bvse-Umfrage zur Akzeptanz von Lang-Lkw

Der Güterverkehr soll bis zum Jahr 2025 um weitere 70 Prozent wachsen. Ein Lösungsvorschlag zur Entlastung der Straßen und Reduzierung von Staus sind Lang-Lkw. „Die Recyclingwirtschaft als transportintensiver Dienstleistungssektor ist von den Herausforderungen der Verkehrsentwicklung besonders betroffen“, berichtet Rolf Augustin, Vorsitzender des bvse-Ausschusses Technik und Logistik. Er führte daher kürzlich eine Umfrage unter den bvse-Mitgliedern zur Relevanz und Akzeptanz von Lang-Lkw in der Branche durch.

Am 1. Januar hat der Lang-Lkw-Feldversuch des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Rahmen des Aktionsplans „Güterverkehr und Logistik“ begonnen. Auf bestimmten Strecken in acht Bundesländern (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Hessen und Bayern) sollen die Lkw erprobt werden, wie der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) sagt. Die zulässige Gesamtmasse der Lang-Lkw betrage 40 Tonnen, im Vor- und Nachlauf beim Kombinierten Verkehr 44 Tonnen. Die Länge dürfe höchstens 25,25 Meter betragen. Zum Vergleich: Die bisherige Länge von Sattelkraftfahrzeugen beträgt maximal 16,50 Meter, die von Lastzügen (Lastkraftwagen mit einem Anhänger) maximal 18,75 Meter. Die sogenannten Gigaliner mit bis zu 60 Tonnen Gewicht seien nicht Gegenstand des Feldversuchs.

Voraussetzung für die Teilnahme ist laut bvse die Registrierung bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die das Projekt mit der Auswertung von Fahrzeugdaten, Interviews, Beobachtungen und Experimenten wissenschaftlich begleitet. Darüber hinaus müssen die Unternehmen, die solche Fahrzeuge einsetzen möchten, die Vorgaben der Ausnahme-Verordnung für Lang-Lkw erfüllen, die ebenfalls am 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist. Dazu gehören beispielsweise die Ausrüstung des Lkw mit einer rückwärtigen Kamera, Anforderungen an Führerschein und Berufserfahrung des Fahrers, das Verbot der Gefahrgutbeförderung und Anforderungen an die Routen. Die Verordnung listet dazu die Autobahnen, Bundestraßen und übrigen Strecken auf, auf denen die neuen Lkw erlaubt sind.

Echo der bvse-Mitglieder auf Lang-Lkw verhalten positiv

Wie die Umfrage des Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) ergeben hat, setzen sich die Mitgliedsunternehmen aller Fachverbände mit diesem Thema auseinander. So befürworteten für den Transport aller Sekundärrohstoffe vom eigenen Betriebshof bis zum Endabnehmer rund 80 Prozent der Mitglieder den Einsatz von Lang-Lkw.

Deutliche Kosteneinsparungen sehen über 50 Prozent der Befragten durch eine Reduzierung einzelner Transporte, da insbesondere bei einigen Wertstoffen mit geringen spezifischen Gewichten, wie beispielsweise Styropor, lose Leichtverpackungen, Kunststoffe oder Textilien, die Nutzung der Ladeflächen optimiert werden könnte. Einzelne Recyclingstandorte ließen sich so besser auslasten. Jede eingesparte Fahrt senke außerdem den CO2-Verbrauch und nutze der Umwelt. Eine untergeordnete Rolle spielten die Frage der Maut und das höhere Fahrzeuggewicht.

Trotz dieser überwiegend positiven Einstellung planten 68 Prozent der Befragten im Moment keinen Einsatz von Lang-Lkw. Sie sehen vor allem Probleme in den örtlichen Gegebenheiten an den Abhol- und Entladeorten, deren Struktur auf solche Fahrzeuge oft nicht ausgerichtet ist, fügt der bvse als Erklärung an. „Sollte sich der aktuelle Feldversuch in der Praxis aber bewähren und die rechtlichen Voraussetzungen für den dauerhaften Einsatz geschaffen sein, wird die Recyclingwirtschaft diese Lkw sehr schnell einsetzen“, zeigt sich der Vorsitzende des bvse-Ausschusses Technik und Logistik Augustin überzeugt.

Das Logistikunternehmen und bvse-Mitglied Hellmann Worldwide Logistics aus Osnabrück habe bereits 2007 am niedersächsischen Feldtest teilgenommen und positive Ergebnisse erzielt: Der 25 Meter lange Lkw legte mehr als 130.000 Kilometer unfallfrei zurück. Zwischen November 2006 und Oktober 2007 wurde nach Angaben des Unternehmens 21.000 Liter weniger Diesel verbraucht und aufgrund der höheren Laderaumkapazität eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen je Packstück erzielt. Das Unternehmen möchte aufgrund dieser Erfahrung auch am Feldversuch des BMVBS teilnehmen und befinde sich derzeit im Registrierungsverfahren.

Die Unternehmensgruppe Henry Lamotte, mit der Hellmann in punkto Lang-Lkw zusammenarbeitet geht nach Angaben des bvse davon aus, dass zwei Lang-Lkw das gleiche Transportvolumen bewältigen können, wie drei herkömmliche Lastzüge. So könnte der Lang-Lkw bis zu 30 Prozent Kraftstoff und CO2-Emissionen sparen.

 

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