Metallmärkte zunehmend verunsichert

Obwohl die zurückliegenden Monate für den NE-Metallhandel durchweg positiv waren, wächst die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern. Dabei spielen wohl eher psychologische Gründe eine Rolle als handfeste fundamentale Entwicklungen.
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Dies zeigt eine Umfrage unter Metallhändlern Angang Juli. Danach bewerten die meisten Marktteilnehmer ihre aktuelle Geschäftssituation im Vergleich zum Vorquartal unverändert, gleichzeitig aber sehen sie skeptisch in die Zukunft. Was sind die Gründe?

Tendenz zum Protektionismus
Die zunehmende Tendenz zum Protektionismus spielt sicherlich eine zentrale Rolle. Die Politik Donald Trumps verschaffte dem Aluminiummarkt zwar kurzfristig höhere Preise, wirbelte aber auf der anderen Seite gewachsene Strukturen kräftig durcheinander. Den Unternehmen fehlt es weltweit an Planungssicherheit, Investitionen werden deshalb überall zurückgestellt. Die Auswirkungen von Strafzöllen treffen die Wirtschaft bis ins Mark, vom Großproduzenten bis hin zum kleinen Zulieferbetrieb. Das schafft Ängste. Inzwischen scheinen sich auch die Preise für Aluminium wieder zu normalisieren.

Alu-Preise normalisieren sich
An der LME notierte HG Aluminium als Dreimonatsware am 9. Juli mit 2.105 bis 2.106 US-Dollar, Aluminiumlegierungen wurden mit 1.740 bis 1.750 US-Dollar bewertet. Die physischen Prämien in Europa sind in den letzten Wochen wieder gefallen und liegen mit rund 180 US-Dollar (unverzollt) etwa 60 US-Dollar niedriger als noch im Mai. Die Aluminiumlegierung 226 kostete 2.440 bis 2.540 Euro, die Legierung 311 2.500 bis 2.600 Euro. Drahtschrott als Reinaluminium (Achse) erlöste 1.670 bis 1.810 Euro und Neuer Alu-Leg.-Schrott kupferarm (Angel) 1.340 bis 1.460 Euro. Die LME Bestände lagen zuletzt bei 1.115.250 Tonnen.

Kupfer deutlich unter 7.000 US-Dollar
Kupfer notiert mit 6.383 bis 6.385 US-Dollar an der LME zwar immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau, liegt aber – entgegen vieler Prognosen – wieder deutlich unter der 7.000-US-Dollar-Marke. Neben den Auswirkungen des Handelskriegs spielen auch strategische Veränderungen auf dem Kupfermarkt eine Rolle. Die avisierte Fusion von KME und MKM beschäftigt die Märkte, auch hier bleibt zunächst Verunsicherung. Hinzu kommt, dass viele Anleger wieder auf den US-Dollar setzten und ihr Engagement auf den Rohstoffmärkten derzeit wieder zurückstellen. Auf dem nach wie vor gut versorgten Schrottmarkt wird Blanker Kupferdrahtschrott (Kabul) zwischen 5.230 und 5.410 Euro gehandelt, Gehäckselter Kupferdraht in der ersten Qualität (Kasus) mit 5.250 bis 5.460 Euro und Schwerkupferschrott (Keule) mit 4.770 bis 6.000 Euro. Die LME Bestände haben auf 270.550 Tonnen nachgegeben.

Gute Perspektiven
Positiv ist anzumerken, dass Kupfer durch das neue Thema Elektromobilität wieder ein Zukunftsmetall geworden ist. Ängste, wonach das Leichtmetall Aluminium das wesentlich teurere Kupfer in vielen Anwendungen verdrängen könnte, gehören weitgehend der Vergangenheit an. So verweist ein aktueller Report der Commerzbank darauf, dass Kupfer bei Elektroautos nicht nur im Auto selbst, sondern auch in der Stromerzeugung, dem Stromnetz und den Ladestationen benötigt wird. Das unabhängige Research-Institut CRU habe im Auftrag von Glencore eine Studie erstellt, wonach Elektroautos und die daran angeschlossenen Bereiche im Jahr 2030 rund 4,1 Millionen Tonnen Kupfer verschlingen würden. dies entspräche 17% der letztjährigen globalen Kupfernachfrage.

Ein Fazit sei erlaubt: Trotz der gegenwärtigen Verunsicherung werden sowohl Aluminium als auch Kupfer in den kommenden Monaten starke Industriemetalle bleiben. Wir werden wohl noch einige Zeit mit zunehmender Volatilität rechnen müssen, langfristig werden wir aber stark steigende Absatzmärkte bei moderaten Steigerungsraten in der Produktion erlegen.

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