Müllverbrennung trotzt der Corona-Krise

Das Geschäftsklima in der Müllverbrennung hat sich als Folge der Corona-Krise deutlich verschlechtert, bleibt aber im Vergleich zur Gesamtwirtschaft sehr positiv. Das ist das Ergebnis des aktuellen Waste-to-Energy-Branchenbarometers.
Martin Kummer, pixelio.de
Martin Kummer, pixelio.de

Die Umfrage zum Geschäftsklima in der Waste-to-Energy-Branche (WtE-Branche) wird jährlich vom Beratungsunternehmen Ecoprog mit Unterstützung des Betreiberverbands CEWEP durchgeführt und ist als kostenloser Download auf der Webseite des Verbands erhältlich.

Das aktuelle Geschäftsklima bei den Betreibern von WtE-Anlagen geht demnach mit knapp 25 von 100 möglichen Punkten gegenüber dem Allzeithoch aus dem letzten Jahr deutlich zurück, es ist die schlechteste Einschätzung seit 2014. Dennoch ist dieser Wert deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft. Hier beträgt er entsprechend des Ifo-Geschäftsklimaindex vom August 2020 lediglich 2,4 Punkte. Vor allem die aktuelle Geschäftslage wird von den Betreibern noch vergleichsweise positiv bewertet. 95% Prozent der Betreiber schätzen diese als gut oder befriedigend ein. 62% der Betreiber bezeichnen die Auslastung ihrer Anlage als vergleichsweise hoch, nur 3% als zu gering.

Nach Angaben der Betreiber von WtE-Anlagen blieben die Abfallmengen in der Corona-Krise vergleichsweise stabil. Mehr als 50% aller Betreiber konnten keine wesentlichen Mengenveränderungen bei Siedlungs- und Gewerbeabfällen feststellen. Zwar berichten rund 30% von einem Rückgang des Gewerbeabfalls um bis zu 10%, gleichzeitig haben aber 39% der Betreiber ein Wachstum der Siedlungsabfälle in einem ähnlichen Verhältnis festgestellt. Diese Logik folgt dem Umstand, dass in der Corona-Krise, etwa durch Kurzarbeit oder Homeoffice, mehr Beschäftigte zu Hause blieben.

Deutlich gestiegen ist die Bedeutung der thermischen Verwertung medizinischer Abfälle. 31% der Betreiber berichten über einen solchen Anstieg. Das waren fast die Hälfte aller Anlagen, die solche Abfälle entsprechend ihres Annahmekataloges behandeln dürfen.
Auch die WtE-Industrie bewertet die Lage vergleichsweise moderat. Das Geschäftsklima wird mit einem Saldo von +23,7 noch immer sehr positiv wahrgenommen, wenngleich es sich gegenüber dem Vorjahr (+47,2) spürbar verschlechtert hat. Bei letzterem Wert handelt es sich allerdings auch um das Allzeithoch dieser seit 2012 durchgeführten Erhebung.

Rund drei Viertel der Industrie berichten trotz Krise über einen ausreichenden oder sogar hohen Anlagenbestand. Rund 40% der Befragten haben in den vergangenen 12 Monaten sogar eine steigende Nachfrage wahrgenommen, 32% berichten von einem gestiegenen Auftragsbestand.

Diese Entwicklung spiegelt den positiven Gesamtmarkt wider, wie er sich in den vergangenen Jahren dargestellt hat. Dieser war die Folge etwa gestiegener Abfallmengen, sowie der Einführung von Deponieverboten oder der Erhöhung von Deponieabgaben in unterschiedlichen Ländern der EU. Hinzu kommt eine zunehmende Modernisierung des inzwischen gealterten Anlagenbestandes in Europa. All diese langfristig wirkenden positiven Marktfaktoren wurden durch die vergleichsweise kurze Zeit der Corona-Krise bisher nur bedingt beeinträchtigt.

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