GKV: Viele Kunststoffverarbeiter müssen „beatmet“ werden

Die ersten vier Monate bescheren der Branche ein deutliches Minus. Verpackung und Bau sind vergleichsweise stabil, Technische Teile und Konsum im Stresstest.
Bild: lichtkunst.73, pixelio.de

„Der April, der wie im Vorjahr die Osterferien beinhaltete, wird für viele Unternehmen der schlechteste der Unternehmensgeschichte sein!“, kommentiert Michael Weigelt, verantwortlich im Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) für die statistische Auswertung der Branche, die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes, die der Branche im April einen Umsatzrückgang von minus 19 % attestieren und damit den Viermonatssaldo um 7,1 % unter das Vorjahr schickten.

Dabei seien die Zahlen durchaus differenziert zu betrachten. Die Hersteller von Kunststoffverpackungen könnten sich trotz reduzierter Nachfrage nach Industrieverpackungen mit einem Minus von nur 1,8 % ebenso zu den Gesunden zählen wie die Bauindustrie, die mit nur minus 1,5 % ebenso gut dastehe, wenngleich das Umsatzminus im April im Vergleich zum Vorjahr im Bau mit rund minus 10 % deutlicher ausfalle als bei den Verpackungsherstellern, die um 4,2 % zürckgegangen seien.

Im Konsum zeigten sich deutlich die Spuren der Ausgangsbeschränkungen und der Geschäftsschließungen, so dass im April der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 % zurückgegangen sei und im Viermonatsvergleich nun um 11,5 % unter dem Vorjahr liege. 
Die Vorgaben für Hersteller technischer Teile seien durch den abrupten Stillstand der Automobilindustrie, die in Deutschland im April nur noch 3 % der üblichen Menge an PKWs produzierten, katastrophal gewesen. Der Umsatzrückgang im April von dann nur 33,5 % dürfte für viele Verarbeiter in der direkten Automobillinie noch viel dramatischer gewesen sein. Insgesamt würden diesem Segment im Vergleich zum Vorjahr 14,5 % des Umsatzes fehlen.

Laut VDA wurden im Mai 66 % weniger Fahrzeuge als im Vorjahr gebaut und aus dem Inland gingen 46 % weniger Bestellungen ein. Für den weiteren Verlauf fehlten der Automobilbranche die erhoffen Impulse, die das Konjunkturpaket der Bundesregierung bringen sollte. Daher sei nicht mit einer schnellen Erholung für die Automobilzulieferer zu rechnen. Vielmehr werde erwartet, dass die Hersteller von technischen Teilen in diesem Jahr gezwungen sein werden, ihre Kapazitäten deutlich anzupassen.

Bessere Perspektiven werden für die Hersteller von Konsumgütern gesehen, da durch die Lockerung der Auflagen die Kauflaune wieder in die Geschäfte zurückgekehrt ist, wenngleich viele Konsumenten durch Einkommensreduzierung, die aus der Folge der Kurzarbeit herrühren, in ihrem Verhalten vorsichtiger sein dürften.

Für die Baubranche sei zu erwarten, dass die Lage ungemütlicher wird, da viele Industrie-Bauvorhaben verzögert zu Ende gebracht und neue Projekte vermehrt geschoben würden. Einzig für die Verpackungsbranche dürfte das Jahr nicht zum historischen Debakel werden. Lebensmittelverpackungen seien aufgrund ihrer Schutzwirkungen gefragt, und der langsame Anstieg der Industrieproduktion dürfte auch dieses Segment in etwas bessere Monate führen.

Der Rückgang im Branchenumsatz werde sich jedoch in Summe über alle Sparten bis Jahresende eher noch vergrößern, da für wesentliche Teilsegmente nur schlechtere Werte als im Vorjahr zu erwarten seien. Dazu komme noch die Belastung aus der Mehrwertsteuersenkung, da die Umstellung insbesondere für exportorientierte Unternehmen mehr Aufwand als Nutzen bedeute. So bleibe zu hoffen, dass für die besonders betroffenen Unternehmen die „Beatmung“, die durch die Bundesregierung mit der Kurzarbeiterregelung, dem Konjunkturpaket und den Hilfskrediten zur Verfügung gestellt wurde, wirksam ist und eine zweite Infektionswelle verhindert werden kann.

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