Hoffnung auf Impfstoff beflügelt Rohstoffpreise

Die Weltrohstoffpreise zogen im November 2020 auf Dollarbasis zum Vormonat um 4,6 % an, was sich auch quer über alle Warengruppen zeigt.
birgitH, pixelio.de

Infolge der Abwertung des US-Dollar zum Euro betrug der Anstieg in Inlandswährung nur 4,1 %. Die Hoffnung auf einen Impfstoff gegen Covid-19 beflügelte die Rohstoffpreise. Die IKB erwartet bis Ende des ersten Quartals 2021 eine Bewegung des Wechselkurses um die Marke von 1,20 US-$/€.

Stahl

Nach einem Einbruch im ersten Halbjahr 2020 sank die Weltrohstahlproduktion bis Ende Oktober 2020 um 2 %. Für das Gesamtjahr sehen wir einen etwas geringeren Rückgang. Chinas Stahlausstoß lag um 5,5 % über dem Vorjahreswert: Das Land wird 2020 erstmals über 1 Mrd. t Rohstahl erzeugen, der auch primär im Inland verbleiben. Das Produktionsniveau in Europa und Nordamerika brach um 17 % ein. In der Türkei erhöhte sich der Ausstoß um 4 %. In Deutschland erwartet die IKB 2020 eine Tonnage von rd. 35 Mio. t, die deutsche Erzeugung dürfte aber 2021 stärker anziehen. Bei der gesamten Prognose gehen die IKB für 2021 weltweit nicht von einem erneuten Lockdown im Verarbeitenden Gewerbe infolge der Corona-Pandemie aus. Unsicherheiten sieht die IKB derzeit vor allem für Spanien, Frankreich und Italien. Es besteht auch im nächsten Jahr Handlungsbedarf im Sinne von Safeguard-Maßnahmen.

Im Verlauf des November 2020 zogen die Schrottpreise durchschnittlich um 5 €/t gegenüber dem Vormonatsniveau an. Bei etlichen Stahlwerken erfolgte eine weitere Aufstockung der Vorräte, zumal auch die Orderbücher der Stahlkocher wieder gut gefüllt waren. Allerdings ist das Aufkommen bei den meisten Schrottsorten – vor allem auch bei Neuschrotten – infolge von nicht voll hochgefahrener Produktion noch weiter knapp. Zudem stützten die Exporte in die Türkei das Preisniveau. Diese profitiert derzeit im Nahen Osten von den fehlenden Ausfuhren Chinas. Die Eisenerz-Spotpreise zogen im November wieder leicht auf 122 US-$/t an, dürften aber 2021 Potenzial nach unten haben. Die IKB erwartet zwar bis Jahresende keine nennenswerten weitere Preisaufschläge für Schrott, die Preise dürften jedoch im Verlauf des ersten Quartals 2021 deutlich anziehen. Zudem kommen weitere Impulse aus dem Export.

Die deutlich verbesserte Auftragslage vieler Stahlwerke erlaubte im November Preisanhebungen. Die unverändert stabilen Spotmarktpreise für Eisenerz frei China liegen rund 45 % über dem Niveau vom Jahresanfang. Der daraus resultierende Margendruck auf die Stahlpreise konnte nun teilweise – Produktgruppen spezifisch divergierend – weitergegeben werden: Die Preise für Warmbreitband zogen im Durchschnitt um 27 €/t an, wobei die Differenz zwischen Ende November zum Vormonatsschluss bei über 45 €/t lag. Verzinkte Bleche erhöhten sich bei kräftig anziehendem Zinkpreis im Mittel um 5,7 %. Walzdraht verteuerte sich erst zum Ende des Monats November, im Monatsmittel war es aber nur 0,5 %. Bei den europäischen Stahlpreisen erwartet die IKB ein erneutes Anziehen im ersten Quartal 2021 von mindestens 25 €/t. Aufgrund der Produktionsentwicklung in Asien müssen die von der EU ergriffenen Schutzmaßnahmen bestehen bleiben.

