Mit KI erfolgreich gegen Müllberge

Die vor rund einem Jahr gestarteten Tests im Rahmen des „Smart Village Projektes“ von Energie Steiermark und Saubermacher AG in Feldkirchen bei Graz und Riegersburg zeige, wie sich die Mülltrennmoral mit moderner Technologie messbar verbessern lasse, mittels GPS-Streckenerfassung Rechtssicherheit geschaffen werde und über Eissensoren Winterdienst bedarfsgerecht durchgeführt werden könnte.
Martin Graf (Energie Steiermark), Christian Purrer (Energie Steiermark), Hans Roth (Saubermacher), Landeshautpmann-Stellvertreter Michael Schickhofer, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Erich Gosch (Bürgermeister Feldkirchen), Manfred Reisenhofer (Bürgermeister Riegersburg), (v.l.n.r), Bild: Saubermacher/Scheriau

Die Verbesserung der Recyclingquote, eine Reduktion der Rest-müll-Menge, höhere Transparenz und bedarfsgerechte Services für Gemeinden und ihre BürgerInnen: Das seien die Ziele der Projekte, die die beiden steirischen Betriebe vor rund zwölf Monaten gestartet haben. „Sowohl in Feldkirchen als auch in Riegersburg haben wir diese Ziele erreicht“, ziehen Christian Purrer und Martin Graf, Vorstandsduo der Energie Steiermark, und Hans Roth, Gründer der Saubermacher AG, eine positive Bilanz der Testphase. Saubermacher habe in beiden Gemeinden den Einsatz eines sogenannten Wertstoffscanners in Kombination mit Direktfeedback an Bürgerinnen und Bürger sowie intelligente Mülltonnen getestet. Die Energie Steiermark habe in der Gemeinde Riegersburg die Pilotprojekte GPS-Streckenerfassung und Eissensoren in der Fahrbahn und gemeinsam mit der Gemeinde Feldkirchen Spezialsensoren getestet, die Beleuchtungsgrad und -dauer von Straßenlaternen effizi- enter machen sollen.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zeigte sich von den Projekten begeistert und gratulierte zum erfolgreichen Testlauf. „Diese Projekte verdeutlichen einmal mehr, dass die Steiermark mit ihrem Fokus auf Wissenschaft, Bildung und Ausbildung richtig liegt. Diese Technologien zeigen, was die steirischen Talente und klugen Köpfe alles können. Die gute Zusammenarbeit innovativer Unternehmen, wie Saubermacher und der Energie Steiermark, mit unseren ausgezeichneten Hochschulen und Forschungseinrichtungen macht die Steiermark erfolgreich. Wir sind ein kleines Land, aber mit fortschrittlichen Technologien können wir einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, so der Landeshauptmann, der den beiden Unternehmen für die Initiative dankte.

„Mit Steiermark 2030+ haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Steiermark fit für die Zu-kunft zu machen. Es freut mich insbesondere, dass zwei steirische Vorzeigebetriebe hier eng zusammenarbeiten und die neuesten Innovationen in die steirischen Gemeinden bringen. Ich werde diese beiden Unternehmen mit dem steirischen Regionalresort natürlich dabei unterstützen, die steirischen Regionen noch moderner und lebenswerter zu machen“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer.

Wertstoffscanner verbessert Mülltrennung
Konkret habe der Anteil an Fehlwürfen im Restmüll halbiert werden können. Im Restmüll der beiden Gemeinden lande nur noch halb so viel Altpapier, Kunststoffe oder Metalle sowie Bioabfälle. An besonders guten Tagen hätten die Fehlwürfe sogar um bis zu 80 Prozent verringert werden können. Das Konzept sei weltweit einzigartig. „Das ist ein toller Erfolg“, so Erich Gosch, Bürgermeister von Feldkirchen „denn Restmüll ist die teuerste Abfallart. Wenn die Menge sinkt, profitieren davon nicht nur die Kommunen, sondern auch die Gesellschaft und die Umwelt insgesamt.“ „Das System hat mich überzeugt und auch die Bevölkerung. Deshalb habe ich die Diskussion zu einer verbandsweiten Einführung bereits begonnen“, informiert Manfred Reisenhofer, Bürgermeister von Riegersburg, über seine Pläne rund um ein „smartes Village Riegersburg“. Die EU-Kreislaufwirtschaftsziele geben vor, dass Österreich insgesamt ca. 500.000 Tonnen mehr Abfälle recyceln muss. „Würde man das Wertstoffscanner-System flächendeckend einsetzen, hätte man die Hälfte dieses Ziels schon erreicht“, sagt Hans Roth. „Wir stimmen uns gerade mit verschiedenen Kommunen ab, in welcher größeren Region wir unsere Systeme ab 2020 einsetzen wer- den,“ so Roth weiter.

