Feste Preise bei schwacher Nachfrage

Die aktuellen Metallnotierungen an der LME sind nach Auffassung von Analysten derzeit weiterhin zu einem großen Teil von Spekulation geprägt.
birgitH, pixelio.de

Die Notierungen liegen, so ein Händler, deutlich über dem, was fundamental gerechtfertigt ist. Wie so oft in Krisenzeiten gehen Anlagefonds in Rohstoffe, weil diese vermeintlich sicherer und gewinnbringender sind als andere Anlagen. Das plakativste Beispiel ist Gold, das Edelmetall ist so teuer wie lange nicht mehr.

Auch Kupfer notiert derzeit hoch, zuletzt (6.08.2020) lagen die Notierungen an der LME bei 6450,50 US-Dollar (Dreimonatsbasis). Die sichtbaren Kupferbestände in den lizenzierten Lagerhäusern der LME lagen bei 120.950 Tonnen. Blanker Kupferdrahtschrott (Kabul) wurde zwischen 5.150 und 5.330 US-Dollar gehandelt. Die Preise für Gehäckselte Kupferdrahtschrotte lagen bei 5.220 bis 5.390 US-Dollar für die erste Qualität (Kasus) und 4.930 bis 5.150 US-Dollar für die zweite Qualität (Katze). Nicht legierter Kupferdrahtschrott (Kader) erlöste 4.980 bis 5.180 Euro, die zweite Qualität (Kanal) 4.790 bis 4.980 Euro. Schwerkupferschrott (Keule) kostete 4.700 bis 4.820 Euro.

Weiterhin geringe Nachfrage

Das Problem: Trotz hoher Preise ist die Nachfrage weiterhin verhalten. Die Metall- und metallverarbeitende Industrie produziert weiterhin auf Sicht, es fehlt in vielen Bereichen an Abnehmern. Viele Gießereien oder Halbzeugwerke klagen über mangelnde Aufträge und fehlende Perspektiven. Auch wenn die Mehrzahl der Unternehmen derzeit noch gut über die Runden kommt, blicken doch fast alle Marktteilnehmer mit Sorge auf die kommenden Monate.

Die Corona-Pandemie ist nicht, wie viele Menschen Ende Mai wohl glaubten, zu Ende, sondern – vor allem global – auf einem Höhepunkt. Niemand kann einschätzen, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickelt, entsprechend vorsichtig agiert die Wirtschaft. Langfristige Verträge haben in der Metallwelt inzwischen Seltenheitswert.

Aluminiumpreise ziehen an

Die Aluminiumnotierungen lagen an der LME zuletzt bei 1.722 US-Dollar und haben damit das Preisniveau von vor einem Jahr erreicht. Aluminiumlegierungen kosteten an der LME 1.355 US-Dollar. Die LME-Bestände lagen bei 1.632.325 Tonnen für HG Aluminium und 5.540 Tonnen für Aluminium Alloy. Drahtschrott aus Reinaluminium wurde zwischen 1.320 und 1.460 Euro gehandelt und Aluminiumprofilschrott (Alter) zwischen 1.320 und 1.400 Euro. Die Preise für neuer Alu-Leg. Schrott (Angel) lagen bei 950 bis 1.120 Euro. Aluminiumspäne (Autor) erlösten zwischen 560 und 660 Euro.

Zu Beginn der Coronakrise notierte Aluminium über Wochen hinweg deutlich niedriger. Aber auch hier darf die aktuelle Notierung nicht über den mangelnden Absatz hinwegtäuschen. Insbesondere der für die Aluminiumwirtschaft so wichtige Automobilbereichbereich präsentiert sich weiterhin schwach. Auch die Luftfahrtindustrie liegt weiter am Boden.

Verbessertes Klima

Ein Trost mag sein, dass der für die deutsche Wirtschaft so wichtige Ifo-Index auch im Juli erneut angestiegen ist. Im verarbeitenden Gewerbe habe sich das Geschäftsklima erneut deutlich verbessert, so das Ifo-Institut. Die aktuelle Lage werde von den Industrieunternehmen nicht mehr ganz so schlecht eingeschätzt wie in den Vormonaten. Die Kapazitätsauslastung konnte von 70,4 auf 74,9 Prozent gesteigert werden. Sie liegt aber immer noch erheblich unter ihrem langfristigen Durchschnitt von 83,5 Prozent.

Auch das Statistische Bundesamt veröffentlicht überraschend positive Zahlen. Danach war der preisbereinigte Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe im Juni saison- und kalenderbereinigt 27,9  Prozent höher als noch im Mai. Vergleicht man diese Zahlen allerdings mit den Werten im Vergleichszeitraums des Vorjahres, so lagen diese um 11,3 Prozent niedriger. Insbesondere Aufträge aus dem Ausland seien, so das Statistische Bundesamt, zuletzt deutlich angestiegen. Ein Hoffnungsschimmer auch für Metalle.

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