Nickel, Chrom, Molybdän

Der globale Nickelmarkt hat sich zuletzt deutlich erholt. Nachdem der Nickelmarkt im Jahr 2019 ein Angebotsdefizit verzeichnete, dürfte dieser 2020 mit einem Angebotsüberschuss von 120.000 t und 2021 mit einem solchen von etwa 50.000 t abschließen. Der Rückgang der Nickelerzförderung ist u.a. auf den Exportbann Indonesiens zurückzuführen, was Chinas Produktion von Nickel Pig Iron belastet. Die Raffinadeproduktion und der Nickelverbrauch ziehen 2021 jedoch deutlich an. Die Nickelvorräte an der LME gingen seitwärts und lagen Ende November 2020 bei 242.000 t. Zudem befinden sich noch 23.000 t an der SHFE. Der Bedarf resultiert weiter primär aus der Produktion von rostfreiem Stahl, welcher 2021 wieder anziehen dürfte. Zudem gewinnt Nickelhalbzeug an Bedeutung. Die IKB sieht den Nickelpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung bis Ende Q1 2021 in einem Band von +4.000 US-$ um 16.000 US-$/t.

Die IKB erwartet für 2020 insgesamt eine sinkende globale Rostfrei-Produktion und somit auch einen geringeren Bedarf an Ferrochrom. Nach dem letztjährigen Angebotsüberschuss sind in Südafrika temporäre Schließungen von Minen erfolgt, sodass die IKB 2020 einen Angebotsrückgang sieht. Für das vierte Quartal 2020 ging der europäische FeCr-Benchmarkpreis seitwärts: Er liegt weiter bei 1,14 US-$/lb. Jedoch erhebt nun Südafrika eine Exportsteuer auf Chromerze, was zumindest auch im ersten Quartal 2021 die Preise nach oben treiben dürfte. Sollte die Exportsteuer im Gesamtjahr aufrechterhalten werden, hätte dies einen nachhaltigen Preiseffekt. China musste zuletzt schon deutlich höhere Preise am Spotmarkt akzeptieren. Die IKB prognostiziert bis Ende Q1 2021 für den Preis von Ferrochrom eine Bewegung um die Marke von 7,00 US-$/ kg Reinchromgehalt. Zudem erwartet sie höhere Benchmark-Preise für das erste Quartal 2021.

Das zweite Quartal 2020 schloss mit einem Angebotsüberschuss von 21,3 Mio. lb ab. Einer weltweit im Vorjahresvergleich um 3 % höheren Molybdänproduktion stand eine um 14 % niedrigere Molybdännachfrage gegenüber. Lateinamerika löste China als größte Produktionsregion ab. Allerdings war China weiter der größte Verbraucher von Molybdän und das einzige Land mit einem Verbrauchsanstieg (+7 % gegenüber Vorjahr, +46 % gegenüber Q1 2020). In Europa fiel der Verbrauch um 15 %, in den USA um ein Viertel geringer aus. Da die Investitionen der Öl- und Gasexploration weiter auf niedrigem Niveau verharren, dürfte sich im Gesamtjahr ein Angebotsüberschuss von bis zu 50 Mio. lb ergeben. Die IKB prognostiziert bis Ende Q1 2021 den Ferromolybdänpreis bei rund 22 US-$/kg mit einer Bandbreite von +4,00 US-$/kg.

Aluminium

Die weltweite Primäraluminiumproduktion lag bis Ende Oktober 2020 um 2,3 % über dem Vorjahresniveau. Die IKB erwartet im Gesamtjahr 2020 eine leicht höhere Erzeugung auf bis zu 65 Mio. t sowie 11 Mio. t Recyclingaluminium. China überschreitet derzeit das Niveau seiner Vorjahresproduktion um knapp 4 %. Auch in der Golfregion erfolgte ein Anstieg um 4%. In Europa insgesamt war eine leicht geringere Produktion zu beobachten. In Nordamerika zog die Erzeugung trotz der Corona-Pandemie etwas an, während sich der seit Jahren rückläufige Trend in Lateinamerika weiter fortsetzte. Die Aussichten für den Aluminiumeinsatz in den Abnehmerbereichen sind weiter positiv: Der Trend zum Leichtbau – nicht nur in der 2020 schrumpfenden Automobilindustrie – sichert einen zukünftigen Absatzanstieg. Der Bereich Aerospace dürfte allerdings bis 2023 sehr verhaltene Impulse geben.

Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME haben sich auf 1,37 Mio. t zurückgebildet: An der SHFE sanken diese leicht auf 220.000 t. In den Lagern der Comex befinden sich dagegen nur 46.000 t. Damit ist aber immer noch eine sehr gute Versorgung gegeben. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 5.140 t aus. Die Vorräte entsprechen dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von knapp 8 Tagen. Mittelfristig dürften vor allem in China, aber auch in anderen Regionen, weitere Kapazitäten für Recyclingaluminium zur langfristigen Versorgungssicherheit aufgebaut werden. Dies ist auch unter Nachhaltigkeitsaspekten sinnvoll. Bis zum Jahresende 2020 dürfte sich der Lagerabbau bei Primäraluminium weiter fortsetzen. Dies dürfte dann auch im ersten Quartal 2021 Tendenzen für weitere Preisanstiege begünstigen.

Die Entwicklung der Primäraluminiumpreise hat im Verlauf des November 2020 erheblich von den Hoffnungen auf einen Covid-19-Impfstoff profitiert. Daneben gab auch der für Januar erwartete Regierungswechsel in den USA Impulse, da man eine verlässlichere Handelspolitik erhofft. Somit sind die geopolitischen Sorgen (Brexit, Handelskrieg China/USA) etwas geringer geworden. Im Gesamtjahr 2020 zeichnet sich trotz einer wieder gestiegenen physischen Nachfrage ein kleiner Angebotsüberschuss ab. Die investive Nachfrage erhöhte sich ebenfalls: Die Zahl der Handelskontrakte nahm im Verlauf des Monats November um 20 % zu. Bis Ende Q1 2021 erwartet die IKB daher eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.950 US-$/t in einem Band von +300 US-$/t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich dagegen um rund 400 US-$/t unter diesen Werten bewegen. Im weiteren Jahresverlauf 2021 sieht die IKB tendenziell höhere Notierungen.

Zink und Blei

Die Zink-Lagerbestände an der LME blieben bis Ende November 2020 stabil bei 222.000 t. Der Lagerbestand an der SHFE reduzierte sich auf 56.000 t, derjenige an der Comex betrug 500 t – somit ist letzterer vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen weiter dem Verbrauch von rund 8 Tagen, was insgesamt eine gute Versorgung bedeutet. Im Jahr 2020 dürfte sich ein Angebotsüberschuss von bis zu 600.000 t ergeben. Die Bleivorräte an der LME bildeten sich leicht auf 112.000 t zurück, die Bestände an der SHFE machen nur knapp 36.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiter unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht unverändert dem Verbrauch von 5 Tagen. Damit ist die Versorgungssituation bei Blei knapper. Der Markt könnte 2020 einen Angebotsüberschuss von rd. 270.000 t verzeichnen.

Bis Ende September 2020 sank die Zinkminenproduktion um 7 %. Dies ist das Resultat von Produktionsunterbrechungen in einigen Minen, u. a. in Asien und Lateinamerika. Für 2020 insgesamt dürfte ein Rückgang von gut 4 % realistisch sein, dem 2021 ein Anstieg von 6,5 % folgt. Die Raffinadeproduktion stieg bis Ende Q3 2020 um 0,4 % und dürfte im Jahr 2020 sogar um knapp 1 % anziehen. Der Verbrauch reduziert sich im Gesamtjahr 2020 gegenüber 2019 um 5 % und erhöht sich 2021 wieder um 4 % auf 13,5 Mio. t: Ein geringerer Verbrauch wird praktisch in allen Verbrauchs- regionen außer China erfolgen. Impulse erhält Zink primär von verzinkten Blechen und der Zinkchemie. 2020 dürfte sich ein Angebotsüberhang von 600.000 t ergeben, der sich 2021 auf 400.000 t reduziert. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende Q1 2021 eine Bewegung um 2.700 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von +500 US-$.

