Die Quoten sollen jedoch ausschließlich mit Post-Consumer-Rezyklaten erfüllt werden. So verschärft sich eine zentrale Herausforderung: Die Versorgungslücke bei qualitätsgesicherten Rezyklaten für technische Anwendungen, welche nicht aus den haushaltsnahen Abfallströmen gewonnen werden können, wird durch den Ausschluss von Post-Industrial-Rezyklaten (PIR) weiter vergrößert.
Als Verband, der im Zentrum von Kunststoffverarbeitung und -recycling mit Fokus auf technischer Anwendungen, von praxisnaher Normung und ambitionierter Politik steht, sieht TecPart die Konsequenzen dieser Entscheidung besonders deutlich. „PIR-Rezyklate sind heute eine zentrale Säule für qualitätsgesicherte, klimaschonende Rezyklatmengen in sensiblen und sicherheitsrelevanten Kunststoffanwendungen im Fahrzeugbau. Die Nichtanrechenbarkeit dieses Stoffstroms im gesetzlichen Rahmen führt zu einem selektiven Kreislaufverständnis, das real existierende industrielle Kreisläufe ignoriert und bestehende Strukturen schwächt. Zudem stellt dies eine einzigartige Diskriminierung des Werkstoffs Kunststoff dar. Eine Abfallstrom-Unterscheidung in PIR und PCR gibt es weder bei Metallen noch bei Papier oder Glas“, erklärt Michael Weigelt, Geschäftsführer von TecPart.
Marktanalysen – darunter unter anderem die jüngste Studie von Porsche Consulting sowie von der er BKV GmbH und Conversio GmbH – zeigen, dass PCR-Mengen für technische Kunststoffe weder in ausreichender Typenvielfalt noch in stabiler Qualität bereitstehen. PIR-Ströme tragen seit Jahrzehnten die industrielle Kreislaufführung technischer Kunststoffe. Ihre regulatorische Marginalisierung führt zu höheren CO₂-Emissionen und dem Verlust hochwertiger europäischer Materialströme.
Aus Sicht von TecPart ist es unerlässlich, dass die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des PIR-Ausschlusses transparent nachverfolgen und in Überprüfungsprozessen sowie flankierenden Initiativen berücksichtigen. Nur eine realitätsnahe Weiterentwicklung des regulativen Rahmens wird sicherstellen, dass Europas Industrie-, Klima- und Kreislaufziele im Automobilsektor erreichbar bleiben.
Die Kunststoffrecyclingbranche in Europa steckt in einer akuten Notlage. Hohe Energie- und Produktionskosten, massiver Preisdruck durch günstige Importe, rückläufige Nachfrage und kaum noch bezahlbarer Versicherungsschutz führen dazu, dass immer mehr Recycler Kapazitäten zurückfahren oder Standorte schließen. Gleichzeitig steigen durch EU-Verpackungsverordnung, (künftig durch) EU-Altfahrzeugverordnung und weitere Regelwerke die verbindlichen Rezyklatquoten deutlich an. Dieses ökonomisch-ökologische Paradox gefährdet die Zielerreichung: Während der Bedarf an Rezyklaten stark wächst, bricht die Infrastruktur dafür weg. Um diese Entwicklung zu stoppen, braucht es kurzfristig wirksame Maßnahmen: eine spürbare Strompreisentlastung für energieintensive Recyclingprozesse, staatlich abgesicherte Versicherungsmodelle, um Betriebe überhaupt versicherbar zu halten, CO₂-Gutschriften für tatsächlich vermiedene Emissionen sowie verlässliche und schnelle Genehmigungsprozesse für Investitionen. „Vor dem Hintergrund der um ihre Existenz kämpfenden kunststoffrecycelnden Unternehmen müssen diese Entlastungen schnell, unbürokratisch und wirksam kommen. Andernfalls gehen noch vor dem Inkrafttreten der neuen Rezyklatquoten weitere Kapazitäten verloren – und damit genau die Rezyklatmengen, die Europa dringend braucht. Die Folgen für die hier ansässigen Kunststoffverarbeiter sind nicht absehbar“, warnt Michael Weigelt.






