Bis 2028 rechnet Ecoprog weltweit mit der Inbetriebnahme von 1.500 neuen Biomassekraftwerken mit einer Leistung von 21 GWel.
2018 sei der weltweite Bestand an Biomassekraftwerken um 200 auf rund 4.000 Anlagen mit einer installierten Leistung von 67,7 GWel angewachsen. Der größte Anlagenbestand sei in Europa, Südamerika und Asien zu verzeichnen. Die stärkste Marktdynamik existiere aktuell in Asien. Das mengenmäßig größte Wachstum im Bestand von Biomassekraftwerken finde bis 2028 in den großen Flächenstaaten China und Indien statt. In beiden Ländern werde die Marktentwicklung durch Fördersysteme unterstützt. Importe von biogenen Brennstoffen hätten in beiden Staaten mit Blick auf das große Biomassepotenzial bislang keine große Bedeutung.
Boom dank Förderung in Japan und Südkorea
Anders stelle sich die Situation zum Beispiel in Japan und in Südkorea dar. Dort sorgten attraktive Fördersysteme zwar für eine erhebliche Projekttätigkeit. Allerdings sei das jeweilige inländische Biomassepotenzial aufgrund der vergleichsweise geringen Fläche und der hohen Einwohnerzahl begrenzt. In der Folge setzten viele Anlagenbetreiber auf importierte biogene Brennstoffe. In Japan seien etwa die Importe von Holzpellets von 0,5 Millionen Tonnen im Jahr 2017 auf 1,4 Millionen Tonnen in 2019 angestiegen. Viele Projekte setzten zudem importierte Palmkernschalen aus Malaysia und Indonesien ein. Zukünftig würden aufgrund der regen Projekttätigkeit steigende Importe erwartet.
In Südkorea hätten die Holzpellet-Importe bereits 2018 ein Volumen von 3,4 Millionen Tonnen erreicht. Mit 3,0 Millionen Tonnen seien die Importe in 2019 allerdings leicht rückläufig gewesen. Dies liege im Wesentlichen an gesellschaftlichem und politischem Druck, die staatlich geförderte Mitverbrennung von importierter Biomasse in Kohlkraftwerken zu reduzieren. In der Folge sei beispielsweise die Förderung der Mitverbrennung von Biomasse in neuen Projekten im Jahr 2018 eingestellt worden. Mittelfristig werde aber wieder von steigenden Importen ausgegangen, da aktuell etwa 18 Biomassekraftwerke mit einer Kapazität von rund 1,1 GWel in Planung seien.
Größte Nachfrage aus Europa
Im weltweiten Vergleich frage Europa nach wie vor die größte Menge an Holzpellets nach – trotz des dynamischen Wachstums in Asien. Die stärkste Nachfrage nach importierten Holzpellets bestehe im Vereinigten Königreich und in Dänemark. In beiden Ländern seien in den vergangenen Jahren große Kohlekraftwerksblöcke auf eine Biomassefeuerung umgerüstet worden, sodass die Nachfrage nach Holzpellets nun das heimische Angebot übersteige. 2019 habe alleine das Vereinigte Königreich etwa 8,6 Millionen Tonnen Holzpellets importiert. Rund 60 % der importierten Holzpellets kamen aus den USA, weitere 20 % aus Kanada sowie rund 10 % aus Lettland. Ein Großteil der importierten Holzpellets sei im umgerüsteten Kohlekraftwerk Selby verfeuert worden. Vor diesem Hintergrund betreibe der Kraftwerksbetreiber Drax drei eigene Pelletwerke in den USA. Dänemark habe 2019 geschätzt 2,8 Millionen Tonnen Holzpellets importiert, die überwiegend aus den baltischen Staaten, Russland und den USA kamen. In Dänemark gelte der Energieversorger Ørsted als größter Nachfrager von Holzpellets.
Russland steigert Pellet-Produktion
Auf der Angebotsseite zeige der Flächenstaat Russland das größte Potenzial für eine steigende Holzpellet-Produktion. 2019 seien bereits geschätzt 1,5 Millionen Tonnen Holzpellets exportiert worden. Mit einem Anteil von rund 95 % sei Europa das Hauptziel der Exporte gewesen.
Vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs aus Asien orientierten sich jedoch auch russische Exporteure mittlerweile nicht nur in Richtung Europa, sondern nähmen auch die asiatischen Märkte ins Visier. Dementsprechend seien in den vergangenen Monaten vermehrt Pelletwerke in den östlichen Landesteilen Russlands geplant worden. Auch japanische Unternehmen, wie etwa der Anlagenbetreiber E-Rex, hätten 2019 angekündigt, eigene Pelletwerke in Russland errichten zu wollen.
Im Zeitraum 2019-2028 werde der weltweite Bestand an Biomassekraftwerken weiter zunehmen. Der wesentliche Marktfaktor sei weiterhin die Förderung der Stromerzeugung aus fester Biomasse, auch wenn die Fördersysteme auf der ganzen Welt immer kompetitiver ausgerichtet würden. Der Anlagenbestand werde bis 2028 um rund 1.550 Anlagen mit einer installierten Kapazität von 21,7 GWel zunehmen.