EU: Keine klaren Trends bei nachhaltiger Entwicklung

Eurostat hat den sechsten Fortschrittsbericht über die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht. Das Ergebnis ist zwiespältig.

Bewertet wird die nachhaltige Entwicklung in zehn Themenbereichen mit unterschiedlichen Leitindikatoren. Die Ressourcenproduktivität, der Leitindikator des Themas „Nachhaltigkeit bei Verbrauch und Produktion“, hat sich seit 2002 dank einer allgemeinen Verringerung des Inlandsmaterialverbrauchs und eines Anstiegs des BIP erheblich verbessert. Die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer, der Leitindikator des Themas „Demografischer Wandel“, hat seit 2002 stetig zugenommen, und die EU hat im Jahr 2013 schließlich das Beschäftigungsziel von 50% für ältere Arbeitnehmer erreicht, das ursprünglich für das Jahr 2010 angestrebt worden war. Eine eindeutig positive Entwicklung war auch für Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) zu verzeichnen, einem der Leitindikatoren des Themas „Klimawandel und Energie“. Die THG-Emissionen sind langfristig stetig zurückgegangen. Sollte dieser Trend anhalten, wird die EU wahrscheinlich ihr für 2020 festgelegtes Ziel übertreffen, die Emissionen gegenüber den Werten von 1990 um 20% zu verringern.

Im Rahmen der wirtschaftlichen Dimension der nachhaltigen Entwicklung zeichnet der Leitindikator ein insgesamt vorteilhaftes Bild für die EU. Der Indikator stieg zwischen 2000 und 2014 um mehr als 13%. Die Lebenserwartung ist langfristig leicht angestiegen, was positive Entwicklungen im Bereich „Öffentliche Gesundheit“ erkennen lässt.

Allerdings sind bei fünf Leitindikatoren auch nachteilige Entwickungen zu erkennen. Der Leitindikator des Themas „Soziale Eingliederung“ hat sich laut Eurostat langfristig leicht nachteilig entwickelt, da im Jahr 2013 fast jede vierte Person in der EU weiterhin von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht war. Beim Primärenergieverbrauch, dem zweiten Leitindikator des Themas „Klimawandel und Energie“, war bis 2006 ebenfalls eine ungünstige Entwicklung zu verzeichnen. Seitdem kam es jedoch zu einer Trendwende und damit zu einem stetigen Rückgang des Primärenergieverbrauchs. Die divergierenden lang- und kurzfristigen Bewertungen spiegeln diese Trendwende wider. Ähnliche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Trends des Energieverbrauchs des Verkehrs im Verhältnis zum BIP ziehen, dem Leitindikator des Themas „Nachhaltiger Verkehr“. Bei diesem Leitindikator ist ein langfristig leicht nachteiliger, kurzfristig jedoch ein unverkennbar vorteilhafter Trend zu verzeichnen.

Die Bestandssituation bei den weit verbreiteten Vogelarten, dem Leitindikator des Themas „Natürliche Ressourcen“, hat sich langfristig verschlechtert. Die kurzfristigen Entwicklungen waren aufgrund des deutlichen Rückgangs bei der Vielfalt der Ackerlandvogelarten sogar noch gravierender. Was schließlich die Verpflichtungen im Bereich „Globale Partnerschaft“ betrifft, so ist der Anteil des Bruttonationaleinkommens (BNE), den die EU für die öffentliche Entwicklungshilfe ausgibt, zu langsam gestiegen, um die EU in die Nähe ihres seit langem bestehenden Ziels, 0,7% ihres BNE der öffentlichen Entwicklungshilfe zu widmen, zu bringen. Dennoch ist die EU weiterhin der weltweit größte Geldgeber, und ihr Anteil an der öffentlichen Entwicklungshilfe für Länder mit niedrigem Einkommen hat langfristig stärker zugenommen. Ferner ist festzuhalten, dass bei den meisten Indikatoren des Themas „Globale Partnerschaft“ günstige Trends zu verbuchen sind.

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