„Die Energiewende hat keinen Kippschalter“

„Statt einer rückwärtsgewandten Diskussion, ob die Energiewende geschafft werden kann, müssen wir uns vielmehr den Fragen nach dem Wie und dem Wann der nun anstehenden konkreten Entscheidungen widmen." Das meint Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut. „Patentrezepte werden wir dafür nicht nutzen können.“

Vielmehr gehe es darum, die auf die Vision einer bis 2050 dekarbonisierten Gesellschaft ausgerichteten politischen Schritte zu unternehmen, aus den dabei gemachten Erfahrungen zu lernen, bei Bedarf nachzusteuern, aber das Gesamtziel niemals aus dem Blick zu verlieren, führte Matthes bei der Jahrestagung des Öko-Instituts weiter aus.

Das Öko-Institut diskutierte im Rahmen seiner diesjährigen Jahrestagung die Anforderungen für die Ausgestaltung der Energiemärkte, die Weiterentwicklung der Infrastruktur der Stromnetze, die Gestaltung von partizipativen Prozessen sowie die konkreten Bedingungen für den Ausbau von Speichern und anderen Flexibilitätsoptionen. Dabei standen laut Öko-Institut Lösungsansätze für spezifische Fachfragen ebenso im Mittelpunkt wie der Austausch mit dem Fachpublikum und der Einbezug von Erfahrungen auf der europäischen Ebene.

In der Podiumsdiskussion zum Abschluss der Tagung verständigten sich die Präsidenten von Bundesnetzagentur und Umweltbundesamt, Jochen Homann und Jochen Flasbarth, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hildegard Müller, Peter Ahmels von der Deutschen Umwelthilfe und Felix Chr. Matthes über die Leitplanken des „Generationenprojekts Energiewende“. Der im letzten Jahr erstmals erzielte gesellschaftliche Konsens über die Notwendigkeit der Energiewende dürfe nicht zerredet werden. Die Beteiligten der Diskussion waren sich einig, dass eine Weiterentwicklung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes notwendig ist. Weitreichende Entscheidungen hierzu sollten jedoch nur nach gründlicher Diskussion des Anpassungsbedarfs und der zur Verfügung stehenden Optionen getroffen werden.

Gleichzeitig müsse der Strommarkt umgestaltet werden, damit dieser die richtigen Anreize für den Umbau des Kraftwerksparks setzen kann. Dabei gehe es insbesondere um neue Mechanismen für die Sicherstellung der erforderlichen Erzeugungskapazitäten. „Aus Sicht des Öko-Instituts ist es entscheidend, dass hierfür ein wettbewerblicher Prozess genutzt wird“, so Matthes weiter. „Die notwendigen Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien, Speichern und Backup-Kraftwerken müssen in einem transparenten und effizienten Prozess finanziert werden.“ Nicht zuletzt müssten die Bürgerinnen und Bürger bei den Debatten um die Kosten der Energiewende, aber auch bei vielfach strittigen Themen der Infrastrukturplanung mit einem Höchstmaß an Transparenz beteiligt werden.

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