Deutsche Stahlwirtschaft rechnet mit steigender Nachfrage

Die Weltwirtschaftskrise hat die Stahlindustrie hart getroffen: Im vierten Quartal 2008 sei die Stahlproduktion in Deutschland um 20 Prozent und im Januar dieses Jahres um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum zurückgegangen. Diese Zahlen präsentierte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl), auf der Jahrestagung "Stahlmarkt 2009" des Handelsblattes. 200 Vertreter der Stahlindustrie diskutierten über die weiteren Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Allgemein wird in der zweiten Jahreshälfte mit einem wieder höheren Stahlbedarf gerechnet.

Die Rohstahlkapazitäten lägen mit 60 Prozent auf einem Tiefstand, wird der Präsident der WV Stahl, Kerkhoff, von Euroforum zitiert. Die Auftragseingänge seien teilweise um die Hälfte eingebrochen, erläuterte Kerkhoff. Derzeit beeinflusste der Abbau von lagerbeständen den Stahlmarkt.

Trotzdem zeigte sich der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl zuversichtlich, dass sich die Lage der Stahlbranche in der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder erhole, da insbesondere in den Schwellenländern die Stahlnachfrage mittelfristig hoch bleiben werde.

„Die globale Stahlindustrie steuert nach sieben Boomjahren auf eine anhaltende Krise zu“, betonte Pierre Mangers von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Für den drastischen Rückgang seien nicht nur der Nachfrageeinbruch in den Industriestaaten, sondern auch das langfristig niedrigere Wirtschaftswachstum der chinesischen Volkswirtschaft ursächlich.

Die sinkende Stahlnachfrage auf der einen Seite und steigende Produktionskapazitäten auf dern anderen Seite stellten die Stahlbranche auch auf der Finanzierungsseite vor Herausforderungen, wird der Stahlexperte Mangers im Euroforum zitiert. „Mit sinkenden Renditen wird die Stahlindustrie für institutionelle Finanzinvestoren unattraktiv. Um diese durch langfristig orientierte Anteilseigner ersetzen zu können, muss die Branche eine Strategie entwickeln, die das Produktspektrum an die ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anpasst.“

Die Branche habe aber strategische Optionen, so Mangers. Die aktuelle Strategie der Wertschöpfung durch Spezialisierung habe die überhöhten Rohstoffpreise durch die Bergbauindustrie nicht verhindern können. Ein möglicher Ausweg läge in der „Rückwärts-Integration“, bei der die Stahlhersteller zu Eigentümern der Rohstoffe werden. Dadurch würden die Transaktionsrisiken zwischen Stahlherstellern und Eisenerzlieferanten ausgeräumt.

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