bvse: Baustoffrecycling fängt bei der Planung an

Nur ein Drittel der gesamten Abfälle aus Bau- und Abbruchtätigkeiten geht ins Recycling. Eine ernüchternde Bilanz, die zeigt, wie weit Deutschland noch von einer wirklichen Kreislaufwirtschaft entfernt ist.
Foto: Sabine Hatzfeld

Mineralik-Abfälle machen in Deutschland mit 220,3 Millionen Tonnen immerhin mehr als die Hälfte des Gesamtabfallaufkommens von 412,2 Millionen Tonnen aus. Wenn sich Deutschland also tatsächlich auf den Weg in eine echte Kreislaufwirtschaft machen will, dann muss der Recyclinganteil des mit weitem Abstand größten Abfallstroms noch deutlich gesteigert werden.
 
Eigentlich sollte das machbar sein, denn die Stellschrauben, die verändert werden müssen, sind seit langem bekannt. Nach Meinung des bvse-Fachverbandes Mineralik – Recycling und Verwertung kommt es darauf an, dass Baustoffrecycling zu stärken, die Deponierung zu begrenzen und den Einsatz von Recyclingprodukten beim Hoch- und Tiefbau zu forcieren.
 
In der Praxis spielen diese Überlegungen bei den Verantwortlichen aber oft keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Schon bei der Planung von Bauprojekten wird dem Thema Ressourcenschutz meist keine Beachtung geschenkt, wie Klaus Dosch von der faktor X agentur anlässlich der bvse-Mineralik-Tagung Anfang des Jahres berichtete.
 
Das deckt sich auch mit den Erfahrungen des bvse. „Wir stellen fest, dass das Thema Nachhaltigkeit und Recycling bei den politisch Verantwortlichen zwar auf der Tagesordnung steht, aber es bei der praktischen Umsetzung bei konkreten Bauprojekten in den meisten Fällen hapert“, bedauert Jürgen Weber, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Mineralik – Recycling und Verwertung.
 
Der bvse hat daher seine Strategie geändert. „Wir wollen praktische Schritte für mehr Baustoffrecycling. Deshalb müssen schon in einer frühen Planungsphase von neuen Hoch- und Tiefbauprojekten die Verantwortlichen auf Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit verpflichtet werden“, erklärt Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse.
 
Das ist auch der Grund, warum sich der bvse am Konsultationsverfahren des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung zur geplanten Novellierung der Sächsischen Bauordnung beteiligt hat. Im zur Diskussion stehenden Entwurf sind die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Ressourcenschonung“ nämlich nicht enthalten.
 
Der bvse hat daher eine Regelung vorgeschlagen, die die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen sowie die Verwendung umweltverträglicher Rohstoffe und Sekundärstoffe vorschreibt.
 
Dafür muss das „Rad nicht neu erfunden werden“, begründete bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer diese Initiative. Er verweist auf Berlin, das eine entsprechende Regelung in seiner Bauordnung verankert hat.
 
Konkret sieht der Vorschlag vor, dass bei der Errichtung oder der Sanierung baulicher Anlagen die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt werden, umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärrohstoffe verwendet werden. Außerdem sollen bei einem Abbruch die ursprünglich verwendeten Baustoffe und Teile des Bauwerks weitest möglich wiederverwendet oder recycelt werden.
 
Schmidmeyer: „Wir müssen erreichen, dass Recycling im Baubereich bereits von Anfang an mitgedacht wird. Das bedeutet, dass Planer und Bauherren die Anlagen so konzipieren, dass bei einem irgendwann notwendigen Abbruch die verwendeten Materialien wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden können. Das bedeutet aber auch, dass die gewonnenen Recyclingprodukte in Neubauten verwendet werden.
 
„Die Baustoffrecycler stellen leider immer noch eine große Zurückhaltung bei privaten und öffentlichen Bauherren fest, wenn es um den Einsatz von Recyclingbaustoffen geht“, kritisiert Jürgen Weber.
 
Der bvse-Vizepräsident setzt sich daher dafür ein, sich bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen an die neuen Vergabekriterien der Stadt Wien anzulehnen. Hier werden in die Vergabeentscheidung Ökopunkte einbezogen. Diese Ökopunkte sollen dann den Kostenvorteil von Primärrohstoffen ausbalancieren und somit nachhaltigen Bau ermöglichen. Die sei nicht nur nachhaltig, sondern käme auch dem Klimaschutz zum Vorteil, da der Gesamtenergieverbrauch für die Herstellung von Recyclingbaustoffen im Gegensatz zu Primärbaustoffen oftmals geringer ist und somit auch luft-, lärm- und klimawirksame Emissionen gemindert werden.

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