Kreislaufwirtschaftliches Bauen in Wien

Auf dem ehemaligen Standort des bfi und der VHS in Wien-Margareten entwickelt die Sozialbau AG ein neues Wohnprojekt mit 44 geförderten Mietwohnungen.
Entfernung des Bodenbelags in der Stöbergasse. Bild: BauKarussell

Dabei wird das 1978 als „Bildungszentrum Margareten“ vom Berufsförderungsinstitut eröffnete und von den Wiener Volkshochschulen weitergeführte Gebäude so weit wie möglich rückgebaut und Bauteile Materialien und Mobiliar für die Wiederverwendung vorbereitet bzw. der stofflichen Verwertung zugeführt. Mit dem verwertungsorientierten Rückbau wurde das BauKarussell mit seinen sozialwirtschaftlichen Partnern beauftragt.

Ziel des kreislaufwirtschaftlichen Bauens ist es, ökologische und soziale Gesichtspunkte in diese Projektentwicklungsphase zu integrieren. Zwischen Juli und September wurde der Abbruch des Gebäudes vorbereitet, dabei wurden insgesamt 36.600 kg Materialien bewegt und wertvolle sozialwirtschaftliche Arbeitsplätze geschaffen.

Im Rückbau des Gebäudes, das früher eine wichtige Ausbildungsstätte für Wiener Bildungshungrige war, wird die Tradition der Weiterbildung ganz praxisnah in Form von Jobs und Arbeitserfahrung für ehemals langzeitarbeitslose Menschen fortgesetzt. Der sozialökonomische BauKarussell-Partner Die KÜMMEREI (Trägerin: bfi/Job-TransFair) hat vor Ort die Kreislaufwirtschaft am Bau umgesetzt.

Thomas Romm, Architekt und Gründer von BauKarussell, gibt Einblick in die Details: „Bis Ende September 2020 hat unser Partner Einbaukästen und Bodenbeläge entfernt und so 35.800 kg Material für eine sortenreine Entsorgung vorbereitet. Zusätzlich wurden vorhandene Re-Use-Produkte gesichert und 800 kg Eschenholzparkett zur Wiederverwendung vermittelt. In unseren Social-Urban-Mining-Projekten beschäftigen wir Transitarbeitskräfte unserer Partnerbetriebe aus der Sozialwirtschaft – in diesem Fall ist das Die KÜMMEREI. Zugleich gewinnen die Leute auch Einblicke in kreislaufwirtschaftliche Praxis am Bau, was ihren Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert. In der Stöbergasse wurden konkret 720 sozialwirtschaftliche Arbeitsstunden geleistet. Dieser soziale Anspruch ist integraler Bestandteil unserer Arbeit und wir freuen uns, dass die Sozialbau AG dieses Engagement teilt.“

Hannes Stangl, Technischer Direktor der Sozialbau AG, zur Kooperation: „Das Projekt Stöbergasse ist ein Pilotprojekt. Wir errichten nicht nur 44 geförderte Mietwohnungen in Innenstadtlage, sondern bringen auch das erste Mal kreiswirtschaftliches Bauen zum Einsatz. Mit der Zusammenarbeit mit dem BauKarussell machen wir erste Schritte von Recycling in Richtung Re-Use und verhelfen zusätzlich Arbeitslosen zu sinnvoller Beschäftigung.“

Dass es sich beim bfi, der Trägerin der KÜMMEREI, um eine der beiden ursprünglichen NutzerInnen (neben der VHS Wien) des Gebäudes handelt, ist dabei ein bemerkenswertes Detail. „Der rote Faden der Weiterbildung wird nun im Rückbau wieder aufgegriffen. Dass unser Team in diesem Projekt im Einsatz ist, bringt auch das BauKarussell weiter: Denn jedes neue Projekt bedeutet für uns eine Weiterentwicklung des Konzeptes Social Urban Mining, das relevante Stakeholder, ArchitektInnen und Bauherren dazu inspirieren soll, ähnliche Projekte zur Umsetzung zu bringen. Unsere Vision ist eine Baubranche, in der soziale Kreislaufwirtschaft selbstverständlich ist – und dafür braucht es starke Kooperationen mit engagierten Bauherren wie der Sozialbau AG, die mit uns diesen Weg gehen.“ betont Markus Meissner, Ressourcenmanager und Leiter von BauKarussell.

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