Wachstumsbranche Altlastensanierung

Handwerk hat goldenen Boden – so sagt es ein altes Sprichwort. Manchmal kann aber auch der Boden selbst dem, der ihn bearbeitet, zu Gold verhelfen. Immer dann wenn es darum geht alte, vergiftete Flächen zu sanieren, sind jede Menge Firmen im Spiel. Auch Recycling-Unternehmen können an der Altlastensanierung verdienen. Dass diese Branche durchaus im Wachstum begriffen ist und es sich für Firmen auch aus dem Baustoffrecycling lohnt, hierin zu investieren, besagt eine Studie des Fraunhofer MOEZ Instituts.

Von Elena Rüth

100 Hektar freie Landschaft werden in Deutschland verbaut – jeden Tag. Für die nächsten elf Jahre hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den täglichen Flächenverbrauch auf 30 Hektar zu reduzieren. Dabei spielt nicht nur die Vermeidung eine große Rolle, sondern auch die Wiedereingliederung ehemals verbauter und vor allem kontaminierter Flächen. Festgesetzt wurden die Ziele im Bodenschutzgesetz. Dort wird auch in Paragraf 2, Absatz 6, eine altlastenverdächtige Fläche definiert: „Altlastverdächtige Flächen im Sinne dieses Gesetzes sind Altablagerungen und Altstandorte, bei denen der Verdacht schädlicher Bodenveränderungen oder sonstiger Gefahren für den einzelnen oder die Allgemeinheit besteht.“ Bundesweit gibt es insgesamt fast 300.000 altlastenverdächtige Flächen.

Ein Blick auf die Verteilung auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass vor allem die Länder mit ehemaligen Industrie- und Militärstandorten die meisten Altlastenflächen zählen. Einen weiteren Unterschied stellt Thorsten Uhl in seiner Studie „Altlastenerkundung und Sanierungsmarkt in Deutschland“ fest: Vor allem in den neuen Bundesländern wurden durch die Planwirtschaft zu DDR-Zeiten, sowie durch die Hinterlassenschaften der Sowjetarmee und der Nationalen Volksarmee die Böden stark belastet.

In allen Bundesländern, die besonders viele Altlastenflächen aufweisen, gibt es einen gesteigerten Bedarf an innovativen Technologien zur Sanierung der Böden. Die Bundesregierung selbst hat laut Studie im vergangenen Jahr die Altlasten-untersuchungen und -sanierungen mit etwa 500 Millionen Euro gefördert.

Der Umsatz im Bodensanierungsbereich belief sich für 2005 auf etwa 200 Millionen Euro. Fast das Dreifache wird mit der Behandlung des kontaminierten Aushubs umgesetzt. Im Beispieljahr 2005 wurden 4,3 Millionen Tonnen kontaminierter Stoffe entfernt beziehungsweise bearbeitet. Aus den Unterlagen des statistischen Bundesamtes geht hervor, dass 41 Prozent dieser Menge deponiert wurden. 15.900 Tonnen kamen in eine thermische Behandlungsanlage, 2,6 Prozent (115.100 Tonnen) in eine chemisch-physikalische Behandlungsanlage und 51,2 Prozent (2.240.900 Tonnen) wurden in einer Bodenbehandlungsanlage bearbeitet. Wie viel sich mit der Sanierung verdienen lässt, hat Uhl hochgerechnet. Er hat die Behandlungsarten mit den möglichen Entsorgungspreisen pro Tonne multipliziert. Das Ergebnis ist ein Wert von 262,8 Millionen Euro. Addiert man zu dieser Summe die Erlöse für Transportleistungen so ergibt sich ein Wert von 568,5 Millionen Euro.

Aktuell sind im Bereich Altlastensanierung etwa 30 überwiegend mittelständische Unternehmen aktiv. Experten sehen aber durchaus Potenzial für den Markt. Bodenschutz wird immer wichtiger. Sowohl national als auch europaweit wird erwartet, dass die Altlastenproblematik immer stärker in den Fokus der Politik und der Rechtsprechung geraten wird. Das Ziel, im Jahr 2010 lediglich noch 30 Hektar pro Tag zu verbauen, ist nur mit konsequenten Flächenrecycling zu erreichen.

Je nach Anwendungsbereich werden verschiedene Verfahren zu Bodensanierung eingesetzt. Unter „Ex-situ-Sanierung“ wird eine Behandlung verstanden, bei der der Boden zunächst abgetragen und anschließend bearbeitet wird. Beim sogenannten „In-situ-Verfahren“ wird der Schadstoff direkt im Boden oder Grundwasser umgewandelt. Der Autor der Fraunhofer-Studie ist allerdings der Meinung, dass sich reine Boden-Recyclingfirmen auf dem Markt eher schwer behaupten können. Meistens würden derzeit Bauunternehmer die Sanierungsaufträge gleich selbst übernehmen oder einige Umwelttechniksparten gründen.

Großes Potenzial sehen Experten für Unternehmen, die In-situ-Verfahren anbieten. Häufig liegen die zu recycelten Flächen in jetzigen Wohngebieten. Hier können die kontaminierten Schichten nicht so leicht abgetragen und transportiert werden. Es ist also sinnvoll, den Boden an Ort und Stelle zu bearbeiten. Da der deutsche Altlastenmarkt künftig anwachsen wird, rechnet Uhl damit, dass Anbieter der thermischen In-situ-Sanierung mehrere Millionen Euro verdienen können. Zurzeit seien es 5 Millionen im Jahr – Tendenz steigend.

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