GeTon: Umweltverbände geraten in Regelungswut

In einer Stellungnahme zu „Wege aus der Plastikkrise: Forderungen der deutschen Zivilgesellschaft“, kritisiert GeTon, dass viele Forderungen an den Lebensgewohnheiten vorbeigehen.
Foto: E. Zillner

Der Forderungskatalog der Umweltverbände enthalte viele zielführende Gedanken, doch er zeige auch, welchem Imageverlust Kunststoff als Werkstoff inzwischen ausgesetzt ist. Entstanden sei so ein prall gefüllter Wunschzettel für Verbote und Vorgaben, Vorschriften, Pflichten und Strafen. Der Weg aus der Plastikkrise sei aber die Kreislaufwirtschaft. Voraussetzung sei, dass alle das bestehende Sammel- und Recyclingsystem nutzen und besser machen.

Die 15 Forderungen der Umweltverbände würden nicht ein einziges Mal auf den Nutzen von Verpackungen, den Sinn der Mülltrennung, das werkstoffliche Recycling und den Gedanken der Kreislaufwirtschaft verweisen. Im gesamten Text über 50 Seiten komme der Begriff Gelbe Tonne/Gelber Sack nicht ein einziges Mal vor.

Vieles aus dem Papier – auch die beschworene Mehrwegquote von 70%, so wünschenswert sie teilweise auch ist – richte sich gegen die Lebensgewohnheiten der Menschen. Aber wer die Menschen nicht mitnimmt, werde das Klima nicht retten.

Daher fordert GeTon:

  • Einen neuen, gemeinsamen Appell an die Verbraucherinnen und Verbraucher, die bestehenden Sammel- und Recyclingsysteme zu nutzen. Wertstoffsammlung und Mülltrennung sind für jeden in Deutschland seit 2019 gesetzlich vorgeschrieben – weil es sinnvoll ist!
  • Nicht notwendige und aus Mischkomponenten bestehende Verpackungen, Einwegplastik und der Eintrag von Mikroplastik werden überprüft und reduziert – die EU hat Vorgaben für 2030 gemacht. Dringen wir gemeinsam bei Politik und Verwaltung auf mehr Mut bei der Umsetzung!
  • Jeder Ersatz für Kunststoffe muss besser sein und eine Ökobilanz bestehen. Der Aufruf zu Plastikverzicht und die Beschwörung der guten alten Mehrwegzeiten sind unbenommen – aber lässt die Verbraucher mit dem Sortierthema allein.
  • Für das Schließen von Stoffkreisläufen setzen wir zeitnah auf die Einführung von Mindestquoten für den Rezyklateinsatz sowie Standards und Qualitätskriterien, um den Markt endlich anzuschieben. Das fordern auch die Umweltverbände und das ist dringend notwendig. Wir sollten jetzt gemeinsam Pilotprojekte und „Front Runner“ identifizieren, die beispielsweise im Bereich der öffentlichen Beschaffung einen Quantensprung schaffen könnten.
  • Richtig ist auch: wir brauchen „einfache, schnell erfassbare Labels“! Das ist ein dickes Brett und rechtfertigt jedes Engagement. Die zügige, verbrauchernahe und fundierte Kennzeichnung von Verpackungen mit einem Rezyklatanteil ist so essentiell wie eine klare Orientierung, in welche Tonne die leere Verpackung gehört. In ganz Europa.
  • Ausweitung der Produktverantwortung: Hier hat Deutschland 30 Jahre Vorsprung. Schon heute können über die Wertstofftonne weitere Produktgruppen in die Sammlung und Verwertung von Kunststoffabfällen mit einbezogen werden.
  • Unser Know-how wird gebraucht: Moderne Technik, Konzepte und Dienstleistungen. Deswegen hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) 2019 die Abfallallianz PREVENT gegründet. Rund um den Globus muss die Maxime lauten: Weg vom linearen Wirtschaften, hin zur Kreislaufwirtschaft: global, national, lokal. Abfall ist mehr als Müll – Abfall ist Rohstoff! In der übergreifenden Allianz engagieren sich zum Beispiel auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der World Wide Fund for Nature (WWF) und Experten aus der Wissenschaft, zum Beispiel das Wuppertal-Institut.

    Der vorliegende Forderungskatalog verwende viel Sorgfalt auf die Situationsbeschreibung mit Begriffsdefinitionen, Analyse der Gesetze und ein Quellenverzeichnis: aber der Fokus auf das bestehende System fehle.

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.