Smarte Städte für Nachhaltigkeit

Können Smart Cities einen Beitrag leisten, wenn es um Nachhaltigkeit durch Digitalisierung geht? Dieser Frage hat sich am Mittwoch der Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung des Bundestags gewidmet. In der Sitzung unter Leitung von Andreas Lenz (CSU) sprachen die Abgeordneten mit drei Sachverständigen.
(Pixabay / Bruno Glätsch)

Das Fazit der Abgeordneten in der Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung: Die Digitalisierung der Städte wird nur gelingen, wenn die Bürger dabei mitgenommen werden.

Francesca Bria, Commissioner of Digital Technology and Innovation in Barcelona, stellte die Erfahrungen ihrer Heimatstadt vor. Barcelona sei auf dem Weg zur digitalen Stadt. Früher sei die Diskussion um die Digitalisierung vor allem ausgehend von der Technologie geführt worden, im Mittelpunkt aber müsse die Frage stehen wie die Bürger von einer sogenannten Smart City profitieren könnten. Bezahlbarer Wohnung, Gesundheitsversorgung, Transport, Energiewende und öffentlicher Raum seien wichtige Themen für die Bürger und man müsse überlegen, wie man mit Technologie zu Verbesserungen kommen könne. Bria stellte mehrere Projekte vor, die in Barcelona getestet wurden, dafür habe die Stadt eine digitale Plattform gegründet. So sei in dem Projekt „Teile die Sonne“ die Möglichkeit angeboten worden, dass Bürger in Solarenergie investieren. Zudem habe man die Stadt in so genannte Superblocks aufgeteilt, in denen der Verkehr reduziert worden sei. So seien „grüne Räume“ geschaffen worden. Beim Umgang mit den Daten, die für eine Smart City unabdingbar seien, gehe es um das Vertrauen der Bürger: Sie müssten entscheiden können, welche Daten sie weitergeben wollten und welche privat bleiben sollen. Daten würden als Teil der öffentlichen Infrastruktur und Metagut verstanden, die der Verwaltung und Politik zur Verfügung gestellt würden, damit sie Lösungen entwickeln könnten.

Im Vergleich zu Berlin liege Barcelona „um Längen“ vorn, sagte Dieter Müller von der Technologiestiftung Berlin. Seiner Meinung nach seien Quartiere die „Moleküle“ einer Smart City; sei seien der Bereich, in dem sich entscheide, wie die Bürger leben wollten. Es gebe in Berlin bereits smarte Gebäude, in denen Daten erhoben würden, allerdings werde die bestehende Infrastruktur der IT den Anforderungen derzeit nicht gerecht. Man brauche eine Vielzahl von Daten, um auf einer Managementebene Gebäude intelligent steuern zu können, etwa bei Heizung oder Klimatisierung. Es empfehle sich, dabei auf kleine lokale Akteure zu setzen – und man müsse die Mieterinnen und Mieter dabei mitnehmen. Zusätzlich brauche es auf lokaler Ebene deutlich mehr Energiespeicher, gleichzeitig fehlten derzeit auf universitärer Ebene Experten sowie Fachleute, die die Anlagen installieren und warten könnten. Die öffentliche Hand habe die Chance bei der Digitalisierung der Städte eine Vorreiterrolle spielen zu können.
Gernot Strube von McKinsey stellte eine Studie des Unternehmens vor, die im letzten Jahr veröffentlicht wurde. Die Basisinfrastruktur einer Smart City bestehe aus drei Ebenen: der Technologie – also etwa Sensoren – , den Anwendungen und der Akzeptanz der Bürger. Man habe die Anwendung von 60 Applikationen in acht Bereichen untersucht. So könnte etwa die Pendelzeit um bis zu 20 Prozent, der Wasserverbrauch um bis zu 30 Prozent oder der Anteil unrecycelten Abfalls reduziert werden. Städte, die diese Applikationen nutzen, täten dies vor allem im Bereich der Mobilität. Grundsätzlich seien chinesische Städte dabei Vorreiter, europäische lägen im Mittelfeld. Das habe vor allem zwei Gründe: Weil die Infrastruktur in Europa in der Regel gut sei, sei der Druck, über Technologien zu Verbesserungen zu kommen, geringer. Zum zweiten sei die Skepsis bei der Verwendung der Daten hierzulande eher hoch.

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