Kupfer, ein Metall mit Fragezeichen

Der Kupfermarkt bewegte sich in den letzten Wochen nur wenig. Die aktuellen Notierungen an der Londoner Metallbörse sind im Vergleich zu den letzten Wochen etwas niedriger, bewegten sich aber zuletzt (30.09.) mit 6.610 Dollar für Kassaware und 6.612 Dollar für den Dreimonatskontrakt immer noch auf solidem Niveau.
Foto: E. Zillner

Trotzdem sind die Akteure auf dem Kupfermarkt derzeit wenig glücklich. Woran liegt das? „Kupfer ist ein Metall mit vielen Fragezeichen“, so ein Händler. Zwar sehe man mittelfristig einen großen globalen Kupferbedarf, aktuell sei davon aber noch nicht viel zu spüren. „Die Einkäufer verhalten sich abwartend, die Schrotthändler aber ebenso“, bringt er es auf den Punkt.

Der Neumetallbereich ist, glaubt man den Analysten, derzeit eher schlecht versorgt. Kathoden seien knapp, gute Granulate ebenso. Die sichtbaren Kupferbestände in den lizenzierten Lagerhäusern der LME lagen zuletzt bei nur 165.600 Tonnen. Auch außerhalb der LME-Lager sind die Bestände wohl übersichtlich. China sei leise aber deutlich auf dem Markt spürbar, man baue dort Stück für Stück wieder Bestände auf, meint ein britischer Kupferexperte. Ein deutscher Kollege betont, die positiven Konjunkturdaten Chinas hätten Mitte September schon zu Jahreshöchstpreisen an der LME geführt.

Nun zu den Fragezeichen: Wie wird sich Corona auf den Bedarf in Asien auswirken? Wie reagiert die US-amerikanische Politik nach der Präsidentenwahl? Wie ist es um die Investitionsbereitschaft der westlichen Welt in diesem und im nächsten Jahr bestellt? Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Die Folge: Weder Ein- noch Verkäufer sind derzeit geneigt, Jahresverträge abzuschließen – denn das Risiko, schief zu liegen, ist sehr groß. Also ist abwarten angesagt, ein fast lethargischer Markt die Folge. Sollte China „scharf schalten“ und den Kupferbedarf erhöhen, könnte es schnell zu einer kräftige Hausse kommen, glauben die Stiere an der Börse.

Wie aber sieht es bei den Schrotten aus? Lage Zeit haben Händler ihre Ware in der Hoffnung auf festere Preise zurückgehalten, Kupferschrotte waren deshalb nur schwer auf dem Markt verfügbar. Dies änderte sich, als Anfang September die LME-Notierungen anstiegen. Die festen Preise waren offenbar Motivation genug zum Verkauf, heute ist der Schrottmarkt wieder sehr gut versorgt. Sollte China sich demnächst wieder intensiver um Schrotte bemühen, könnte sich dies aber wieder schnell ändern. „Es ist Musik im Markt, derzeit ist sie aber auf lautlos gestellt“, so die bildliche Analyse eines Brokers.

Der Schrottmarkt profitierte im September von höheren Preisen und festerer Nachfrage. In den letzten Tagen war allerdings eine leichte Konsolidierung zu spüren, die Marktteilnehmer wurden ruhiger. Blanker Kupferdrahtschrott (Kabul) kostet aktuell 5.260 bis 5.440 Euro. Die gehäckselten Kupferdrahtschrotte wurden in der ersten Qualität (Kasus) mit 5.310 bis 5.550 Euro gehandelt, in der zweiten Qualität (Katze) mit 5.040 bis 5.260 Euro. Schwerkupferschrott (Keule) erzielte 4.800 bis 4.930 Euro. Die Preise für nicht legierte Kupferdrahtschrotte bewegten sich bei der ersten Qualität (Kader) um 5.130 bis 5.310 Euro und der zweiten Qualität (Kanal) bei 4.910 bis 5.090 Euro.

Fazit eines Händlers zu aktuellen Lage auf dem Kupfermarkt: Die Fragezeichen bleiben, Kupfer wird aber sicher mittelfristig nicht zu den Verlierern der Coronapandemie gehören. Abwarten und mit Bedacht handeln sei derzeit die Devise.

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