf weitere Stadtgebiete aus und wirbt mit dem Slogan „Bioabfall ist großartig“ dafür, dass die Münchner Bürgerinnen und Bürger mehr Bioabfälle in die braune Tonne geben.

Aus einer 2016 durchgeführten Restmüllanalyse weiß der AWM: Fast 40 Prozent des Münchner Restmülls besteht aus organischen Abfällen. „Diesen Schatz wollen wir heben“, betont Jüngling. Denn ein Großteil dieser organischen Abfälle wäre in der Biotonne besser aufgehoben, weil er dann in der Vergärungsanlage und als Kompost noch viel besser verwertet werden könnte.

Zudem setzt der AWM finanzielle Anreize, um Müll besser zu trennen, denn die Leerung der braunen Tonne kostet, wie übrigens auch die Leerung der blauen Papiertonne, keinen Cent mehr. Die jährliche Müllgebühr wird bei Privathaushalten lediglich nach dem Volumen der Restmülltonne berechnet. „Wer seine Abfälle gut und konsequent trennt, kann unter Umständen mit einer kleineren Restmülltonne oder mit einem 14-tägigen Leerungsrhythmus auskommen und so bares Geld sparen!“, weiß Jüngling. Jedes Jahr sammelt der AWM rund 44.000 Tonnen Bioabfälle von den Münchner Haushalten ein.

Mehr Qualität für Münchner Bioabfallsammlung durch Kontrolleure

Es sollen aber nicht nicht nur mehr Bioabfälle über die braune Tonne gesammelt werden, sondern es sollten auch weniger Störstoffe darin sein. Mitte Oktober wird eine weitere Kampagne des AWM stadtweit für Abfallvermeidung werben und insbesondere darauf aufmerksam machen, kein Plastik in die Biotonne zu werfen.

Außerdem wird der AWM auch Qualitätskontrolleure einsetzen, die stichprobenartig Biotonnen im Münchner Stadtgebiet prüfen. Die Qualitätskontrolleure öffnen den Deckel der Biotonne und prüfen deren Inhalt. Sie sind angehalten, mithilfe eines Werkzeugs bis zu circa 20 Zentimeter Tiefe nachzusehen, ob sich direkt unter der Oberfläche Fremdstoffe befinden. Werden Fremdstoffe gefunden, wird das mit einer Fotoaufnahme dokumentiert. Bei leichter Fehlbefüllung bringen die Qualitätskontrolleure einen gelben Aufkleber, bei starker Verschmutzung einen roten Aufkleber an.

Ein „gelber Aufkleber“ wird an der Biotonne angebracht, wenn eine leichte Verschmutzung vorliegt, wenn sich also maximal drei bis vier Bio-Müllbeutel oder Plastiktüten, die als solche erkennbar sind, in der Biotonne befinden. Der AWM bittet mit dem gelben Zettel um Aufmerksamkeit und ein besseres Sortieren. Wenn möglich, informieren die AWM-Mitarbeiter auch direkt vor Ort im Gespräch oder via Infoflyer, wie besser sortiert werden kann beziehungsweise was in die Biotonne darf und was nicht.

Ein „roter Aufkleber“ wird auf die Tonne geklebt, wenn eine starke Verschmutzung vorliegt, wenn also mehr als vier als solche erkennbare Bio-Müllbeutel oder Plastiktüten und/oder Restmüll und Störstoffe ersichtlich sind. Dann wird der Bioabfall gebührenpflichtig als Restmüll abgeholt und in Rechnung gestellt.

Sortierung

Seit ein paar Wochen läuft auf dem Entsorgungspark Freimann des AWM eine Sortierung der Münchner Bioabfälle. Dabei werden Stichproben darauf untersucht, welche Störstoffe sich darin befinden und in welchen Mengen und Anteilen. Diese Analyse wird dann nach weiteren Kampagnen und Aktionen des AWM wiederholt, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen, heißt es abschließend.

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