Während die Circular Economy lange als ökologisches Anliegen galt, hat sie sich heute zu einem strategischen Imperativ für Unternehmen entwickelt. In Zeiten instabiler Lieferketten, steigender Rohstoffpreise und geopolitischer Spannungen wird die Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die sich frühzeitig neu ausrichten, erhöhen nicht nur ihre Resilienz, sondern erschließen auch neue Wertschöpfungspotenziale.
Doch obwohl die ökonomischen Argumente für die Circular Economy überzeugender denn je sind, bleibt die tatsächliche Umsetzung vielerorts Stückwerk. Zirkuläre Ansätze enden häufig in Pilotprojekten – eine systematische Transformation ist selten zu beobachten. Es stellt sich daher die Frage, was Unternehmen an der Umsetzung hindert.
Umsetzung stockt
Die Hindernisse sind tief in der Organisationsstruktur, Unternehmenskultur und im Weiterbildungsverständnis vieler Unternehmen verankert. „Diese Probleme verhindern eine effektive Integration und unternehmensweite Skalierung von Circular-Economy-Praktiken“, heißt es im Bericht. Prozesse und Strukturen sind auf lineare Wertschöpfung ausgerichtet. Es fehlt an bereichsübergreifender Zusammenarbeit, an Zuständigkeiten und häufig auch am Mut, zirkuläre Geschäftsmodelle strategisch zu priorisieren. Zudem werden zirkuläre Ansätze oft als zusätzliche Aufgaben wahrgenommen. „Ohne eine klare Verankerung der Circular Economy in der Unternehmensstrategie fehlt es an langfristiger Unterstützung und unternehmensweiter Akzeptanz“, so der Bericht. Hinzu kommt ein Mangel an konkreten Praxisbeispielen, die Orientierung bieten – der Erfahrungsaustausch ist schwach, der Nutzen nicht greifbar.
Oft sind es einzelne Personen, die die Kreislaufwirtschaft in Unternehmen vorantreiben. Dieses Engagement basiere dabei vor allem auf persönlicher Überzeugung. Dementsprechend werden die Projekte in den Unternehmen auch weniger anerkannt.
Menschen machen den Unterschied
Die zentrale Rolle im Wandel spielen nicht nur Strategien, Technologien oder gesetzliche Vorgaben – sondern Menschen. „Der Erfolg der Circular Economy hängt nicht von digitalen Lösungen ab, sondern vor allem von den Menschen, die den Wandel gestalten – durch Zusammenarbeit, Austausch und starke Netzwerke, die Wissen in echte Transformation übersetzen“, heißt es im Bericht. Sogenannte Promotor*innen engagieren sich über das erwartbare Maß hinaus für tiefgreifende Veränderungen. Konkret kommen ihnen im Unternehmen drei wesentliche Aufgaben zu. Sie überbrücken die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis und schaffen greifbare, branchenspezifische Lösungen. Durch interne Netzwerke treiben sie die Kreislaufwirtschaft voran. Und schließlich fördern sie den Austausch, Ko-Innovationen und strategische Allianzen über Unternehmensgrenzen hinweg.
Während das Top-Management Rückendeckung geben sollte, treiben Promotor*innen die Umsetzung aktiv und praxisnah voran. Ihr Engagement wirkt als Katalysator für tiefgreifende Veränderungen.
Rolle von Promotor*innen stärken
Trotz ihrer Bedeutung fehlt es bislang an strukturierten Ansätzen, um solche Champions zu identifizieren, zu fördern und strategisch einzubinden. Meist sind sie das Produkt glücklicher Zufälle – motivierte Einzelpersonen mit einer intrinsischen Haltung, jedoch ohne institutionelle Unterstützung. Notwendig sei die gezielte Identifikation geeigneter Mitarbeitender mit Einfluss, Know-how und Veränderungspotenzial. Anschließend muss ein Kompetenzaufbau in Circular-Economy-Wissen, Change-Management, Business-Case-Entwicklung und Stakeholder-Kommunikation erfolgen. Und schließlich müssen Karriereanreize geschaffen werden, damit CE nicht als „Goodwill-Projekt“ gilt, sondern als profilierungsstarkes Tätigkeitsfeld mit echter Entwicklungsperspektive. Zukunftsorientierte Unternehmen etablieren die Promotor*innen-Rolle als Karriereschritt.
Weiterbildung neu denken
E-Learnings sind heute die dominierende Weiterbildungsform im CE-Kontext – rund 60 Prozent der Angebote erfolgen digital. Doch so praktisch diese Formate auch erscheinen: Sie bleiben häufig wirkungslos. Sie sind oft zu allgemein, kaum interaktiv und wenig praxisorientiert. Sie adressieren selten die konkreten Herausforderungen eines Unternehmens, geschweige denn branchenspezifische Anforderungen. Umgekehrt können individuelle Beratungen und Workshops zwar besser an die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden, erreichen aber nur eine begrenzte Zahl der Mitarbeitenden.
Stattdessen werden lernorientierte Netzwerke und kontextspezifische Formate benötigt. Dazu gehören etwa Peer-to-Peer-Lernen, bei dem Mitarbeitende voneinander lernen, oder Best-Practice-Sharing mit konkreten Erfolgsbeispielen. Eine Kombination aus digitalen und analogen Lernformaten kann für maximale Wirksamkeit sorgen.
Netzwerke fördern Wandel
Einzelne Promotor*innen wirken am stärksten, wenn sie Teil eines größeren Netzwerks sind. Sie verbinden R&D mit Einkauf, Produktion mit Marketing und verknüpfen unternehmensinterne Initiativen mit externen Partnerschaften. Dadurch wird CE nicht nur als Nischenthema wahrgenommen, sondern als unternehmensweite Aufgabe.
Auch unternehmensübergreifende Netzwerke sind entscheidend: Sie ermöglichen den Austausch über Branchen- und Sektorengrenzen hinweg, fördern Standardisierungen und eröffnen Raum für gemeinsames Lernen und Innovation. Plattformen, die diesen Austausch strukturiert ermöglichen, werden zu Katalysatoren für die Transformation der gesamten Wertschöpfungskette.
Der richtige Zeitpunkt
Die lineare Wirtschaft hat ausgedient. Die Circular Economy ist der Weg zu resilienterem Wirtschaften. Doch sie gelingt nur, wenn eine kritische Masse an Unternehmen gemeinsam voranschreitet. Dazu braucht es Unternehmen, Unternehmen, die Promotor*innen identifizieren, fördern und strategisch einsetzen. Es erfordert Mitarbeitende, die CE als Chance für eigene Weiterentwicklung verstehen. Und es müssen Netzwerke geschaffen werden, die Wissen und Willen multiplizieren.
„Die Investition in eine funktionierende Circular Economy wird sich auszahlen. Um diesen Wandel voranzutreiben, müssen Unternehmen nach geeigneten Promotor:innen suchen, diese ausbilden und ihnen das Mandat geben, die Circular Economy voranzutreiben. Es sind genau diese Menschen, die eine zentrale Rolle bei der Transformation spielen werden“, heißt es abschließend im Bericht.






