Die EU schreibt zwar die Einführung eines Textil-EPR-Systems vor, hat jedoch keine konkreten Umweltziele oder Maßnahmen zur Zielerreichung definiert. Um bestehende Erfahrungen und Expertisen in die Umsetzung der Richtlinie einzubringen und Rücknahme-, Sortier- und Verwertungsstrukturen im Textilbereich von vornherein so zu gestalten, dass sie sowohl ökologisch wirksam als auch wirtschaftlich tragfähig sind, nimmt GRS PRO Textil seine Rolle als Impulsgeber und Koordinator aktiv wahr und bringt das Thema Kreislaufwirtschaft für Textilien gemeinsam mit seinen Partnern des Gesamtverbandes textil + mode sowie der Stiftung GRS und der Deutschen Umwelthilfe wahr einen bedeutenden Schritt voran.
Im Mittelpunkt des Stakeholder-Dialogs standen Fragen wie:
- Was wären konkrete Umweltziele? Was will man mit diesen erreichen?
- Sammelquoten kennt man aus anderen Bereichen – sind diese sinnvoll auch für Textil? Was kommt nach der Sammlung?
- Welche Anforderungen an Umweltziele können Hersteller praktisch erfüllen?
- Welche internen Prozesse oder Partnerschaften haben sich bewährt, um Nachhaltigkeit messbar zu verbessern?
- Welche Kooperationen zwischen Herstellern, Kommunen und karitativen Organisationen wären notwendig, um Stoffströme stabil und nachhaltig zu organisieren?
- Welche Geschäftsmodelle haben das größte Potenzial zur Abfallvermeidung und Verlängerung der Nutzungsdauer?
- Welche Anreize oder Förderinstrumente fördern die Teilnahme von Konsumierenden an diesen Modellen?
Bereits im November 2025 hatte GRS PRO Textil gemeinsam mit dem Faserinstitut Bremen (FIBRE) eine Studie zum Stand der Technik und zum Entwicklungsbedarf bei Recycling- und Verwertungsverfahren für Textilien veröffentlicht. Dort wurde deutlich: Obwohl das Potenzial für hochwertiges Textilrecycling groß ist, hinkt die industrielle Umsetzung derzeit deutlich hinterher. Der Stakeholder-Dialog griff diese Ergebnisse auf: Anhand konkreter Fallbeispiele und systemischer Anforderungen wurde herausgearbeitet, wie Rücknahmekonzepte, digitale Reporting-Tools und partnerschaftliche Verwertungsnetzwerke ausgestaltet sein müssen – um den Übergang zu einer echten Kreislaufwirtschaft für Textilien zu ermöglichen, die Ultra-Fast Fashion begrenzt und die Vorbereitung zur Wiederverwendung sowie qualitativ hochwertiges Recycling fördert.
„Mit dem heutigen Dialog setzen wir ein klares Zeichen: Hersteller- und Händlerverantwortung darf nicht abstrakt bleiben – sie muss greifbar, operabel und wirtschaftlich tragfähig sein“, sagt Dr.-Ing. Julia Hobohm, Geschäftsführerin GRS PRO Textil und betont die Notwendigkeit, frühzeitig die Expertise aller Stakeholder zusammen zu holen, um dieses komplexe Thema wirklich sinnvoll und entlang der Bedarfe und Möglichkeiten aller Beteiligten zu regulieren.
Jonas Stracke vom Gesamtverband textil + mode ergänzt: „Nur durch enge Kooperation von Industrie, Handel, Recyclern und Gesetzgebung sowie gemeinsame Standards, verlässliche Infrastruktur und faire Geschäftsmodelle kann die Vision einer zirkulären Textilwirtschaft perspektivisch Realität werden.“
Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe betont: „Die EU hat den Auftrag klar formuliert: Die erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien muss ein hohes Niveau beim Umwelt- und Gesundheitsschutz gewährleisten. Dafür muss das Umweltministerium Ziele für weniger Textilabfälle und mehr Wiederverwendung sowie eine wirksame Ökomodulation der Herstellergebühren im Gesetz verankern.“
Die im April gestartete Reihe der Stakeholder-Dialoge „Erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien“ wird fortgeführt, um Rücknahmelösungen und Sortier- bzw. Verwertungsstrukturen gemeinsam mit Handel, Kommunen und Recycler-Partnern zu pilotieren – und gleichzeitig eine transparente Daten- und Reporting-Basis aufzubauen. Ziel ist es, frühzeitig Strukturen zu etablieren, die den Anforderungen der kommenden EPR-Regelungen gerecht werden und die Kreislaufwirtschaft im Textilsektor nachhaltig stärken.






