Women4Metals meets VDM

Am 24. März 2023 fand in Berlin die erste gemeinsame Veranstaltung des Verbands Deutscher Metallhändler und Recycler e. V. und der von Aurubis ins Leben gerufenen Initiative Women4Metals unter dem Titel „Fachkräfte, Diversität und Frauenförderung“ mit über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt.
Copyright: Aurubis

Die Veranstaltung wurde von Stefanie Klein, Tanja Winter, Nadine Zocher und Kilian Schwaiger eröffnet. Stefanie Klein, Social Engagement bei der Aurubis AG, stellte die Initiative Women4Metals vor, welche sie seit Sommer 2022 leitet, und betonte, dass die Plattform für alle offen sei und das Ziel habe, die Sichtbarkeit von Frauen in der Metallwirtschaft zu erhöhen. Der Ursprung von Women4Metals gehe auf privates Engagement einiger Kolleginnen zurück und ist seit Gründung 2019 auf der LME Week in London vertreten. Mittlerweile hat die Initiative viel internen und externen Rückenwind, den Vorstandsvorsitzenden der Aurubis AG als Sponsor, und die Vision ist daher, sie zu einer branchenweiten Initiative auszubauen, weshalb sie seit Oktober 2022 für andere Unternehmen und Verbände geöffnet ist.

Kilian Schwaiger, Geschäftsführer beim VDM, geht auf zwei Erkenntnisse ein, die er bereits bei der Planung der Veranstaltung hatte. Zum einen sei er mit der Frage konfrontiert worden, was er als Mann mit der Initiative zu tun habe, zum anderen sei er zunächst auf Unverständnis gestoßen, als er auch Kollegen für die Veranstaltung gewinnen wollte. „Unser Ziel muss es sein, dass mindestens genauso viele Männer wie Frauen hier sind, wir reden ja nicht über Chancen und Herausforderungen, die nur Frauen betreffen.“

Image verbessern

Der erste Teil der Veranstaltung bestand aus vier Impulsvorträgen, den Auftakt machte Beatrice Bartels, geschäftsführende Gesellschafterin bei DRH Deutsche Rohstoff Handelsgesellschaft mbH. Beatrice Bartels berichtete, dass es in Deutschland im Jahr 2022 1,87 Millionen offene Stellen gebe und gleichzeitig ein „War for Talents“ stattfinde, den auch die Recyclingwirtschaft zu spüren bekomme. Vorurteile gegenüber einer Branche, die mit „Schrott“ arbeitet, seien nach wie vor vorhanden, umso wichtiger sei es, den Impact der Tätigkeit für Mensch und Umwelt herauszustellen. „Die Personalgewinnung steht und fällt mit dem Image der Branche – daran müssen wir gemeinsam arbeiten.“

Bianca Zierhut, Sachbearbeiterin in der Disposition bei Scholz Recycling GmbH, schilderte dem Forum ihren Weg als Quereinsteigerin in die Branche und erläuterte die Bedeutung von Mentoring. Es sei im Leben immer wichtig, sich Menschen zu suchen, die einen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Daher würde sie es sehr begrüßen, wenn die Initiatoren der Veranstaltung eine Art Mentoring-Programm für die Branche anbieten würden. Ihr Ziel sei es, Ansprechpartnerin für jüngere Kolleginnen zu sein und diese ebenso zu fördern, wie sie selbst gefördert wurde.

Weniger an sich zweifeln

Alia Smektala, Head of Marketing & Sales bei Cronimet Environtec GmbH, begann ihren Vortrag mit einem Hinweis auf das Imposter-Syndrom, bei dem die Betroffenen ihre berufliche Leistung anzweifeln. Laut einer Studie von KPMG erleben 85 Prozent aller weiblichen Führungskräfte dieses Syndrom mindestens einmal in ihrem Leben, bei Männern sei der Prozentsatz deutlich niedriger. Alia Smektala erklärte, dass sie sich selbst dabei ertappt habe, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Es sei wichtig, sich davon nicht verunsichern zu lassen. Außerdem müsse man sich bestimmter Probleme bewusst sein, um sie lösen zu können. Es gebe feine Unterschiede, wie, dass Frauen, die klar die Richtung vorgeben, eher als „bossy“ gelten, während Männern bei ähnlichen Eigenschaften „Leadership Potential“ zugeschrieben wird. Das Mittel sei Reflexion. „Reflektiert euch selbst und fragt auch euer Gegenüber öfter, warum er so denkt, wie er denkt.“

Den letzten Impulsvortrag hielt Michael Wieland, Geschäftsführer bei Synflex Dienstleistungs GmbH, der seine Erfahrungen mit seinem Einstieg in die Branche vor über 20 Jahren schilderte und darauf hinwies, dass früher fast nur „alte“ Männer zu den Veranstaltungen gekommen seien. Heute seien zumindest ein paar junge Leute dazugekommen. Fest stehe, wenn man 50 Prozent des Potenzials ausblende, sehe die Zukunft nicht „rosig“ aus. Die Probleme seien oft hausgemacht, so Michael Wieland. Es fange bereits bei den Stellenbeschreibungen an, bei denen viel Nachwuchs verloren gehe, weil sie so geschrieben seien, dass sie „abschrecken“. Das Einzige, was wirklich zähle, sei die Einstellung zur Tätigkeit.

Kilian Schwaiger wies darauf hin, dass Verbandsveranstaltungen immer auch ein Spiegel der Branche seien. „Hinschauen, Probleme erkennen und angehen“, dabei könne der Verband immer helfen.

Viel Gesprächsbedarf

Im zweiten Teil der Veranstaltung fand ein Workshop statt, in dem die Teilnehmenden in Gruppen konkrete Lösungsansätze für die Herausforderungen erarbeiteten. Unter anderem wurde überlegt, wie die Branche für alle Nachwuchskräfte sichtbarer und attraktiver gemacht werden kann und wie die Rahmenbedingungen für Frauen verbessert werden können. Die Schwerpunkte von Women4Metals und entsprechend der Gruppenarbeit lagen auf Recruiting, Career Development & Enablement, Framework Conditions und Awareness & Communication. Zum Abschluss des Workshops wurden die Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Tanja Winter, Head Sales Rod bei der Aurubis AG und eine der Mitgründerinnen der Initiative W4M, betonte, dass die rege Diskussion in den Gruppen zeige, dass es durchaus Gesprächsbedarf gebe und dass es bereits ein Teilerfolg sei, dafür eine Plattform bieten zu können, über den sie sich sehr freue. Nadine Zocher, Leiterin der Metallakademie des VDM, wies darauf hin, dass viele der Ideen sehr anschlussfähig an das Weiterbildungsprogramm des Verbandes seien und man die Zusammenarbeit definitiv vertiefen sollte. Denn nur gemeinsam könne die gewünschte Sichtbarkeit für die Branche erreicht werden.
Stefanie Klein schloss die Veranstaltung mit der Feststellung, dass sie sehr erfreut darüber sei, dass alle Anwesenden die Möglichkeit genutzt haben, sich zu vernetzen und aktiv einzubringen und an vielen Punkten die Relevanz der Impulse sowie der Fokusthemen offensichtlich wurden. Weiterhin sei sie sehr optimistisch, dass es in absehbarer Zeit eine weitere gemeinsame Veranstaltung geben wird.

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