Abfallwirtschaft bedeutender Faktor bei Rohstoffversorung

„Die Abfallwirtschaft Deutschlands und Österreichs hat den Sprung zur Ressourcenwirtschaft mittlerweile eindeutig geschafft und ist zu einem bedeutenden Faktor in der Rohstoffversorgung geworden.“ Das erklärte Christian Holzer, stellvertretender Leiter der Sektion Stoffstromwirtschaft, Umwelttechnik und Abfallmanagement im österreichischen Lebensministeriums. In seinem Festvortrag beim bvse-Neujahrsempfang machte Holzer trotzdem deutlich, dass „wir noch weit davon entfernt sind, die in unseren Abfällen enthaltenen Rohstoffe optimal zu nutzen."

Zuvor begrüßte die bvse-Landesvorsitzende Christiane Neuhaus die 50 Teilnehmer des Neujahrsempfangs, darunter Otto Bischlager vom Bayerischen Umweltministerium, Christian Daehn, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Stefan Schmidmeyer vom
Verband Baustoff-Recycling Bayern und natürlich bvse-Hauptgeschäftsführer Eric
Rehbock, die sich in Garmisch-Partenkirchen eingefunden hatten.

Christiane Neuhaus, Vorsitzende des bvse-Landesverbandes Bayern, erinnerte zuvor noch einmal daran, dass im Jahre 2009 die Umsätze der Recycling-und Entsorgungswirtschaft um durchschnittlich 30 Prozent eingebrochen waren. Das vergangene Jahr sei hingegen Wachstum gewesen. Neuhaus: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die mittelständische Entsorgungswirtschaft den Gürtel zwar viel enger schnallen musste, aber dennoch die Krise ohne große Entlassungswellen gemeistert hat. Das beweist auch unsere Stärke.“ Für 2011 zeigte sich die Vorsitzende des bvse-Landesverbandes Bayern optimistisch, da das wirtschaftliche Umfeld sich positiv darstelle.

Bilanz zog auch der Festredner des Abends und zwar eine „durchaus positive“, in Bezug auf die Abfallwirtschaft in Österreich und Deutschland. Holzer: „Die Abfallwirtschaft unserer beiden Länder kann sich fürwahr sehen lassen. Jammern und Kritik erfolgen auf einem sehr hohen Niveau!“ Der Österreicher kritisierte jedoch, dass Europa als rohstoffärmster Kontinent derzeit wenig unternehme, um teuer eingekaufte Rohstoffe wieder als Ressource zu nutzen, um Rohstoffpotentiale, die in „unseren Kellern schlummern“, zu heben. Er betonte, dass das Gefälle der in der Europäischen Union tatsächlich gelebten abfallwirtschaftlichen Standards viel zu groß sei und es viel zu langsam abgebaut werde.

So war die Entscheidung der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreichs, Abfälle mit hohen organischen Anteilen nicht mehr deponieren zu lassen, nach seiner Meinung der abfallwirtschaftspolitische Meilenstein schlechthin. Die Europäische Union sei hier mit den Vorgaben der Deponierichtlinie sowie mit „den jüngst in der Abfallrahmenrichtlinie vorgegebenen Standards und Quoten jedoch bei weitem halbherziger“. Vorstöße zur mittelfristigen Etablierung ähnlicher Standards waren bislang zum Scheitern verurteilt, berichtete Holzer. Aber selbst die halbherzigsten Regelungen würden in Europa nicht umgesetzt. Der Sektionsleiter kritisierte, dass daraus nicht nur ein umweltpolitisches Gefälle, sondern vielmehr echte Marktverzerrungen resultierten. Obskur werde die Sache dann, wenn die EU in neuen Mitgliedsländern Praktiken fördere, die sich schon bei uns als Fehler herausgestellt haben, statt diesen Ländern zu helfen, unsere Fehler erst gar nicht zu machen oder diese einfach zu überspringen.

„Es macht jedenfalls wenig Sinn, beispielsweise in der Slowakei oder in Ungarn den Bau von Mülldeponien zu fördern und gleichzeitig die Verbrennung von fragwürdig aufbereiteten Ersatzbrennstoffen in nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden Kraftwerken als Recycling-Verfahren einzustufen und damit den Export von Abfällen aus Österreich und Deutschland in derartige Anlagen nicht nur zu legalisieren, sondern geradezu zu fördern,“ sagte der Vertreter des österreichischen Lebensministeriums.

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