Bauen nach dem Kreislaufprinzip: Aachener Tagung zeigt Potenziale

Etwa 130 Fachleute und Bürger diskutierten am 7. Juli 2017 in Aachen über Möglichkeiten und Anwendungsgebiete für das zukünftige Bauen im Kreislauf. Die Veranstaltung „Kreislaufgerechtes Bauen: Methoden, Projekte, Ausblicke“ hat die IRR – Innovationsregion Rheinisches Revier GmbH in Kooperation mit der RWTH Aachen, Juniorprofessur für Rezykliergerechtes Bauen und der Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft Indeland GmbH ausgerichtet.
Aktuelle Möglichkeiten beim kreislaufgerechten Bauen im Rheinischen Revier: (v. l.) Juniorprofessorin Dr. Linda Hildebrand (Rezyklieregrechtes Bauen, RWTH Aachen), Dr. Anna Braune (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.), Joost Hartwih (ina Planungsgesellschaft mbH), Michael Ritthoff (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH) und Klaus Dosch (Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft der Indeland GmbH) diskutieren.

Neun Referentinnen und Referenten aus Forschung und Wirtschaft aus Deutschland und Österreich berichteten zum neuesten Stand. Zahlreiche Bauten, Produkte und Zukunftsvisionen sind bereits entstanden. Die Frage, wie man den Aspekt „kreislaufgerecht“ bei Gebäuden praxisfreundlich bewerten kann, wird in Fachkreisen intensiv diskutiert.

Matti Wirth, Projektleiter bei der IRR GmbH, erläuterte: „Das zukünftige Bauen funktioniert nach dem Kreislaufprinzip. Deshalb bringen wir schon heute Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Rückbau, Recycling, Baustoffproduktion bis hin zum Planen und Bauen zusammen.“ Seit 2016 werden im Rahmen eines IRR-Projektes Entwicklungsmöglichkeiten im Rheinischen Revier erweitert.

Professorin Annette Müller von der Bauhausuniversität Weimar erarbeitet zusammen mit der Ingenieurberatung Bimolab gGmbH und in enger Abstimmung mit der IRR eine Potenzialstudie für das Projekt: „Das Recycling von mineralischen Baustoffen bietet ein hohes Einsparpotenzial von natürlichen Ressourcen. Im Rheinischen Revier entstehen hierzu besondere Chancen. Zukünftig soll hier ein Modellstandort für hochwertiges Recycling betrieben, neue Produkte an den Hochbau vermarktet und somit vorhandene Marktlücken geschlossen werden.“

Felix Heisel vom Fachgebiet Nachhaltiges Bauen des Karlsruher Institut für Technologie forderte Architekten zum Umdenken in der Planung auf. Ein mit dem Architekturbüro Werner Sobek in der Schweiz geplantes Gebäude sei im Bau und zeige neue Möglichkeiten: „Alle Bauteile sind hier dekonstruierbar und sortenrein trennbar, um eine Wiederverwendung von Materialien sicher zu stellen. Nur so können Gebäude in der Zukunft als Materiallager dienen“.

In der begleitenden Ausstellung stellten Unternehmen und Forschungsverbünde kreislaufgerechte und somit ressourcenschonende Bauprodukte vor, die bereits auf dem Markt sind oder noch entwickelt werden. Das Spektrum war vielseitig und reichte von rezyklierten Gesteinskörnungen, also Rohstoffen aus abgebrochenem Beton und Mauerwerk, über Recyclingbeton, Produkte aus Feinfraktionen, demontierbare Wärmedämmverbundsysteme bis hin zum Teppich aus Materialmengen, die ansonsten hätten auf der Deponie eingelagert werden müssen. Die ausgestellten Produkte deckten das Spektrum für ein kreislaufgerechtes Haus, vom Rohbau bis zum Innenausbau, ab.

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