ReMetall-Geschäftsführer Tietz über die Situation der Altkatalysatoren-Verwerter

Preisverfall für Edelmetalle, Finanzkrise, schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie: Die Branche der Altkatalysatoren-Verwerter muss sich an die neuen Gegebenheiten auf dem Markt anpassen. Das vollziehe sich "sehr schleppend", sagt Andreas Tietz, Geschäftsführer der ReMetall Drochow GmbH, eigenen Angaben zufolge eines der führenden Unternehmen im Altkat-Recycling in Deutschland, im Interview.

Herr Tietz, wie geht es der Altkat-Recyclingbranche derzeit?

TIETZ: Die Branche hat es seit dem Spätsommer 2008 mit einer starken Zurückhaltung von Seiten der Katlieferanten zu tun. Der extreme Preisverfall der Platingruppenmetalle im Spätsommer 2008 hat dazu geführt, dass sowohl Altautoverwerter als auch Zwischenhändler ihre Preiserwartungen für Katalysatoren im Moment nicht annähernd erfüllt sehen. Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten auf dem Markt vollzieht sich sehr schleppend.

Aber Sie profitieren doch von der Abwrackprämie und dem höheren Altauto-Aufkommen?

TIETZ: Die Abwrackprämie hat den Effekt, dass grundsätzlich mehr Katalysatoren aus Schrottfahrzeugen in Deutschland verfügbar werden, nicht, dass sie zwangsläufig direkt den Weg zum Katverwerter finden. Es gab und gibt keinen Mangel an Altkat, ob mit oder ohne Abwrackprämie, nur finden sie nur zögernd den Weg aus den Lagern. Der Markt war an Preise zwischen 80 und 90 Euro pro Stück gewöhnt, jetzt liegen die Gebote im Bereich von 25 bis 35 Euro.

Foto: Remetall
Andreas Tietz, Geschäftsführer der ReMetall Drochow GmbH

Die Preise für Edelmetalle waren speziell zwischen 2006 und Mitte 2008 stark gestiegen und viele Marktteilnehmer glaubten an einen weiteren Aufwärtstrend. Die Risikoabsicherung wurde vielerorts, speziell unter den Zwischenhändlern, vernachlässigt und große spekulative Positionen gehalten. Hohe Buchverluste während der Baisse im zweiten Halbjahr 2008 waren die Folge. Viele Händler scheuen sich nun, ihr Material zu den geringeren Preisen zu verkaufen. Man hofft auf „bessere“ Zeiten.

Welche Preise erzielen Sie noch für Edelmetalle aus Kats?

TIETZ: Platin kostet im Moment etwa 28 Euro/Gramm, Palladium etwa 5 Euro/Gramm und Rhodium etwa 29 Euro/Gramm – für Platin und Palladium ist das weniger als die Hälfte im Vergleich zum Juli 2008, Rhodium hat seitdem fast 90 Prozent seines Wertes verloren. Die Aussichten für festere Preise in absehbarer Zukunft sind eher negativ. Die anhaltend schlechten Nachrichten aus der Automobilbranche, die für den Löwenanteil des Bedarfes an diesen Metallen steht, geben wenig Anlass zu Optimismus. Ob sich Höchststände wie 2008 in den zu erwartenden neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise noch einmal einstellen werden, erscheint äußerst fraglich.

Viele Altautos werden exportiert. Wie wichtig wird die Auslandspräsenz für Unternehmen, um sich den Materialzugriff zu sichern?

TIETZ: In Deutschland werden laut Kraftfahrt-Bundesamt jährlich circa 3,2 Millionen Pkw endgültig stillgelegt, nur etwa 16 Prozent davon finden den Weg zu den hiesigen Autoverwertern. Die meisten gebrauchten Pkw beginnen ein zweites Leben, überwiegend in Osteuropa, dem mittleren Osten oder Afrika. In diesen Regionen haben sich in den zurückliegenden Jahren allerdings auch tragfähige Strukturen zur Einsammlung der Katalysatoren gebildet. Alle großen europäischen Katverwerter sind inzwischen in der einen oder anderen Form in den Schwerpunktmärkten präsent.

Welche Menge an Platingruppenmetallen geht dem europäischen Markt durch die Exporte verloren?

TIETZ: Der europäische Fokus greift im Katgeschäft zu kurz. Der Handel mit Katalysatoren und Edelmetallen ist in höchstem Maße globalisiert. Große Mengen Katalysatoren aus den exportierten Fahrzeugen kommen nach Deutschland, England, Belgien oder Italien aber auch in die USA. Einige große europäische Katverwerter unterhalten enge Geschäftsbeziehungen mit US-Firmen. Auch die Primärerzeuger von Platingruppenmetallen in Südafrika ziehen große Mengen Autokatmaterial zum Recycling auf sich.

Über PGM-Verluste müsste man sich in erster Linie im Zusammenhang mit unprofessionellen Praktiken bei Demontage, Handling und insbesondere Zerlegung der Katalysatoren unterhalten. In diesen Bereichen gehen leider nach wie vor sehr große Mengen wertvoller Rohstoffe unwiederbringlich verloren.

Herr Tietz, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Mareike Kuhn

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