Ladungssicherung: Nicht nur Fahrzeugaufbau zählt

Jedes Jahr werden 50 Millionen Tonnen Altpapier für die Produktion von Papier und Pappe auf Deutschlands Straßen transportiert. Wie hat die Ladungssicherung für Altpapier dabei auszusehen? „Gerade bei Kontrollen scheiden sich darüber häufig die Geister“, schreibt der Entsorgerverband bvse in einer Mitteilung. Unzureichend gesicherte Ladung könne zudem schon bei leichten Bremsmanövern, bei einer Kurvenfahrt oder beim Spurwechsel verrutschen.

Das führe zur Instabilität des Fahrzeugs oder schlimmstenfalls dazu, dass die Ladung die Stirn- oder Seitenwand des Anhängers durchbricht oder der Laster umkippt – mit schweren Folgen für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer, warnt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse). Ladung, die sich in den Planen abzeichne, biete darüber hinaus immer wieder Anlass zu Kontrollen.

Thorsten Ludwig, Experte für Ladungssicherheit bei der DEKRA-Niederlassung Bielefeld, erläuterte beim 15. Internationalen Altpapiertag des bvse, welche Parameter eingehalten werden müssen und welche Ausrüstung man benötigt, damit der Transport von Altpapier funktioniert und sicher und normgerecht vonstattengeht. Er stellte dabei klar: „Effiziente Ladungssicherung erfordert immer auch die Beschäftigung mit dem Transportgut.“ Man könne nicht davon ausgehen, dass bei Fahrzeugen mit verstärktem Aufbau – auch wenn sie der DIN EN 12642 Code XL entsprechen – auf weitere Maßnahmen zur Ladungssicherung, wie zum Beispiel Gurte, völlig verzichtet werden könne.

Die Aufbaunorm DIN EN 12642 Code XL könne nur in Verbindung mit der Formstabilität der Ladung gesehen werden. Dazu müsste speziell bei Altpapierballen bekannt sein, wie die Ballen verpresst, verpackt und verladen sind, also welche Maße sie haben, wie die Bindedrähte positioniert sind, aus welchen Sorten sie zusammengesetzt sind, und ob sie längs oder quer und gestapelt verladen werden.

Vorsicht vor „wandernden“ Papierballen

Im Code XL sei in erster Linie bestimmt, so der DEKRA-Experte, wie viel Kraft ein Aufbau aufnehmen können muss. Das Verrutschen der Ladung selbst könne nicht verhindert werden. Gerade Papierballen, die nicht stabil verpresst seien, verformten sich bei der Stapelung im Transport und „wanderten“ bei unzureichender Sicherung so, dass auch hier unbedingt Gurte erforderlich seien. Bei Standardfahrzeugen ohne rasterverstärkte Plane (Code L), halte der Aufbau dem Verrutschen der Ladung in der Regel nicht stand, sodass hier weitere Maßnahmen erforderlich seien.

Paletten und Kantenwinkel seien hier jedoch zur Sicherung von Altpapierballen nicht ausreichend. Optimal gesichert seien Altpapierballen dagegen bei Formschluss, also in Kofferfahrzeugen oder Containern mit festen Wänden oder mit einem Sperrbalkensystem. Aber auch für das Alltagsgeschäft, in dem Fahrzeuge mit Planen unterwegs sind, gebe es funktionierende Sicherheitskonzepte. Essenziell sei dabei die ausreichende Stabilität der Seitenwände und der Stirnwand.

Die Ladungssicherungsexperten der DEKRA-Niederlassung Bielefeld erstellen Gutachten und Zertifikate zur Ladungssicherung. Dazu führen sie auf dem DEKRA-Testgelände in Bielefeld oder dem Gelände eines Auftraggebers umfangreiche Testfahrten mit der tatsächlichen Ladung durch. Hierbei werde individuell getestet, welche Sicherungsmaßnahmen für ein Transportgut notwendig seien.

Ziel sei dabei, praxisorientierte, normenkonforme und bezahlbare Lösungen für die Ladungssicherung zu entwickeln, die auch Schulungsmaßahmen für Fahrer einschließen. Die Ladungssicherheitsexperten der DEKRA Bielefeld verfügen über fünfzehnjährige Erfahrung und haben laut Ludwig bereits Projekte mit der Altpapierindustrie abgeschlossen.

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