Kreislaufwirtschaft ohne thermische Abfallbehandlung nicht denkbar

Die Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland sind als Senke für Schadstoffe und für die effiziente Verwertung nicht mehr recycelbarer Reststoffe ein entscheidendes Puzzle-Teil einer modernen Kreislaufwirtschaft.
ITAD

In der Energiewende wächst ihnen zusätzlich eine wichtige Rolle als Stabilisator des Energiesystems zu. Mit Blick auf die deutschen Klimaziele muss die Politik die Weichen hier noch stärker Richtung nachhaltigem Produktdesign und Ressourcenschutz stellen.

Der Statusreport zeigt die enorme und immer wichtiger werdende Rolle der thermischen Abfallbehandlung für die Kreislaufwirtschaft und die klimafreundliche Energieversorgung in Deutschland. „Die Kreislaufwirtschaft braucht zwingend eine Senke für nicht recycelbare oder schadstoffbelastete Abfälle. Denn viele Stoffe unserer Industriegesellschaft können am Ende ihrer Lebensdauer oder aus hygienischen und infektionspräventiven Gründen leider nicht in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können“, sagt Carsten Spohn.

Der Geschäftsführer der ITAD sieht insbesondere außerhalb Deutschlands eine steigende Bedeutung der thermischen Abfallbehandlung. „Deponien werden künftig in ganz Europa für nicht-mineralische Abfälle geschlossen. Damit kommt der thermischen Abfallbehandlung auch dort die Aufgabe zu, ein möglichst hochwertiges Recycling und eine saubere Kreislaufwirtschaft zu garantieren“, so Spohn.

Gerade im Zeichen des Klimaschutzes, so der Prognos-Report, wächst die Bedeutung der thermischen Abfallbehandlung weiter. Die Auskopplung von Strom-, Fern- und Prozesswärme aus den Abfallbehandlungsanlagen senkt die CO2- Emissionen und hilft, das auf erneuerbaren Energien basierende Stromnetz der Zukunft stabil zu halten. 2019 haben allein die Mitgliedsanlagen der ITAD, die 92 % der thermischen Gesamtbehandlungskapazitäten für Siedlungs- und Gewerbeabfälle repräsentieren, rund 10 TWh Strom produziert und 22 TWh Wärme und Prozessdampf externen Abnehmern zur Verfügung gestellt.

„Schon heute gewinnen die Thermischen Abfallbehandlungsanlagen 50 Prozent der ausgekoppelten Energie aus nachwachsenden Rohstoffen, also aus Stoffen wie Holz im Sperrmüll oder nicht recyclingfähigen Pappen und verschmutzten Hygienepapiere“, erklärt Spohn.
Somit ist die Abwärmenutzung der Thermischen Abfallbehandlung in Fernwärmesystemen einer der klimafreundlichsten Formen der Energienutzung.

Der Statusreport zeigt, dass die thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Zukunft auch noch stärker so genannte „Systemdienstleistungen“ wie Frequenz- und Spannungshaltung erbringen. Und sie werden noch mehr Verantwortung beim Wiederaufbau der Stromversorgung nach lokalen Netzausfällen tragen können. Diese Systemleistungsfunktion hatten bisher insbesondere Atom- und Kohlekraftwerke, die nun zunehmend abgeschaltet werden.

In Zukunft steht auch die Produktion von Wasserstoff als weiteres, energiespezifisches Thema auf der Agenda der Anlagenbetreiber.
In dem Maße, in dem es in Deutschland und Europa gelingt, mehr nachhaltige Produkte z.B. aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen, wird auch die Energie aus der thermischen Abfallbehandlung immer „grüner“ werden. Hier ist die gesamte Gesellschaft gefragt, von den Ingenieuren und Marketing-Spezialisten in den Unternehmen bis zur Politik, im ersten Schritt auf ökologisches Produktdesign zu achten. Denn die thermischen Abfallbehandlungsanlagen können die Stoffströme, die mit dem Restabfall angeliefert werden, nicht von sich aus beeinflussen.

Eine Branchenbefragung hat gezeigt, dass 2019 fast eine halbe Millionen Tonnen Metalle aus den Verbrennungsrückständen gewonnen wurden. Diese Metalle werden vollständig in die Stahl- und Metallproduktion zurückgeführt und sparen so Energie und Ressourcen ein.
Aber auch die mineralische Fraktion soll zukünftig wieder stärker genutzt werden.

„Wir begrüßen den Ansatz der Politik, bundeseinheitliche Regelungen für den Einsatz von mineralische Ersatzbaustoffen und somit auch Schlacken aus der thermischen Abfallbehandlung in technischen Bauwerken außerhalb von Deponien zu schaffen“, so Spohn. Das würde die stoffliche Verwertung aus der thermischen Abfallbehandlung weiter stärken. Das Problem: Gerade in öffentlichen Ausschreibungen werden meist Primärrohstoffe bevorzugt – so wird ein Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft ad absurdum geführt und wertvoller Deponieraum vergeudet. Neben der Festschreibung einer entsprechenden Vorrangregelung für geeignete mineralischer Ersatzbaustoffe durch den Gesetzgeber muss hier aber insbesondere ein Umdenken bei den ausschreibenden Stellen stattfinden.

Zur weiteren Steigerung der Ressourceneffizienz können zukünftig können aber auch Kohlenstoffe aus dem Abgas von Thermischen Abfallbehandlungsanlagen im Rahmen von Carbon Capture und Utilization (CCU)-Projekten abgeschieden und in die Stoffkreisläufe zurückgeführt werden – etwa als Methanol.

Somit bleiben die Thermischen Abfallbehandlungsanlagen auch zukünftig und unter sich ändernden Randbedingungen ein unverzichtbarer Baustein der Kreislaufwirtschaft.

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