Industrieruß besteht fast vollständig aus Kohlenstoff und wird durch unvollständige Verbrennung von Schweröl oder Erdgas gewonnen. Rund 15 Millionen Tonnen werden weltweit jährlich produziert – davon über zwei Drittel für Reifen. Für jede Tonne entstehen etwa 2,5 Tonnen CO₂. Das bedeutet: Die globale Rußproduktion verursacht jährlich Dutzende Millionen Tonnen Treibhausgase.
Ohne Ruß wären Reifen nicht schwarz und nicht so haltbar. Er stärkt das Gummi, erhöht die Abriebfestigkeit und verlängert die Lebensdauer. Doch der Preis ist hoch: fossile Rohstoffe, hoher Energieverbrauch und ein erheblicher CO₂-Fußabdruck.
Eine klimafreundliche und nachhaltige Lösung bietet recovered Carbon Black (rCB) – also Ruß, der durch thermochemisches Recycling von Altreifen hergestellt wird. In modernen Pyrolyseanlagen werden Altreifen bei rund 500–700 °C ohne Sauerstoff zerlegt. Dabei entstehen Pyrolyseöl, Gas und ein fester Kohlenstoffrückstand, der zu hochwertigem rCB aufbereitet wird.
Der Effekt ist beachtlich: Bis zu 80 % weniger CO₂-Emissionen im Vergleich zur konventionellen Rußproduktion, und die wertvollen Inhaltsstoffe der Reifen bleiben im Kreislauf. So wird Abfall zum Rohstoff – ein wichtiger Schritt zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.
Recovered Carbon Black hat sich in den letzten Jahren von einer Nischenlösung zur industriell einsetzbaren Alternative entwickelt. Heute kann rCB je nach Anwendung zwischen 20 % und 100 % des fossilen Industrierußes ersetzen. Bereits erfolgreich eingesetzt wird rCB beispielsweise in:
- Reifen (Pkw, Lkw, Spezialreifen) – mit Substitutionsraten bis zu 60 %
- Gummiböden und Bodenbeläge – bis zu 100 % rCB möglich
- Dichtungen, Förderbänder und Schwingungselemente – 100 %
- Kunststoff- und Gummimischungen (Masterbatch) – 100 %
- Farb- und Lackanwendungen wie Tinte, Druckfarbe und Anstriche – 100 %
- Sport- und Freizeitprodukten wie Tennisballkernen oder EVA-Schaumstoffen – 100 %
- Technischen Textilien (z. B. Fasern, Neoprenanzüge, Schallschutzplatten) – 100 %
Diese breite Einsatzfähigkeit zeigt: rCB ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern ein marktreifer, funktionaler Ersatzstoff mit großem ökologischem Nutzen.






