Altreifen-Entsorger setzen auf perfekten Kreislauf

Während Metalle und Stofffasern klare Einsatzgebiete haben, steht die Verarbeitung des Gummis am Anfang einer großen Karriere.

Fast 600.000 Tonnen Altreifen fallen Jahr für Jahr in Deutschland an. 65 Prozent davon macht allein das Gummi aus. Nach dem Recycling steht es als Granulat oder Mehl zur Verfügung und kann direkt zu innovativen Produkten verarbeitet werden. Es entstehen Produkte, die dann im zweiten Leben des Grundmaterials oft viel länger im Einsatz sind als ein handelsüblicher Reifen. Durch die nachhaltige Nutzung werden Ressourcen geschont, der CO2-Ausstoß verringert und am Ende sogar deutlich Geld eingespart.

Selbst wenn also der Umweltgedanke für manche zweitrangig ist, spätestens bei den eigenen Ausgaben dürften sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen hellhörig werden. Und die neuen Produkte aus den Reifen wirken in alle Bereiche des täglichen Lebens. In vielen unterschiedlichen Anwendungen findet sich heutzutage Gummi, das sich problemlos durch das Material aus den Reifen ersetzen lässt. So ist es im Sportplatzbau, als Schallschutz oder auch bei Bodenbelägen zu finden.

Auf europäischer Ebene bestätigt: keine Gesundheitsgefahr

Anfangs gab es die Sorge, dass im Material gebundene PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Zum einen bestätigten zahlreiche Studien, dass die Sorge unbegründet ist und von den gebundenen PAK keine Gefahr ausgeht. Zum anderen wurde 2019 ein Grenzwert von 20 mg/kg für den Einsatz von Granulat auf Spiel- und Sportplätzen von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vorgeschlagen. Im Zuge der Diskussion bestätigte die ECHA, dass 99 Prozent des in der EU produzierten Granulats aus Altreifen diesen Grenzwert einhalten kann.

Und hier ist auch einer der bekannten Einsatzzwecke. Kunstrasenplätze werden mit einem Gemisch aus dem Granulat und Sand verfüllt. Diese Füllung sorgt zwischen den künstlichen Gräsern für die richtige Federung und das optimale Gefühl im Vergleich mit Naturrasen.

Unzählige Einsatzgebiete für recyceltes Gummi

 

Auf europäischer Ebene bestätigt: Das im Material gebundene PAK bringt keine gesundheitlichen Risiken mit sich. Bild: PVP Triptis GmbH

Doch aus den alten Reifen lässt sich noch viel mehr herstellen. Nach dem Motto „zurück zum LKW“ wird das Gummi zu Antirutschmatten verarbeitet. Diese dienen im Güterverkehr der Ladungssicherung. Mit Hilfe dieser Matten können Güter auf glatten Ladeflächen nicht mehr verrutschen. Zudem kann die nötige Spannung der Zurrgurte verringert werden wie auch die Anzahl der Gurte selbst. Gleichzeitig wird so die Standzeit der LKW verringert, da für die Ladungssicherung weniger Zeit in Anspruch genommen werden muss.

Ein weiterer Einsatz des Rezyklats ist direkt auf der Straße zu finden. Überfahr- und Bordsteinrampen aus Gummi werden an den unterschiedlichsten Stellen genutzt; sei es, um große Höhenunterschiede zu überbrücken, den Verkehr zu beruhigen oder auch Stufen für Rollstühle oder Rollatoren zu beseitigen.

Im Sport wird das Gummi aus Reifen neben dem Granulat im Kunstrasen auch direkt als Bodenbelag eingesetzt. Denn das robuste Material eignet sich hervorragend im Innen- und Außenbereich. Seine federnde Eigenschaft schont die Gelenke und somit die Gesundheit der Sportler. Auf Spielplätzen werden diese Beläge auch als Fallschutz oder direkt in den Spielgeräten eingebaut.

Letztlich sind die Einsatzgebiete unbegrenzt. Aus dem Material lassen sich Lampen für den Außenbereich ebenso herstellen wie Schallschutzmatten, Beet-Einfassungen, Wegeplatten und vieles mehr. Dabei besticht das Gummi durch seine Langlebigkeit, es ist unempfindlich gegenüber UV-Strahlung und schützt an vielen Stellen vor Beschädigungen.

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