Chemisches Recycling: Es bleibt dynamisch

Anfang 2023 zählte Ecoprog weltweit über 140 Projekte zum chemischen Recycling von Kunststoffen in verschiedenen Entwicklungsstadien – 50 Projekte mehr als im Vorjahr. Das ist ein Ergebnis der aktualisierten Trendstudie des Beratungsunternehmens.
Covestro-Forscher Sebastian Scherf bei einem Laborversuch zum chemischen Recycling von Polyurethan-Matratzenschaum. (Quelle: Covestro)

Chemische Recyclingtechnologien gewinnen für verschiedene Branchen immer mehr an Bedeutung, meldet Ecoprog. Im Rahmen seiner kontinuierlichen Marktbeobachtung hat das Beratungsunternehmen auch im vergangenen Jahr einen starken Zuwachs der annoncierten Projekte beobachten können. Wurden demnach Anfang 2022 noch knapp über 90 Projekte zum chemischen Recycling identifiziert, so sind es Anfang 2023 bereits über 140. Darüber hinaus habe sich die Zahl der Projekte in der Bauphase verdoppelt und ist von 6 auf 12 gestiegen. Wie bereits im Vorjahr fokussiere sich auch in den vergangenen Monaten die Mehrheit der Projekte auf die Nutzung von Pyrolyse.

Parallel zu dem Wachstum der Projektanzahl insgesamt ist die Zahl der aktiven Anlagen laut Ecoprog von 20 auf 37 gestiegen. Insgesamt werden in diesen Anlagen fast 145.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr behandelt. Bei den meisten dieser Anlagen handelt es sich jedoch um Pilotanlagen und nicht um kommerzielle Projekte.

Der Zuwachs an Anlagen und Projektankündigungen kann als Indiz dafür gelten, dass sich diese Technologie weiterhin zu einem boomenden Markt entwickelt. Dies zeigt sich auch an der zunehmenden Zahl von Zweit- oder Drittprojekten etablierter Anbieter.

Eine weitere Auswirkung des Wachstums der Branche ist, dass am chemischen Recycling weiterhin Unternehmen aus diversen Sektoren beteiligt sind. Dazu gehören u. a. Chemie- und Ölunternehmen, die in die Produktion von Rohstoffen für die Kraftstoffherstellung investieren, Start-ups und Technologieanbieter, die chemische Recyclingtechnologien entwickeln und vermarkten wollen sowie Kunststoffhersteller und -verwerter, die nach verbesserten Recyclingverfahren suchen.

Trotz aller Fortschritte bleibt das chemische Recycling aus Sicht von Ecoprog umstritten. Für Befürworter bietet es die Möglichkeit, Kunststoffe künftig ohne Downcycling vollwertig zu recyceln. Weiterhin könnten auch verunreinigte und gemischte Abfallströme, die derzeit nicht stofflich verwertet werden können, potenziell mit chemischen Verfahren recycelt werden. Kritiker bemängeln vor allem die hohen CO2-Emissionen. Ungewiss bleibt auch, inwieweit sich das Chemische Recycling wirtschaftlich durchsetzen kann. Bis heute fehlen in vielen Ländern und Regionen weltweit Vorgaben, etwa inwieweit Input- oder Outputströme aus dem chemischen Recycling als stoffliche Verwertung anerkannt werden.

Die Trendstudie Chemisches Recycling von Ecoprog untersucht die technischen Grundlagen, Marktfaktoren, Entwicklungstand, Anlagenbestand, Projekte und Wettbewerb im Bereich des chemischen Recyclings weltweit.

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