VOEB: Abfallwirtschaft vor großen Herausforderungen

Internationalisierung von Abfallströmen (Import und Export), gefährlich werdender Abfall, internationale Marktverflechtungen kombiniert mit instabilen Rohstoffpreisen – die Globalisierung ist in der österreichischen Abfallwirtschaft endgültig angekommen. Der VOEB bezieht Stellung zu den daraus resultierenden Herausforderungen.
Maik Schwertle, pixelio.de
Maik Schwertle, pixelio.de

Zusätzlich stelle überbordende Bürokratie sowohl lokale als auch überregionale Entsorger vor massive Herausforderungen, heißt es weiter vonseiten des Verbands. Das bedeute Preisanpassungen, aber auch neue Services für die heimische Wirtschaft. Die Entsorgungssicherheit sei weiterhin gewährleistet.

Hohe Nachfrage führt zu steigenden Preisen
Seit rund zwei Jahren drängen immer mehr Abfallmengen aus Deutschland, Slowenien und Italien, aber auch aus anderen Ländern wie etwa der Schweiz oder Ungarn, nach Österreich. Hauptgründe dafür sind die Abfallrahmenrichtlinie der EU, nationale Gesetzgebungen und hohe Steuern (beispielsweise ALSAG für die Deponierung). Die Abfallimporte und das große heimische Mengenaufkommen führen zu einer sehr guten Anlagenauslastung, so der Verband, vor allem im (Mit-)Verbrennungsbereich. Auch Lagerflächen werden immer knapper. „Zwar führt die hohe Nachfrage tendenziell zu steigenden Preisen für die Entsorgung, doch die Entsor-gungssicherheit ist in Österreich jedenfalls weiterhin gewährleistet“, erläutert VOEB-Präsident Hans Roth. Die Situation verschärft sich jedoch zunehmend. „Oft geht es nicht um die Frage, um welchen Preis der Abfall abgeholt wird, sondern wo verfügbare Kapazitäten vorhanden sind“, so Roth weiter. Dieser Trend wird noch mehrere Jahre andauern und hängt von den Entwicklungen bzw. Investitionen im Ausland ab. „Dennoch ist es besser, ausländischen Abfall in österreichischen Hightech-Anlagen sicher und gemäß modernster Umweltstandards zu verwerten und zum Beispiel Energie zu erzeugen, als im Ausland in Deponien zu vergraben“, zeigt Roth die Vorteile der internationalen Müllströme auf. Deponien sind ein großer Methangas-Erzeuger und tragen massiv zur Klimaerwärmung bei. (Luft-)Schadstoffe machen vor keiner Landesgrenze halt. Derzeit werden noch immer rund 90 Millionen Tonnen Abfall in Europa deponiert. Für die Umsetzung des EU-Kreislaufwirtschaftspakets müssen die anderen EU-Mitgliedstaaten (Mit-)Verbrennungsanlagen zur Energienutzung errichten. Dies ist auch Chance für die österreichischen Umwelttechnologieunternehmen, ihr Know-how im Ausland zu verkaufen.

Wertstoffe derzeit stabil, aber volatiler Ausblick
Der Wertstoffmarkt habe sich, so der Verband, in den letzten Monaten in vielen Bereichen positiv entwickelt. Vor allem im Bereich Papier und Karton, Schrott und Altmetalle können die Entsorgungsunternehmen wieder höhere Vergütungen an ihre Kunden auszahlen. Das Altholz hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Der Ausblick bleibt nach Ansicht des VOEB aufgrund der internationalen Marktverflechtungen, insbesondere im Hinblick auf China, und der hohen Abhängigkeit vom Preisniveau der Primärrohstoffe, weiterhin volatil. Mit dem „National Sword“, einer möglichen Einfuhrbeschränkung von Abfall beziehungsweise als Wertstoff getarnter Abfall in das Land der aufgehenden Sonne und der neuen Verordnung für Altholz, drohen die nächsten Schwierigkeiten. Die Instabilität und Schnelligkeit der Preisveränderungen bereitet vielen Entsorgungsbetrieben große wirtschaftliche Schwierigkeiten. In manchen Bereichen erschweren bestehende Gesetze das Recycling und die dringend erforderliche Ausweitung der Kooperation zwischen Industrie und Entsorgungswirtschaft. Hier müssen neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, denn gerade bei strategischen Rohstoffen liegen die Recyclingraten unter 1 Prozent.

Abfall wird gefährlicher
„Die richtige Abfalltrennung ist gerade im Fall von Batterien besonders wichtig. Batterien aller Art dürfen keinesfalls in der Restmüll-Tonne landen, sondern müssen im Handel oder beim Abfallsammelzentrum abgegeben werden“, so VOEB-Präsident Roth über den sicherheitstechnischen Aspekt richtiger Entsorgung. Die höhere Komplexität und die steigende Gefährlichkeit der Abfallzusammensetzung erfordern hohe Investitionen in Brand- und Arbeitnehmerschutz und lassen nicht zuletzt auch Versicherungsbeiträge steigen. Zudem bedeuten aufwendiger Bürokratismus, detaillierte Dokumentationspflichten und lange Genehmigungsverfahren steigenden Mehraufwand.

Recycling stiftet allen Nutzen
Der Verband sieht für das Tourismusland Österreich Entsorgungssicherheit und Sauberkeit gewährleistet und beklagt gleichzeitig das schlechte Image der heimischen Müllmänner und -frauen, das aufgrund der Tätigkeit und des Produkts nach wie vor nicht das Beste sei. Dadurch werde es auch für die Abfallbranche immer schwieriger, qualifizierte MitarbeiterInnen zu finden, wobei der gesamte Sektor mittlerweile einen wichtigen Wirtschaftsmotor in Österreich darstelle.

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