bvse-Alttextiltag: Die Branche muss offensiver werden

Das explodierende Bevölkerungswachstum in den Entwicklungs- und Schwellenländern verlangt dringend nach Lösungen – auch im Recycling- und Entsorgungsbereich. Über das globale gemeinschaftliche Interesse hinaus, hier mit Wirtschaftskooperationen unterstützend tätig zu werden, bieten sich für die gut entwickelte deutsche Recycling- und Entsorgungswirtschaft – auch im Alttextilbereich – zusätzlich große Marktchancen. Dies machte der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Stein auf dem 6. Internationalen Alttextiltag deutlich.
Rudolpho Duba, pixelio.de
Rudolpho Duba, pixelio.de

In der Internationalen Entwicklungspolitik spielt der Bereich Abfall eine sehr große Rolle, so der Bundestagsabgeordnete, der seit Jahren im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Bundestages diverse Projekte begleitet, in seiner Keynote-Speech. Sich in der Entwicklungstätigkeit zu engagieren, liege gerade auch im Alttextilbereich im doppelten Sinn im Interesse der deutschen Mittelständler, erklärte Stein.

„Die Branche muss offensiver werden – unsere Zukunft ist, in die Welt hinauszugehen. Wir haben etwas anzubieten, beispielsweise im Bereich beruflicher Ausbildung. Bereits heute beginnen wir in bilateralen Projekt-Verträgen in Indien, die Aufnahme betrieblicher Ausbildung in den Ausschreibungsunterlagen als eine zwingende Voraussetzung für den Zuschlag zur Auftragserteilung zu nehmen. Jedoch fehlt das Ausbildungs-Know-how vor Ort. Mit dem Wissen um globale Zusammenhänge und die Fachexpertise über die vollständige textile Wertschöpfungskette hinweg, ist auch die deutsche Textilrecycling-Branche prädestiniert, dort tätig zu werden“, so Stein.

„Das Know-how und die hochentwickelten Verfahren der Branche sind die Produkte für die Welt! Die Unternehmen des deutschen Mittelstandes sind Vorreiter, wenn es um die Entwicklung neuer Ideen und Technologien geht. Dieses Business sollte die Branche nicht nur nutzen, um Geschäfte abzuwickeln, sondern, um auch im Sinne einer Entwicklungszusammenarbeit Wirtschaftspartnerschaften zu bilden. „Dabei darf die Branche ruhig Geld verdienen“, so der Bundestagsabgeordnete weiter.

Gerade im Hinblick auf das 2. und 3. Leben eines Kleidungsstücks spiele die Alttextilbranche eine große ökonomische und ökologische Rolle. „Es muss nicht doppelt und dreifach produziert werden. Arbeitsplätze werden weltweit geschaffen und Bedürftige und Arme mit bezahlbarer Kleidung versorgt. Zudem gibt es den Menschen, die ihre alte Kleidung spenden, ein gutes Gefühl“, erklärte Stein.

Der Wohlstand unserer Industriegesellschaft habe mit der Entwicklung im Textilbereich durch die Erfindung des Webstuhls begonnen und auch heute sei für die Entwicklungs- und Schwellenländer die Bedeutung der Textilwirtschaft für das Wirtschaftswachstum nach wie vor immens.

„Alleine in den asiatischen Schwellenländern hängen Millionen von Arbeitsplätzen an der Textilproduktion. Und dies mag in Zukunft auch für den afrikanischen Markt gelten“, so Stein. Allein der Aspekt höherer Nachhaltigkeit dürfe dort aber nicht zum Verlust von Arbeitsplätzen führen, vielmehr müsse gerade den jungen Menschen dort eine Perspektive geboten werden, „sonst machen sie sich auf den Weg“, machte Stein deutlich.

„Die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette muss auch den Afrikanern zur Verfügung stehen“, machte der Bundesabgeordnete klar. „Wenn afrikanische Staaten im Zuge der Entwicklungs- und Partnerschaftsabkommen heute beginnen, ihre Märkte mehr zu schützen, zeigt dies eigentlich nur noch umso deutlicher das Problem auf. Der Ansatz in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit liegt nicht darin, die Aktivitäten der Unternehmen vor Ort zu unterbinden, sondern Unterstützung zu geben – sich als deutsche Unternehmen in diese stark entwickelnden Märkte hineinzubegeben und vor Ort gemeinschaftlich und partnerschaftlich zu wirken“, so Stein.

Es liege auch in der Verantwortung der entwickelten Welt, die Exportgewohnheiten und das Verbraucherverhalten den globalen Herausforderungen anzupassen. Konkret setze sich die Bundesregierung mit dem Bündnis für nachhaltige Textilien im Kontext von globalen Textilliefer- und Wertschöpfungsketten für mehr Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften ein. Rund 200 Firmen und Organisationen, die etwa 60 Prozent des deutschen Textilhandels abbilden, haben sich in diesem Bündnis mit der ab 2018 zwingenden Verpflichtung angeschlossen, ihre Aktivitäten über die vollständige Liefer- und Nutzungskette hinweg transparent zu machen.

„Wir müssen uns vielmehr global aufstellen und kooperieren, wenn uns das Raumschiff Erde auch in Zukunft sicher tragen – und uns nicht um die Ohren fliegen soll!“, schlussfolgerte der Bundestagsabgeordnete Peter Stein.

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