Mehrwegquote in Gefahr

Die Mehrwegquote ist unter die 30 Prozent-Marke gerutscht. Kritisiert wird vor allem, dass mit den nicht zurück gebrachten Einwegflaschen die Discounter horrende Gewinne zu Lasten der Verbraucher und der mittelständisch geprägten Mehrwegbranche einfahren würden. Vernichtet das Pflichtpfand auf Einweggetränkeverpackungen die mittelständische Getränkeindustrie?

Das seit 2003 gültige Pflichtpfand auf Einweg-Getränkeverpackungen hat den dramatischen Verfall der Mehrwegquote bei alkoholfreien Getränken nicht stoppen können.

Wie das RECYCLING magazin bereits am 17. Januar auf ihrer online-Seite berichtete, sank die Mehrwegquote in diesem Sektor nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) von 51,4 Prozent im Jahr 2002 auf nur noch 29,9 Prozent Ende 2007.

Diese Entwicklung ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Mehrwegverpackungen aus Glas und PET sowie Getränkekartons zunehmend von PET-Einwegflaschen verdrängt würden. Deren Marktanteil liege inzwischen bei 58,4 Prozent.

Nun wird Kritik laut. So soll laut einem Bericht des Onlinemagazins „NeueNachricht“ die vom Bundesrat abgesegnete fünfte Novelle zur Änderung der Verpackungsverordnung nach Auffassung der wafg die Mehrwegfrage ausgespart haben. Trotz des Pflichtpfandes für Einwegflaschen und Dosen würde die Mehrwegquote aber weiterhin unaufhörlich zurück gehen.

Früher galt Deutschland als Mehrweg-Weltmeister. Droht das Land nun in einer Ex-und-Hopp-Sackgasse zu landen? Dies berüchtet laut dem Onlinemagazin der Energieexperte Tobias Janßen, Vorstandschef der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings. Bundestag und Bundesrat hätten bei der Verpackungsnovelle noch eine Chance gehabt, die mangelhafte Rechtslage beim Dosenpfand zu beseitigen, haben sie aber offensichtlich vertan.

Kritisiert wird vor allem, dass mit den nicht zurück gebrachten Einwegflaschen die Discounter horrende Gewinne zu Lasten der Verbraucher und der mittelständisch geprägten Mehrwegbranche einfahren würden. Immerhin verdiene der Händler pro Einwegflasche 25 Cent am Pfand und damit mehr als am Inhalt, monierte Janßen. Nach Angaben der Genossenschaft Deutscher Brunnen seien dies jährlich Mehrerlöse von immerhin über 400 Millionen Euro. „Mit diesem Geld können die Discounter über Quersubventionen den Preis für Mineralwasser in Einwegflaschen künstlich niedrig halten“, so Andreas Rottke, Vorstandschef der Genossenschaft Deutscher Brunnen gegenüber dem Onlinemagazin.

Umgerechnet auf den Literpreis koste Mineralwasser beim Discounter so 13 Cent und im normalen Einzel- oder Getränkehandel 50 Cent.

Die rund 220 mittelständischen Mineralbrunnenbetriebe seien unter diesen Bedingungen nicht mehr konkurrenzfähig, heißt es.

„Bei Aldi & Co. sind es nur noch fünf national operierende Lieferanten, die zum Zuge kommen“, sagt Rottke. Nur diese Firmen beherrschen den Einwegmarkt.

Die Politik müsse daher schnell etwas tun, wenn sie den Mehrwegmarkt noch erhalten wolle. Das Pflichtpfand für Einweggetränke in der heutigen Ausgestaltung reiche nicht aus und sollte um eine Abgabenlösung ergänzt werden.

Laut Goldfish-Vorstand Janßen reiche es aus, die Pfandgelder über eine Treuhandstelle zu verwalten: „Dann kann man sich nicht mehr mit dem Pfandschlupf bereichern und Einweggetränke künstlich verbilligen“.

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