Höhere Sammelquoten nicht weiter zulasten der Qualität

Schlechte Sammelqualitäten – zähe Absatzmärkte – volle Läger und der weiterhin harte Konkurrenzkampf mit Kommunen und gegen Illegale Sammler: Die Textilrecyclingunter-nehmen treten zurzeit auf der Stelle.
Rudolpho Duba, pixelio.de
Rudolpho Duba, pixelio.de

Die Branche braucht marktgängige Sammelfraktionen und faire Wettbewerbsbedingun-gen, denn auch das neue EU-Abfallwirtschaftspaket wird die Lage der Branche nicht ver-bessern, lautete die Prognose auf dem 7. Internationalen bvse-Alttextiltag.

Derzeit seien die Lagerkapazitäten der Textilrecycler so gut wie erschöpft. Teilweise müssten die Altkleidersammler und -sortierer Lagerflächen kostenintensiv erweitern, um der vertragsge-mäßen Verpflichtung zur Leerung der Container nachkommen zu können, die zusätzlich durch fehlendes Personal erschwert werde. Einen weiteren Engpass sehen Sammler in den kommen-den Sommermonaten auf sich zukommen. Einige Sortierwerke hätten im Hinblick auf die schwierige Absatzsituation verlängerte Betriebsferien angekündigt. Zeitgleich sorge das Über-angebot auf dem Altkleidermarkt, wo sich weiterhin, von kommunaler Seiter mehr oder weniger unbehelligt, unzählige illegale schwarze Schafe tummeln, für niedrige Verkaufspreise.

„Nicht nachvollziehbar ist, dass wir auch nach unzähligen Aufklärungskampagnen und Veröf-fentlichungen, wie dem bvse-Aktionsflyer gegen illegale Containergestellung und dem von un-abhängigen Sachverständigen geprüften bvse-Qualitätssiegel für hochwertige Textilsammlung, von vielen kommunalen Vertretern immer noch mit unseriösen Sammlern in einen Topf gewor-fen werden. Insbesondere dann, wenn es darum geht, ein kommunales Sammlungssystem durchzuboxen, um gleichzeitig die gewerbliche Sammlung zu verhindern. Erreicht wird damit nur eines: Wird den ordentlich arbeitenden Unternehmen die Containergestellung, beispielsweise auf Supermarktplätzen, untersagt, werden diese Plätze durch illegale Container besetzt“, kritisiert der Fachverbandsvorsitzende Martin Wittmann die mangelnde Voraussicht und das fehlende Einschreiten der Kommunen. Denn diese illegalen Sammler hielten sich weder an umweltrechtliche Vorschriften noch an fairen Wettbewerb.

Daneben suchen die „Textiler“ dringend nach neuen Absatzwegen, vor allem für die mindere Fast Fashion Qualität, die als Second-Hand-Ware nicht mehr tragbar sei. Selbst für sortierte Exportware, die auf dem ostafrikanischen Markt gewöhnlich gut nachgefragt werde, seien die aktuellen Absatzchancen eher mäßig und werden sich auch im Herbst nicht deutlich verändern, prognostizierte Wittmann.

Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda sind traditionell gute Abnehmer für hochwertige Second-Hand-Ware. Auf regionalen Altkleidermärkten (Mitumbas) versorgt sich die Bevölkerung zu er-schwinglichen Preisen mit qualitativ guter Ware. Auf der Argumentationsgrundlage, die heimi-sche Textilindustrie schützen zu wollen, hatten die ostafrikanischen Abnehmerländer in 2016 Schutzzölle erhoben und Importverbote ab 2019 angekündigt. Auf Druck der amerikanischen Regierung wurden diese, mit Ausnahme von Ruanda, aber wieder aufgehoben.

„Besser wäre hier Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit eines funktionierenden Altkleider-handels gewesen“, so Wittmann. „Ein Importverbot würde nicht der lokalen Textilindustrie helfen, sondern der Billigware und deren Produzenten aus Fernost“, erklärte der bvse-Vizepräsident.

Das neue EU-Kreislaufwirtschaftspaket verpflichtet die Kommunen, sofern noch nicht gesche-hen, ab 2025 auch getrennte Sammlungen für Textilien einzuführen. „Natürlich sollen und müs-sen in Zukunft auch mehr Textilabfälle gesammelt werden, die bisher im Hausmüll landen. Al-lerdings ist die Gefahr groß, dass wir durch (möglicherweise neu entstehende haushaltsnahe Sammelsysteme der Kommunen und) die dann zweifelsfrei auftretende Vermischung der guten Ware mit den nicht mehr verwertbaren Textilabfällen noch mehr schlechter vermarktbare Re-cyclingware erhalten und nicht mehr kostendeckend sammeln können“, befürchtet Wittmann.

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