Recyclingsystem für Papiersäcke

Fasern aus Papiersäcken können recycelt werden, ohne wesentlich an ihrer Festigkeit zu verlieren, meldet die Gemeinschaft Papiersackindustrie. Das Recyclingsystem Repasack stelle die kostenlose Rücknahme und die Wiederverwertung der in Gewerbe und Industrie verwendeten Papiersäcke sicher.
Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de

Prognosen zufolge wird der weltweite Verbrauch an Verpackungen in den nächsten Jahren stetig steigen. Aufgrund des wachsenden Umweltbewusstseins in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie der zunehmenden Verknappung von Rohstoffen sind vor allem Verpackungslösungen gefordert, die im Einklang mit dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung stehen. Was bedeutet das? Ein Umweltexperte des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) stellt zentrale Faktoren vor, die auf die Nachhaltigkeit einer Verpackung Einfluss nehmen. Die Gemeinschaft Papiersackindustrie (GemPSI) erklärt, wie sich die Papiersackindustrie in Bezug auf diese Faktoren entwickelt hat.

„Eine feste Definition oder eine Richtlinie für den Begriff nachhaltige Verpackung existiert nicht“, erklärt Benedikt Kauertz, Projektleiter Ökobilanz beim Ifeu, der sich insbesondere mit Verpackungsprodukten beschäftigt. „Um die Nachhaltigkeit einer Verpackung zu bewerten, muss man sich ihren gesamten Lebenszyklus genau anschauen. Das beginnt bei der Rohstoffgewinnung und geht über die einzelnen Produktionsschritte sowie die Distribution bis hin zur Wiederverwertbarkeit bzw. Entsorgung. Idealerweise wird der stoffliche Verwertungskreislauf am Lebensende geschlossen.“ Wenn über diese Gesamtwertschöpfungskette vergleichsweise wenige Ressourcen verbraucht werden und wenige Emissionen in Luft und Wasser entweichen, spreche man von einer nachhaltigen Verpackung. „Neben diesem ökologischen Aspekt können für einen noch ganzheitlicheren Ansatz auch soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen und Produktschutz sowie die Wirtschaftlichkeit zur Bewertung der Nachhaltigkeit hinzugezogen werden“, so der Ökobilanziar.

Betrachtet man den Lebenszyklus der Papiersackfertigung, hat die Papiersackindustrie laut GemPSI in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen bei Energieeffizienz, Materialeinsatz sowie Emissionsausstoß und Ressourcenverbrauch erzielt. Das zur Herstellung von Papiersäcken verwendete Kraftpapier besteht demnach ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Europa gewonnen werden. Über die Hälfte der in der Produktion eingesetzten Primärenergie stammt aus CO2-neutraler Biomasse. Zudem haben Verfahrensprozesse mit geschlossenem Kreislauf dazu beigetragen, Schadstoffemissionen und Wasserbelastungen zu mindern.

Der Ausstoß von CO2-Äquivalenten (CO2e) bei der Produktion vom Wald bis zum fertigen Sack konnte von 2007 bis 2012 nach GemPSI-Angaben um 16 Prozent gesenkt werden. Die CO2-Bilanz des Papiersacks (inklusive der Kraftpapierherstellung) belaufe sich insgesamt auf durchschnittlich 728 Kilogramm CO2e pro Tonne. Lässt man End-of-life-Emissionen und die durch Rückgewinnung und Abfallmanagement vermiedenen Emissionen in die Kalkulation einfließen, würde sie sich auf 512 Kilogramm CO2e reduzieren. 25-Kilogramm-Zementsäcke aus zwei Lagen Semiclupak Kraftpapier können heute mit einem CO2-Fußabdruck von weniger als 15 Gramm Kohlendioxid hergestellt werden, erklärt Wilhelm Dyckerhoff, Mitglied der GemPSI. „Im Vergleich mit den meisten anderen Verpackungsmaterialien hat der Papiersack eine günstige Ökobilanz.“ Vor dem Hintergrund, dass die nachhaltige Bewirtschaftung europäischer Waldflächen ein wichtiger Baustein in der Wertschöpfungskette von Papiersäcken ist, erziele der Papiersack noch bessere Umweltwerte. Denn würde man die dadurch gewonnene Biomasse in Europas Wäldern und die CO2-Bindung in Bäumen und im Holzprodukt rechnerisch berücksichtigen, ergäbe der CO2-Fußabdruck sogar einen negativen Wert von -282 Gramm CO2e pro Sack.

Ein Grund für die positiven Umweltwerte: Dank verbesserter Stabilität und Reißfestigkeit des Kraftpapiers konnte das Gewicht des einzelnen Sacks laut GemPSI deutlich reduziert werden. Ein Sack wiege heute rund 25 Prozent weniger als noch vor 15 Jahren. „Ein geringeres Gewicht macht sich bei der Ökobilanz einer Verpackung gleich mehrfach bemerkbar: beim Rohmaterialbedarf, bei der Materialverarbeitung, der Distribution und der Entsorgung“, erläutert Benedikt Kauertz. Darüber hinaus könne das Füllgut im Papiersack optimal dimensioniert verpackt und gelagert werden. „So zeigt sich neben der verbesserten Ökobilanz oftmals auch eine positive ökonomische Dimension“, sagt Kauertz.

Zum Ende seines Lebenszyklus biete der Papiersack gute Voraussetzungen für eine effiziente Kreislaufwirtschaft. Das zur Herstellung von Papiersäcken verwendete Kraftpapier wird aus natürlicher Zellulosefaser gefertigt, die besonders lang ist. Papierfasern können laut GemPSI vielfach recycelt werden, ohne wesentlich an ihrer Festigkeit zu verlieren. Das Recyclingsystem Repasack stelle die kostenlose Rücknahme und die Wiederverwertung der in Gewerbe und Industrie verwendeten Papiersäcke sicher. Ist eine Überführung in den stofflichen Kreislauf am Ende des Verwendungszyklus nicht mehr möglich, können die Fasern auch kompostiert werden. Auch andere Materialen, die bei der Papiersackproduktion zum Einsatz kommen, ermöglichen aufgrund ihrer natürlichen Basis laut GemPSI eine gute Wiederverwertung oder Entsorgung. Dazu gehören beispielsweise Klebstoffe auf Basis von Pflanzenstärke wie Kartoffeln oder Mais sowie Druckfarben auf Wasserbasis.

„Mit diesen Entwicklungen stehen wir noch nicht am Ende“, sagt Wilhelm Dyckerhoff. „Wir arbeiten kontinuierlich an noch effizienteren Verpackungslösungen – immer mit Blick auf die individuellen Wünsche unserer Kunden, die Herausforderungen von morgen und auf die Nachhaltigkeit.“

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