Analysten erwarten 2021 Rohstoffboom

Trotz Coronakrise befinden sich die Preise für Nichteisenmetalle seit geraumer Zeit im Aufwind.
birgitH, pixelio.de

Kupfer notiert so hoch wie seit Jahren nicht mehr, die Aluminiumnotierungen liegen über der 2.000-US-Dollar-Marke und Zink ist so teuer, dass die Verarbeiter nur kleine Mengen für ihren unmittelbaren Bedarf einkaufen. Im kommenden Jahr, so prognostizieren Analysten, werden die Preise wohl weiterhin fest bleiben. Ihr Argument: Zu Beginn des Jahres hätten alle Signale auf Wachstum und steigende Metallnachfrage gestanden. Coronabedingt sei das Jahr dann anders als geplant und vor allem sehr untypisch gelaufen. Dabei sei der Bedarf nicht weggebrochen, sondern habe einfach pausiert. Die positive Marktentwicklung der letzten Wochen sei deshalb auch einem gewissen Nachholbedürfnis geschuldet. Aber selbst wenn der aktuelle Nachhalbedarf befriedigt sei, bleibe es – wie 2019 prognostiziert – bei einem stabilem Markt. Ein wesentliches Argument für eine feste Preisentwicklung im kommenden Jahr ist, zumindest bei den Industriemetallen, China. In der Volksrepublik läuft die Wirtschaft wieder halbwegs rund. Bedenkt man, dass China inzwischen der weltgrößte Verbrauchermarkt sein dürfte, so spreche vieles für feste Preise und stabile Nachfrage im kommenden Jahr.

Die Schrottpreise folgten dem Aufwärtstrend an der Londoner Metallbörse und zogen weiter an. Blanker Kupferdrahtschrott (Kabul) kostete zuletzt 5.950 bis 6.120 Euro, Kupferdrahtschrott gehäckselt Ia (Kasus) 6.040 bis 6.250 Euro und nicht legierter Kupferdrahtschrott I (Kader) 5.650 bis 5.830 Euro. Die Preise für Drahtschrott aus Reinaluminium (Achse) stiegen auf 1.470 bis 1.610 Euro, Aluminiumprofilschrott (Alter) erlöste 1.520 bis 1.600 Euro und Neuer Aluminiumlegierungsschrott kupferarm (Angel) 1.130 bis 1.250 Euro. Altzinkschrott wurde mit 1.700 bis 1.760 Euro gehandelt.

Aber nicht nur die Prognosen für die börsennotierten Industriemetalle sind aufwärtsgerichtet, sondern auch die der sogenannten Sondermetalle. Während Sondermetalle früher eher ein Liebhabergeschäft für Spezialisten waren, rücken sie in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus. Den Anfang machte die Computertechnologie, es folgte der Mobilfunkmarkt. Modere Kommunikationstechnik ist derzeit ohne den Einsatz dieser Spezialmetalle nicht vorstellbar. Hinzugekommen ist zuletzt die Elektromobilität. Dieser Industriebereich wird, so die Vorhersagen, in den kommenden Jahren einen bisher noch nicht gekannten „Rohstoffhunger“ haben. Die Folge: Schon jetzt erwarten Marktkenner, dass es 2021 bei einigen Sondermetallen und Ferrolegierungen knapp werden könnte. Die Preisentwicklung in den letzten Wochen scheint dies ein Stück vorweg zu nehmen. Die Preise stiegen zuletzt bei vielen Metallen deutlich an, zudem gab es einen spürbaren Nachfrageschub. „Wir können derzeit gar nicht alle Anfragen bedienen“, meint ein Händler aus Düsseldorf. Auf die enger werdenden Märkte weisen auch immer mehr Experten hin, so die staatliche Deutsche Rohstoffagentur (DERA) oder unlängst eine Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Die an sich positive Marktentwicklung brachte in den letzten Woche allerdings Probleme aus einer ganz anderen Ecke zu Tage, nämlich dem Logistikbereich. Die Preise für Überseefrachten sind sprunghaft angestiegen, wenn überhaupt ausreichend Container zur Verfügung stehen. Marktbeobachter bringen auch hier immer wieder China ins Spiel. Teilweise, so ist zu hören, werden Container leer nach China beordert damit sie dem dortigen Markt zur Verfügung stehen. Die Folge: Auch die Preise für Metallimporte steigen, denn die Händler müssen die gestiegenen Frachtkosten umsetzten. Verschärfen dürfte sich die Situation noch, wenn es zu einem harten Brexit kommt. Dann nämlich werden sich vermutlich große Mengen von Containern und LKWs an der Grenze zum Vereinigen Königreich stauen und die Frachtmöglichkeiten in Europa zusätzlich verknappen.

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