Schlaue Mülltonnen für mehr Service
Die intelligenten Mülltonnen erkenne mittels High- Tech Sensor, wie voll die Tonne ist, und melde diese Daten an eine Plattform. Damit würden bedarfsgerechte Entleerservices möglich. „Denken Sie beispielsweise an übervolle Mülltonnen nach Geburtstagsfeiern und Co. Die Entsorger können ihre Touren dynamisch planen und volle Mülltonnen anstatt wie heute oft im Durchschnitt nur bis zu 60 Prozent gefüllte Kübel entleeren. Das reduziert Verkehr und spart CO2“, betont Andreas Opelt, Vertriebsdirektor bei Saubermacher. Ein zusätzliches Asset sei die Früh- erkennung von Bränden. Als Funktechnologie wird NarrowBand IoT von Magenta eingesetzt.

GPS-Streckenerfassung
Durch den Einbau von Telemetrieboxen in den Kommunalfahrzeugen könnten gefahrene Strecken lückenlos aufgezeichnet werden. Die Aufzeichnung der zurückgelegten Routen bringe für Bürgermeister eine deutliche Steigerung der Rechtssicherheit, da so ein lückenloser Nachweis des Winterdienstes ermöglicht werde. „Im Falle einer Klage bei einem Unfall oder einer Verletzung eines Bürgers auf dem Gehsteig im Winter, kann bewiesen werden, dass die Gemeinde ihren gesetzlichen Verpflichtungen (Schneeräumung, Split- bzw. Salzstreuung) jederzeit nachgekommen ist“, so Reisenhofer. Die nächsten Schritte im Oktober seien die Anbindung der Salz- bzw. Splitstreugeräte auf den Fahrzeugen. Durch die Datenanbindung der Streugeräte könne neben der aufgezeichneten Strecke auch die Streuweite cm-genau und die Menge an gestreutem Split erfasst werden. Dies gehe soweit, dass durch die erfasste Splitmenge in allen Fahrzeugen eine Anbindung an das Warenwirtschaftsprogramm möglich sei, in welchem dann ab einem gewissen Minimum-Lagerstand an Salz oder Split, automatisch eine Materialbestellung ausgelöst wird.

Eissensoren
Durch die Eissensoren in den Straßen könne der Winterdienst noch bedarfsgerechter und dadurch effizienter durchgeführt werden. Im Fall von Riegersburg werde derzeit von drei Gemeindebediensteten über die Wintermonate ein regelmäßiger Streckendienst durchgeführt. „Durch das Einfräsen von Sensoren an 13 von der Gemeinde definierten neuralgischen Stellen (Brücken, Gräben usw.), ist dieser Streckendienst hinfällig. Ab einer bestimmten Asphalttemperatur bzw. bei Eisbildung, kommen über die Sensoren Meldungen an die jeweiligen Streckenverantwortlichen im Winterdienst und diese können dadurch effizient im Bedarfsfall die Schneeräumung bzw. Splitstreuung durchführen“, erklärt Bürgermeister Reisenhofer.

Als Vorreiter technologischer Entwicklungen arbeite Saubermacher mit Joanneum Research und der TU Graz zusammen. Wichtige Projektpartner seien auch der Steirische Abfallwirtschaftsverband sowie die Energie Graz. Mit T-Matix, Denovo, Sloc und Magenta sind weitere Unternehmen mit an Bord.

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