30 Jahre Verpackungsverordnung: „Wir brauchen jetzt Verantwortung 2.0“

Am 12. Juni 1991 wurde die Verpackungsverordnung veröffentlicht, ein bis dahin weltweit einzigartiger Gesetzestext.
Seit dem Start der Verpackungsverordnung vor 30 Jahren werden in Deutschland Verpackungen aus Kunststoff getrennt gesammelt und einer Verwertung zugeführt. Bild: Der Grüne Punkt

Zum ersten Mal verpflichtete sie Hersteller, die Verantwortung für die Entsorgung ihrer Produkte – in diesem Fall Verpackungen – zu übernehmen, auch wenn sie die Verpackungen längst aus der Hand gegeben hatten. Umgesetzt wurde diese sogenannte Erweiterte Produzentenverantwortung vom Grünen Punkt, der dazu schon 1990 gegründet worden war. Der Grüne Punkt baute in der Folge ein Getrenntsammelsystem für Verpackungen in Deutschland auf (Gelbe Tonne, Gelber Sack u. a.), an das bis 1993 praktisch alle Haushalte in Deutschland angeschlossen wurden.

„Die Verpackungsverordnung war revolutionär und visionär: Hersteller übernehmen die Verantwortung für ihre Verpackungen und kümmern sich damit um eine umwelt- und recyclingfreundliche Gestaltung. Das Konzept hat sich seitdem weltweit verbreitet und ist eine der Schlüsselstrategien gegen die globale Plastikvermüllung“, sagt Michael Wiener, CEO des Grünen Punkts. „Die Schwierigkeiten der ersten Jahre zeigen aber auch, das ein solches Konzept ständiger Weiterentwicklung bedarf.“ Der schnelle Aufbau des Sammelsystems, die von Anfang an hohen Sammelmengen und die schlechte Zahlungsmoral mancher verpflichteten Unternehmen hatten 1993 das damals noch neue System einem ersten Stresstest unterzogen.

Neue Kontrollmechanismen auf Vorschlag des Grünen Punkts sorgten für eine Stabilisierung des Systems, das seitdem ständig weiterentwickelt worden ist. 2019 hat dann das Verpackungsgesetz die Verpackungsverordnung abgelöst. „Der Grüne Punkt steht noch heute für gelebte Kreislaufwirtschaft“, so Wiener. „Wir haben inzwischen die Wertschöpfungskette erweitert und stellen selbst neuen Kunststoff aus den Abfällen der Gelben Tonne her. Recycling und Kreislaufwirtschaft sind die Schlüsselstrategien, um die Umweltbelastung durch Kunststoffabfälle in den Griff zu bekommen.“ Ohne Kreislaufwirtschaft könne auch der Klimaschutz nicht erfolgreich sein, ist Wiener überzeugt: „Fast die Hälfte der klimarelevanten Emissionen kommen aus der Material- und der Landwirtschaft. Wir müssen Ressourcen wie Kunststoff im Kreislauf führen, sonst erreichen wir die Ziele des Klimaschutzes nicht.“

Dazu fordert Wiener flankierende Maßnahmen, um den Einsatz von recyceltem Kunststoff voranzubringen: „Wir brauchen jetzt die Erweiterte Produzentenverantwortung 2.0: Wenn ein Produkt ganz oder teilweise aus Recyclingkunststoff hergestellt werden kann, dann muss das auch zur Normalität werden. Nur so bringen wir den Markt für Recyclingkunststoff und damit die Kreislaufwirtschaft voran.“

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