Virgin Material noch schädlicher als angenommen?

Im Jahr 2015 sei die Kunststoffindustrie für 1,6 Milliarden Tonnen der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich gewesen, meldet Werner & Mertz. Das Unternehmen bezieht sich auf eine aktuelle Untersuchung der ETH Zürich.
Foto: E. Zillner

Forscher*innen der ETH Zürich kommen laut Werner & Mertz zu dem Ergebnis, dass bei der Herstellung doppelt so viel fossile Energie verbrannt werde wie als Rohstoff im Plastik enthalten ist. Dieses Ergebnis sei insofern bemerkenswert, als die Forschung sich bislang vorwiegend auf jene Umweltbelastungen konzentriert habe, die bei der Entsorgung von Plastik entstehen.

Dass die Herstellung von neuem Plastik noch mehr CO2-Emissionen verursache als die Verbrennung, mache den CO2-Fußabdruck von Virgin Plastic noch schlechter. Ausschlaggebend für die Energiemengen bei der Herstellung seien laut der Untersuchung vor allem der stetig steigende Einsatz von Strom aus Kohlekraftwerken in der Produktion. Das gelte primär für die boomende Kunststoffwirtschaft in Schwellenländern wie China, Indien und Indonesien, wo die benötigte Energie für Neuware hauptsächlich aus Kohlekraftwerken stamme. Viele EU-Länder und allgemein westliche Industrieländer hätten – so die Untersuchung – die energieintensive Herstellung von Kunststoff in diese Länder ausgelagert.

Der vermehrte Einsatz erneuerbarer Energien könne helfen, den CO2-Fußabdruck bei der Herstellung von Plastik zu verringern. Noch effektiver sei es aber, generell die Herstellung von neuem Plastik durch eine Führung im Kreislauf zu ersetzen. Hochwertiges Plastikrecycling trage damit zu aktivem Klimaschutz bei.

Doch nach wie vor scheitere die Umstellung auf Rezyklat bei vielen Herstellern vor allem am höheren Preis im Vergleich zu neuem Kunststoff aus frischem Rohöl. Werner & Mertz sei als einer der wenigen dazu bereit, diese vorübergehenden Mehrkosten zu tragen. Der Mittelständler habe alle seine transparenten PET-Flaschen der Marke Frosch auf 100 Prozent Altkunststoff umgestellt. Dabei nutze das Unternehmen nicht nur Post-Consumer-Material aus der europäischen Getränkeflaschensammlung (Bottle to Bottle), sondern seit 2014 auch einen wachsenden Anteil recyceltes Material aus der europäischen haushaltsnahen Sammlung wie dem Gelben Sack (mittlerweile 50 Prozent). Inzwischen seien bereits über 560 Millionen dieser Flaschen dem Kreislauf bereitgestellt worden.

„Die Untersuchung macht einmal mehr deutlich, was wir im Prinzip schon seit Jahren wissen: Die Kreislaufführung von Plastik ist unumgänglich, um Klima und Umwelt zu schützen. Und wir zeigen, dass es möglich ist. Nun sind auch andere Hersteller gefordert, unserem Beispiel zu folgen. Dabei sehen wir die Politik in der Pflicht, Plastikrecycling durch gezielte Anreize zu fördern, sodass es auch aus finanzieller Sicht für Unternehmen attraktiver wird, Rezyklat einzusetzen“, so Reinhard Schneider, Inhaber von Werner & Mertz.

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