Stahl- und Metallverarbeiter leiden unter Liquiditätsengpässen

Die Wirtschaftskrise führt bei den Unternehmen der Stahl- und Metallverarbeitungsbranche zunehmend zu Liquiditätsengpässen. Über ein Drittel der zumeist mittelständisch geprägten Firmen befänden sich derzeit in Verhandlungen mit ihren Banken. Auf rund zehn Milliarden Euro schätzt der Präsident des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM), Ulrich Galladé, den kurzfristigen Finanzierungsbedarf.

„Mit diesem Geld müssen die Unternehmen die anstehenden Kostensenkungen, also etwa Lagerabbau oder Kurzarbeit, bezahlen. Aber auch vorsorgen, um das kommende Wachstum finanzieren zu können.“ Hauptproblem sei, so Galladé, dass viele Banken derzeit übervorsichtig agierten. Dass sie beispielsweise den Zugang der Unternehmen zu Bürgschaftsprogrammen unnötig erschwerten und zu tragende Restrisiken mit unverhältnismäßig hohen Sicherheitsleistungen belasteten. Galladé: „Wir müssen dahin kommen, dass auf breiter Front KfW- und Länderbürgschaftsprogramme offensiv genutzt werden.“ Der kürzlich vom WSM angestoßene Dialog mit den Banken zeige bereits erste Wirkung.

Wegen der schlechten Geschäftsaussichten vieler Kundenbranchen, etwa der Automobilindustrie oder des Maschinenbaus, würden die WSM-Unternehmen zudem von Warenkreditversicherern und Banken in Sippenhaft genommen. Trotz hervorragender Positionierung im Markt: „Ausfallgarantien werden nach der Rasenmähermethode gekündigt, die Unternehmen ohne Einzelfallprüfung in den Ratings herabgestuft, in der Folge steigen die Kreditkosten.“

Grundsätzlich zufrieden ist der WSM mit den politischen Initiativen zur Bekämpfung der Krise. Allein in Einzelpunkten gebe es Korrekturbedarf, so Galladé. „Das Konjunkturpaket II ist gelungen, insbesondere die Verkürzung der Karenzfrist für die Haftungsfreistellung auf vier Monate begrüßen wir sehr.“ Allerdings sollte die Haftungsfreistellung bei Bürgschaftsprogrammen von derzeit 60 Prozent weiter erhöht werden; möglich sind laut europäischem Beihilferecht 90 Prozent.

„Eine Anhebung wäre besonders in der Zusammenarbeit mit den Banken eine große Erleichterung.“ Parallel wirbt Galladé für mehr Unterstützung von Zusammenschlüssen im Mittelstand. „Fusionen oder Übernahmen können Insolvenzen verhindern und stärken die Struktur der Branche für die Wachstumsherausforderungen nach der Krise.“

Trotz des starken Einbruchs am Ende konnte der Verband für das Wirtschaftsjahr 2008 insgesamt eine positive Bilanz ziehen: Das hohe Niveau der Vorjahre gehalten. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Produktion nur leicht um 0,5 Prozent, der Umsatz etwas stärker um 0,9 Prozent. Im Jahresdurchschnittsvergleich stieg die Beschäftigung um 3,6 Prozent, Ende 2008 arbeiteten 451.000 Menschen in den knapp 4.900 Unternehmen der Branche.

Eine Prognose für das Jahr 2009 gibt der WSM nicht ab. Der Verband erwartet allerdings, dass sich die Situation zum Jahresende entspannt und dann das Startsignal für neues Wachstum gegeben werden kann.

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