Kunststoffindustrie fordert Befreiungsschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Eine Umfrage von „Wir sind Kunststoff“ in Kooperation mit dem Brancheninformationsdienst „KI – Kunststoff Information“ hat Stimmen entlang der Wertschöpfungskette zur aktuellen Wirtschaftslage eingefangen.
Bild: lichtkunst.73, pixelio.de

Die Umfrage bietet Einblick in aktuelle Herausforderungen und Perspektiven der Kunststoffindustrie in Deutschland.

Die erfreuliche Nachricht: Die Industrie hat am Standort Deutschland noch eine Zukunft. Fast 77 Prozent der insgesamt 518 Befragten stimmen dieser Feststellung zu, jedoch mit der Einschränkung, dass die Industrie voraussichtlich kleiner wird und weniger Unternehmen umfasst. Die übrigen Umfrageergebnisse fallen dagegen niederschmetternd aus. Mehr als 70 Prozent bewerten den Standort aktuell mit der Schulnote „ausreichend“ (36,7 %) oder „mangelhaft“ (35,7 %). Besonders nachteilig werden die Energiekosten, Arbeitskosten, Bürokratie und Abgabenlast bewertet. Fast 70 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihre Unternehmen stark von den Energiekosten betroffen sind. Fachkräftemangel, Migrationspolitik, Einwanderungsgesetzgebung und Bildungspolitik beeinflussen zudem die Einschätzungen der Befragten.

Investitionsentwicklung und Zukunftsaussichten

Seit dem Angriff auf die Ukraine berichten 41 Prozent der Unternehmen von sinkenden Investitionen, hauptsächlich aufgrund von Planungsunsicherheit, Kostendruck und bürokratischem Aufwand. Lediglich knapp 9 Prozent der Befragten verzeichneten gestiegene Investitionen. Weniger als 12 Prozent der Befragten erwarten eine tendenzielle Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen in den nächsten fünf Jahren.

Europa droht im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden

Im Vergleich der Standortbedingungen im EU-Ausland werden die Bedingungen insbesondere in China und der USA aufgrund der dortigen Industrie-Subventionen als besonders attraktiv wahrgenommen. Fast 30 Prozent der Befragten erwägen daher eine Verlagerung ihrer Investitionen in diese Regionen. Eine Abwanderung ins Ausland kommt für eine Mehrheit der Unternehmen jedoch nicht infrage. Über 70 Prozent der Befragten planen derzeit keine Verlagerung ins Ausland, sofern es der Bundesregierung gelingt, die Standortbedingungen zu verbessern.

Wie die Industrieverbände die Umfrageergebnisse kommentieren

„Die Kunststoffverarbeiter wollen in die Zukunft ihrer Unternehmen investieren. Detail-Regulierung im Übermaß, langwierige und aufwendige Genehmigungsverfahren sowie immer mehr Dokumentationspflichten zehren am Kapital und bremsen das Engagement und die Innovationskraft des industriellen Mittelstands aus. Wir brauchen endlich einen wirksamen Befreiungsschlag – andernfalls verliert Deutschland im internationalen Wettbewerb den Anschluss.“ – Dr. Oliver Möllenstädt, Hauptgeschäftsführer GKV Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie.

„Es gibt kaum ein anderes Land, in dem die gesamte Wertschöpfungskette so präsent ist wie in Deutschland. Die Zusammenarbeit und die Innovationskraft sind weltweit führend. Wir haben die Chance, das Reallabor für die gesamte Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen zu sein, wenn die politischen Entscheidungen in den kommenden Monaten eine solche Zukunft unterstützen.“ – Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, dem Verband der Kunststoffhersteller.

„Der Kunststoffmaschinenbau ist trotz aller Hindernisse robust und im globalen Maßstab sehr wettbewerbsfähig. Die zurückliegenden Krisen wurden gut bewältigt und zeigen die Resilienz dieser Branche. Wir brauchen jetzt mehr Rückenwind aus den europäischen Märkten anstelle weiterer Hürden durch Bürokratie und Energiekosten!“ – Thorsten Kühmann, Geschäftsführer VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen.

1 KOMMENTAR

  1. Nun, es wird immer über die Bürokratie gejammert.
    Das Übel liegt na meiner Einschätzung aber nicht an den Vorschriften, die in den meisten Fällen auch sinnvoll sind und daher schwer abzuschaffen sind!
    Das Übel liegt in der Ineffizienz der Verwaltungsakte, die dazu führt, dass einersets Daten erhoben werden müssen, die niemend mehr anschaut oder auswertet und zum anderen die Reundanz bei der Bearbeitung von Verwaltungsvorgängen uber die verschiedenen Zuständigkeiten. Da die Verwaltungsakte seriell und nicht parallel bearbeitet werden, werden psie Daten pro Instanz immer wieder neu beschieden und weitergereicht. Wie in der Wirtschaft üblich, wäre ein Projektmanagement sinnvoll, wo die einzelnen Entscheidungen koordiniert werden können!

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