Die Bleiminenproduktion sank bis Ende Q3 2020 um knapp 6 %, im Gesamtjahr könnten es -4,5 % sein. Heute stammen über 60 % der gesamten Bleiproduktion aus Recycling- material. Die Raffinadeproduktion reduzierte sich um 5,2 %, im Gesamtjahr 2020 halten wir rund 11,65 Mio. t für möglich. Der Verbrauch sank um knapp 8 %. Für 2020 insgesamt erwartet die IKB einen Verbrauchsrückgang auf 11,4 Mio. t. Im Jahr 2021 erfolgt jedoch eine Erholung des Verbrauchs auf 11,9 Mio. t. Das Jahr 2020 wird mit einem Angebotsüberschuss von bis zu 270.000 t abschließen. Auch 2021 übersteigt das Angebot die Nachfrage um 180.000 t. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Ende des ersten Quartals 2021 eine Bewegung um 2.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.

Kupfer

Die globale Kupferminenproduktion sank aufgrund temporärer Minenschließungen im Zuge des Lockdowns bis Ende August 2020 um 0,8 %. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen reduzierte sich um 1,5 %. Die Erzeugung in Peru sank wegen hoher Pandemiezahlen sowie zusätzlicher operativer Probleme besonders stark. Diese konnte in Chile, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo teilweise deutlich anziehen. Die Raffinadeproduktion zog bei einer 1,5 % geringeren Kapazitätsauslastung um 1,2 % an, wobei die rückläufige Sekundärproduktion aufgrund des geringen Schrottangebots durch höhere Primärproduktion überkompensiert wurde. Der Anstieg im weltweiten Verbrauch betrug 1 %. Die Erholung beim Verbrauch resultierte praktisch nur aus China. Jedoch konnte der Rückgang der Verbräuche in anderen Regionen (USA, EU, Japan) von durchschnittlich 10 % komplett ausgeglichen werden. Insgesamt entstand ein Angebotsdefizit von knapp 300.000 t, welches jedoch bis Jahresende noch etwas abschmelzen dürfte.

Die Kupfervorräte an der LME sanken im Laufe des November 2020 um rd. 11 % auf noch 149.000 t. Erheblich stärker fiel der Rückgang der Lagerbestände um ein Drittel an der SHFE auf rd. 93.000 t aus, während diese an der Comex seitwärts gingen (81.600 t). Bis Jahresende erwartet die IKB einen weiteren Abbau der Bestände, der vor allem in den asiatischen Lagerhäusern erfolgen dürfte. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von knapp 5 Tagen. Nach dem Angebotsdefizit von 414.000 t im Jahr 2019 erwartet die IKB auch für das Gesamtjahr 2020 ein nur etwas geringeres Angebotsdefizit. Zwar war im ersten Quartal 2020 ein deutlicher Angebotsüberschuss im globalen Kupfermarkt von 130.000 t aufgelaufen, dieser wurde aber schon bis Ende Mai komplett abgebaut.

Der Kupferpreis zog im Verlauf des November 2020 um über 650 US-$/t an. Für den weiteren Jahresverlauf erwartez die IKB eine steigende Nachfrage insbesondere aus der Automobil- und Elektroindustrie. Die angestrebte Energiewende in Europa als mittelfristiger Treiber der Nachfrage hat zuletzt immer stärkere politische Unterstützung erhalten. Die nachfragesteigernden Trends der Automobilindustrie zur E-Mobility und einem vermehrten Elektronikeinsatz im Pkw sind weiter stabil. Eine sich 2021 normalisierende Kupferminenproduktion dürfte allerdings preisdämpfend wirken. Preissteigernd wirkte sich im November 2020 die Entwicklung der investiven Nachfrage aus: Die Zahl der Handelskontrakte stieg um rund die Hälfte. Bis Ende des ersten Quartals 2021 erwartet die IKB ein Preisniveau von 7.500 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +800 US-$/t um diese Marke.

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