ThyssenKrupp und Outokumpu bündeln Edelstahlgeschäfte

ThyssenKrupp und Outokumpu haben den Zusammenschluss von Outokumpu und Inoxum, der Edelstahlsparte von ThyssenKrupp, angekündigt. Entsprechende Beschlüsse hätten der Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG und das Board of Directors von Outokumpu genehmigt. Der Kaufpreis entspreche einem Unternehmenswert von rund 2,7 Milliarden Euro für Inoxum. Der Zusammenschluss stehe noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Regulierungsbehörden.

Die Vereinbarung sehe vor, dass ThyssenKrupp für die Einbringung von Inoxum einen Anteil von 29,9 Prozent an dem neuen Unternehmen erhalten wird. Zudem wird Outokumpu 1 Milliarde Euro in bar zahlen, um Finanzschulden von Inoxum bei ThyssenKrupp abzulösen, sowie weitere Schulden von Inoxum, bestehend aus externen Finanzverbindlichkeiten und Pensionsverpflichtungen von insgesamt 422 Millionen Euro (Stand: 30.09.2011) übernehmen. Darüber hinaus behalte ThyssenKrupp eine Finanzforderung gegen Outokumpu im Nominalwert von 235 Millionen Euro (Stand: 30.09.2011).

Outokumpu werde im Rahmen der Transaktion sein Kapital erhöhen. Das erfordere die Zustimmung der Aktionäre von Outokumpu. Die Transaktion soll laut ThyssenKrupp bis zum Jahresende 2012 abgeschlossen werden.

Das neue Unternehmen werde unter dem Namen Outokumpu firmieren, seinen Hauptsitz in Espoo (Finnland) haben und an der NASDAQ OMX in Helsinki börsennotiert sein. Mika Seitovirta, der Chief Executive Officer von Outokumpu, werde weiterhin als CEO des neuen Unternehmens tätig sein. Als einer der Hauptaktionäre von Outokumpu nach Abschluss der Transaktion soll ThyssenKrupp einen Sitz im Board of Directors von Outokumpu erhalten. Der finnische Staatsfonds Solidium, der einen Anteil von derzeit 30,8 Prozent an Outokumpu halte, habe sich vertraglich verpflichtet, die Transaktion durch eine Beteiligung an der Kapitalerhöhung zu unterstützen.

„Neuer Weltmarktführer im Edelstahlsektor“

Durch den Zusammenschluss entstehe ein neuer Weltmarktführer im Edelstahlsektor mit einem Umsatz von rund 11,8 Milliarden Euro (annualisierte pro-forma-Zahlen für den 12-Monats-Zeitraum bis 30.09.2011) und mehr als 19.000 Mitarbeitern weltweit (zum Stichtag 30.09.2011).

Die Produktpalette und die Kundensegmente beider Partner ergänzten sich hervorragend, so ThyssenKrupp. Outokumpu sei führend bei austenitischen und Duplex-Stählen, unter anderem für die Chemieindustrie und den Energiesektor. Inoxum sei eines der führenden Unternehmen bei ferritischen, nickelfreien Stählen für die Automobilindustrie sowie Produkten der „weißen Ware“ und darüber hinaus ein bedeutender Anbieter von Hochleistungswerkstoffen, unter anderem für die Flugzeugindustrie.

Outokumpu geht davon aus, dass die Transaktion signifikante Synergien schafft. Die geplanten Synergien sollen durch eine effizientere Nutzung der Kapazitäten in Europa, durch gemeinsame Vorteile beim Einkauf und den Energiekosten sowie die Optimierung von Logistik und Vertrieb erzielt werden. Dabei plant Outokumpu laut eigener Aussage, die Schmelzkapazitäten zu reduzieren und die Flüssigphase am deutschen Produktionsstandort Krefeld zu schließen. In diesem Bereich arbeiten derzeit etwa 400 Mitarbeiter. Die Flüssigphase in Krefeld werde schrittweise bis Ende 2013 eingestellt. Mindestens bis zu diesem Zeitpunkt werde auch die bestehende Bandgießanlage fortgeführt.

Forschungs- und Entwicklungszentrum in Krefeld geplant

Insgesamt sehe die Vereinbarung eine Aufwertung des Kaltwalzwerks in Krefeld vor: Dort solle ein Forschungs- und Entwicklungszentrum eingerichtet werden; außerdem solle ein zusätzliches Kaltwalzvolumen von 70.000 bis 90.000 Tonnen pro Jahr nach Krefeld und Dillenburg verlagert werden. Für die deutschen Standorte und zur Stärkung von Forschung und Entwicklung werden laut Unternehmen insgesamt 20 Millionen Euro bis 2017 zur Verfügung gestellt.

Die Flüssigphase in Bochum werde dagegen mindestens bis Ende 2016 fortgeführt und dabei auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft, teilt der Konzern mit. Derzeit seien dort 420 Mitarbeiter beschäftigt. Um die anstehenden Veränderungen für die Mitarbeiter sozialverträglich zu gestalten, hätten die Verhandlungspartner mit den Arbeitnehmervertretern eine Vereinbarung geschlossen. Diese beinhalte unter anderem Regelungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung.

Vereinbart sei der grundsätzliche Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen an allen deutschen Produktionsstandorten bis Ende 2015. Alle Produktionsstandorte von Inoxum in Deutschland würden uneingeschränkt bis mindestens 2015 erhalten, sagt ThyssenKrupp. ThyssenKrupp hat sich zudem vertraglich verpflichtet, bis zu 600 Mitarbeiter der Inoxum-Standorte zu übernehmen, die von einem Arbeitsplatzverlust bedroht sind

ThyssenKrupp hatte die Trennung von Inoxum im Mai 2011 als Teil seiner strategischen Weiterentwicklung beschlossen. Der Konzern hatte im Rahmen einer Portfoliooptimierung angekündigt, sich von solchen Geschäften zu trennen, für die alternative strategische Optionen außerhalb des Konzerns tragfähiger sind. Insgesamt handelt es sich laut ThyssenKrupp dabei um Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von rund 10 Milliarden Euro.

Mit der nun beschlossenen Einbringung von Inoxum habe ThyssenKrupp nur neun Monate später für rund 80 Prozent des zu veräußernden Umsatzvolumens Verkaufsverträge unterzeichnet oder die Transaktionen bereits abgeschlossen. Die beiden Verkaufsprozesse für Waupaca und Tailored Blanks würden ebenfalls planmäßig voranschreiten.

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