Bioabfallsammlung: Umwelthilfe kritisiert Umsetzung

Mindestens 26 Landkreise und Städte setzen die Pflicht zur getrennten Bioabfallerfassung nicht um.
Hartmut910, pixelio.de

In Deutschland wird die gesetzliche Pflicht zur getrennten Sammlung von Bioabfällen auch drei Jahre nach deren Einführung noch immer nicht flächendeckend und verbraucherfreundlich umgesetzt. Dies ist das Ergebnis aktueller Recherchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH). In 26 Landkreisen und Städten mit insgesamt mehr als 3,8 Millionen Einwohnern gebe es keine separate Biotonne für die Bürger. Zudem werden in weiteren 24 Landkreisen und Städten mit mehr als 2,9 Millionen Einwohnern praxisuntaugliche Bringsysteme angeboten, bei denen diese ihren gesammelten Biomüll über teils lange Wege zu Wertstoffhöfen oder Kompostanlagen bringen müssen. Auf diese Weise bleibe das Potenzial des Bioabfalls als wertvoller Kompost oder als Biogas ungenutzt.

Organische Abfälle machen 30 bis 40 Gewichtsprozent der gesamten Haushaltsabfälle in Deutschland aus. Landen diese in der Biotonne, könne aus Küchenabfällen und Gartenschnitt wertvoller Kompost sowie umweltfreundliches Biogas gewonnen werden. Aus einer Tonne Bioabfall entsteht, so die DUH, in zehn bis zwölf Wochen 350-450 Kilogramm Kompost, der aufwendig hergestellten Kunstdünger ersetzt. Aus einer Tonne Bioabfall kann durchschnittlich 110 Kubikmeter Biogas gewonnen werden, dies ersetzt 66 Liter Heizöl.

„Zwar sammeln die Kommunen deutschlandweit jedes Jahr rund 4,6 Millionen Tonnen Bioabfall, allerdings könnten nach aktuellen Studien jedes Jahr 5,7 Millionen Tonnen zusätzlich erfasst werden“, sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch „Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen noch immer nicht flächendeckend umgesetzt wird. So bleiben ohne Not Umwelt- und Klimaschutzpotentiale ungenutzt. Wenn sich Landkreise und Städte weiterhin quer stellen, dann müssen die Bundesländer für eine Umsetzung sorgen.“

„Die Getrenntsammlung von Bio- und Grünabfall muss durch Holsysteme umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass Biotonnen bei den Verbrauchern in Mietshäusern oder auf Grundstücken abgeholt werden. Bringsysteme, bei denen Verbraucher mit dem gesammelten Biomüll extra zu einem Wertstoffhof oder einer Kompostanlage fahren müssen, sind hingegen unpraktikabel. Diese Sammelpraxis kann allenfalls eine Ergänzung, aber kein Ersatz für eine Bioabfalltonne daheim sein“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Durch das freiwillige Angebot der Biotonne und den Verzicht auf einen Anschlusszwang blieben in vielen Landkreisen und Städten Potenziale ungenutzt. Damit alle Bürger die Möglichkeit einer Bioabfallsammlung erhalten, müsse die Getrenntsammlung verpflichtend umgesetzt werden. Ausnahmetatbestände, wie zum Beispiel die Eigenkompostierung, sollten keine Alternative zu einer Biotonne darstellen. Viele Bioabfälle, wie zum Beispiel Fleisch oder Knochen, eignen sich nicht für die Eigenkompostierung. Zudem könne eine unsachgemäße Heimkompostierung zur Bildung klimaschädlichen Methans beitragen.

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