Österreich: Abfallwirtschaft kämpft mit verschärften Rahmenbedingungen

Wie der VOEB berichtet, würden gefährliche und komplexe Reststoffe, steigendes Abfallaufkommen aus dem Ausland und sinkende Wertstoffpreise die Kosten erhöhen und die Investitionsplanung erschweren.
Bild: VOEB

Noch sei die Entsorgungssicherheit gewährleistet, aber die Abfallbranche warnt vor Engpässen. Preisanpassungen sind nötig, um die fachgerechte Aufbereitung für das Recycling und die Entsorgung auch künftig sicherstellen zu können.
Seit rund zwei Jahren würden immer mehr Abfallmengen aus Deutschland, Slowenien und Italien, aber auch aus anderen Ländern wie etwa der Schweiz oder Ungarn, nach Österreich drängen. Auch die österreichischen Mengen würden laufend steigend. Die Kapazitäten der Entsorger, diesen Abfall in heimischen High-Tech-Anlagen zu verwerten, würden zunehmend knapp: die Zwischenlager seien voll. Betroffen seien sowohl nicht gefährliche als auch gefährliche Abfälle.

Zusätzlich habe sich der Markt für recycelten Abfall in den letzten Monaten sehr kritisch entwickelt. Die internationalen Preise für Sekundärrohstoffe wie Papier und Karton, Schrott und Altmetalle sowie Altholz seien extrem volatil, die Erlöse der heimischen Entsorger schwinden und langfristige Planung werde immer schwieriger.
Die dritte Herausforderung: Der zu behandelnde Abfall werde immer kleinteiliger und gefährlicher. Wöchentlich sorgten im Restmüll falsch entsorgte, leicht entzündbare und daher hochgefährliche Lithium-Ionen-Batterien für Brände in Recyclinganlagen. Das erfordere hohe Investitionen in Brand- und Arbeitnehmerschutz und führe zu steigenden Versicherungsbeiträgen. Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe: „Die hohe Nachfrage für die Verwertung von Abfall führt zu Kapazitätsengpässen. Gleichzeitig sinken die Preise für recycelten Abfall und unsere Betriebe müssen enorme Summen in Brandschutz investieren. Preisanpassungen sind daher unausweichlich.“

Gefragte High-Tech-Anlagen

Hauptgründe für die nach Österreich verbrachten Abfälle seien die Abfallrahmenrichtlinie der EU und nationale Gesetzgebungen, die unter anderem die Deponierung von Abfall schrittweise in ganz Europa reduzieren sollen. Immer mehr Staaten deponierten somit ihren Müll nicht mehr im selben Ausmaß wie bisher, besäßen aber (noch) nicht die erforderlichen Verbrennungs- oder Recyclinganlagen, um diesen zu verwerten. „Österreichische Unternehmen haben schon vor Jahren in hochmoderne Anlagen investiert und sind Vorreiter in der fachgerechten Verwertung von Abfall“, erklärt Roth die steigende Nachfrage aus dem Ausland. Insgesamt führten die Abfallimporte und das große heimische Mengenaufkommen zu einer sehr guten Anlagenauslastung, vor allem im (Mit-)Verbrennungsbereich.

Kritischer Markt für Sekundärrohstoffe

Der Wertstoffmarkt für recycelten Abfall habe sich in den letzten Monaten sehr kritisch entwickelt. Vor allem im Bereich Papier und Karton, Schrott und Altmetalle sowie Altholz würden die Preise weiterhin sinken oder auf niedrigem Niveau verbleiben. Ein Ausblick bleibe aufgrund der internationalen Marktverflechtungen, der hohen Abhängigkeit vom Preisniveau der Primärrohstoffe und insbesondere im Hinblick mit dem Wegfall von China als Hauptabnehmer von Sekundärrohstoffen, weiterhin schwierig. Bei Altholz führe der hohe Anfall an Schadholz im In- und Ausland zu einem enormen Mengen- und Preisdruck. Roth: „Es ist derzeit nicht vorhersehbar, um welchen Preis unsere Betriebe ihre Sekundärrohstoffe verkaufen können. Das führt zu einer großen Unsicherheit und erschwert die Planung.“

Gefährlicher Abfall führt zu steigenden Kosten

Die Zusammensetzung des Abfalls werde kleinteiliger, komplexer und vor allem gefährlicher. Ein besonderes Beispiel hierfür seien Lithium-Ionen-Batterien und –Akkus. Aufgrund der hohen Energiedichte könne es bei Beschädigung, Überladung oder starker Erwärmung zu Kurzschlüssen und in Folge zum Brand kommen. Seit Lithium-Ionen-Batterien vermehrt zum Einsatz bzw. fälschlicherweise im Restmüll entsorgt würden, vermeldeten Recyclingbetriebe fast wöchentlich Brände, die nicht nur zu einem enormen Sachschaden, sondern auch zu Schwerverletzten führten. „Diese Situation ist untragbar“, ärgert sich Roth. „Batterien aller Art dürfen keinesfalls in der Restmüll-Tonne landen, sondern müssen im Handel oder beim Abfallsammelzentrum abgegeben werden.“

Spar- und Effizienzmaßnahmen nicht ausreichend

Für die Entsorger bedeute das: Hohe Investitionen in Brand- sowie Arbeitnehmerschutz, verstärkte Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen und steigende Versicherungsbeiträge. Um diese und andere Zusatzbelastungen aufzufangen, würden die Entsorger bereits in allen Bereichen Spar- und Effizienzmaßnahmen ergreifen. Gleichzeitig würden auch mit Hilfe der Digitalisierung neue Servicelösungen und alternative Verrechnungsmodelle entwickelt, um der zunehmenden Volatilität am Markt kundengerecht zu begegnen. Mehrkosten, die dadurch nicht kompensiert werden können, müssten jedoch an die Kunden weitergegeben werden.

Entsorgungssicherheit in Österreich gewährleistet

Während selbst in Deutschland einige Medien schon von Entsorgungsnotstand sprachen, sich Abfallberge in Italien oder auf spanischen Urlaubsinseln türmen, in vielen Ländern das achtlose Wegwerfen von Müll zunimmt und noch überwiegend deponiert wird, seien in Österreich aber Entsorgungssicherheit und Sauberkeit gewährleistet.

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